Salzburg: Diözesaner Frauentag in St. Virgil zu Judentum
Wann ist Jesus eigentlich Christ geworden? War er nicht ein zutiefst gläubiger Jude? Was kann man heute über seinen Glauben und sein Selbstverständnis als Jude sagen? Diese Fragen und die Besinnung auf die gemeinsame jüdische Wurzel, die alle christlichen Konfessionen trägt, standen beim Salzburger ökumenischen Frauentag am Samstag in St. Virgil im Vordergrund. Rund 100 Frauen begrüßte Roswitha Hörl-Gaßner, die Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung in der Erzdiözese Salzburg (kfb-Salzburg). Hörl-Gaßner definierte Ökumene mit ihren eigenen Worten und unterstrich dabei das "Öffnen für das Andere", das "Miteinander auf dem Weg sein" und das "Erfahrungen teilen".
Prof. Susanne Plietzsch vom Zentrum für Jüdische Kulturgeschichte an der Universität Salzburg widmete sich in ihrem Vortrag der Frage "Was glaubte Jesus?" Sie blickte auf die Evangelien, "die uns einen Jesus zeigen, der ganz in der jüdischen Überlieferung und im jüdischen Alltag seiner Zeit in Galiläa, an anderen Orten des römischen Palästina und in Jerusalem steht". Wie Plietzsch erläuterte, habe Jesus in Synagogen gelehrt und diskutiert. "Seine Auslegung ist unbequem oder radikal, aber sie kommt bei vielen an." Die Vorstellung einer Zeitenwende sei damals durchaus gängig gewesen; ebenso die Vorstellung von einer Messiasgestalt, eines endzeitlichen davidischen Herrschers, so die Theologin mit dem Spezialgebiet Jüdische Religionsgeschichte.
Jüdischer Alltag und Feste im Jahreskreis
Einblicke in das jüdische Alltagsleben gab Jeanine Weiß, Religions-Philosophin und Lehrbeauftragte der Universität München und Genua. Weiß ist Mitglied der Israelitischen Kultusgemeinde München-Oberbayern, die 9.500 Mitglieder hat. Die Wiedereröffnung der Hauptsynagoge sei relativ rasch nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgt. Heute habe München fünf Synagogen und zwei Rabbinate, die Pfarrämtern ähnlich seien. "Es gibt auch eine Volksschule, Jugendzentren, ein Altenheim und eine Volkshochschule."
Die Religions-Philosophin beschrieb ihren Zuhörerinnen außerdem die wichtigsten Feste im Jahreskreis: Angefangen von Purim im März, dem Pessachfest, Jom Kippur, dem Versöhnungsfest und höchsten Feiertag bis Sukkot, dem Laubhüttenfest im Herbst.
Gemeinsame Vorbereitung des Frauentages
In die Organisation des gemeinsamen Tages waren evangelische und katholische Frauen eingebunden. "Wir wollten uns nicht die Unterschiede anschauen, sondern die gemeinsame Wurzel und die ist Jesus. Und da Jesus Jude war, kamen wir auf das Judentum", erläutert Olivia Keglevic, Regionalreferentin der kfb der Erzdiözese Salzburg, wie das Thema des Frauentages zustande kam. "Das gemeinsame Vorbereiten der Veranstaltung war etwas sehr Schönes und hat den eigenen Horizont erweitert; die evangelischen Frauen sind uns mittlerweile sehr vertraut", so Keglevic, die sich über den gelungenen ökumenischen Frauentag freut. Den Abschluss bildete nach verschiedenen Workshops eine gemeinsame liturgische Feier.
Quelle: kathpress