Kärntner Caritas besorgt über Einsparungen im Sozialbereich
Die Kärntner Caritas hat sich besorgt über die Einsparungen der Regierung im Sozialbereich geäußert. Werde die Bedarfsorientierte Mindestsicherung wie diskutiert umgesetzt, befürchtet "Menschen in Not"-Bereichsleiter Christian Eile eine deutliche Verschlechterung etwa für Working Poor oder Kinder in jetzt schon gefährdeten Familien Verstärkung dieses Trends. "Erhält man ab dem dritten Kind tatsächlich nur noch rund 45 Euro, dann kann man damit die existenziellen Bedürfnisse eines Kindes nicht mehr ausreichend decken", gab er bei der Präsentation des Caritas-Wirkungsberichts 2017 zu bedenken. Sorge bekundeten Caritas-Fachleute auch über die Mittelkürzungen bei der Familienberatung und bei den Lerncafés.
Vorgestellt wurde der Jahresbericht am Montag in Klagenfurt von Caritasdirektor Josef Marketz und einigen seiner engsten Mitarbeitern. Bereichsleiter Eile sei "alarmiert" über die hohe Zahl armutsgefährdeter Kärntner, hieß es in der Caritas-Aussendung. Deren Gesamtzahl von 58.000 Menschen sei zwar im Vorjahr leicht rückläufig gewesen, aber die Betroffenen "werden immer ärmer", so der Experte. Viele hätten Schwierigkeiten, ihre Mieten zu zahlen, die Wohnung im Winter entsprechend zu heizen oder es fehle sogar das Geld, um ausreichend Lebensmittel einzukaufen.
Kürzungen durch den Bund gebe es auch bei den Lerncafés. 97 Freiwillige haben laut Caritas im Vorjahr in den fünf Lerncafés 169 Schülern kostenlose Lernbetreuung am Nachmittag angeboten. Die von der Caritas angebotenen gesunde Jause für die Kinder musste aus finanziellen Gründen stark eingeschränkt werden, bedauerte Eile. Werde der Sparstift weiter angesetzt, dann würde die Caritas die Lerncafés in dieser Form generell nicht mehr betreiben können.
"Bei der achtprozentigen Kürzung der durch Bundesmittel geförderten Familienberatung sind auch wir leidtragend", informierte Ursula Luschnig, Bereichsleiterin "Menschen in Krisen". Ihre Sorge: Die Kürzung würde in Kärnten konkret rund 350 Menschen treffen, die dann keinen Beratungsplatz bekommen würden oder dafür monatelang auf der Warteliste stehen müssten. Die Caritas ist nicht nur eine Hilfsorganisation, sondern auch ein Dienstleistungsunternehmen in den Bereichen Pflege, Menschen mit Behinderungen, Schulen und Kinderbetreuung. Sie setzte laut dem Wirkungsbericht 2017 in allen Bereichen mehr als 42 Millionen Euro ein. Die Kosten für Administration und Infrastruktur hätten dabei nur "schlanke 4,4 Prozent" der Mittel betragen. "Viele unserer Tätigkeiten und Projekte sind nur dank der Spender möglich, weil die Förderungen der öffentlichen Hand bei weitem nicht ausreichen", sagte Caritasdirektor Marketz. Er bedankte sich für deren Großzügigkeit und appellierte zugleich: "Wir brauchen die Solidarität aller, um Menschen in Not weiterhin treffsicher helfen zu können!"
887 hauptamtliche Mitarbeiter
Der Wirkungsbericht 2017 enthält beeindruckende Zahlen: 3.184 Menschen suchten - "als letzten Ausweg " - eine der vier Sozialberatungsstellen in Kärnten auf. Mehr als 183.200 Euro wurden an 850 Menschen für den Bereich Wohnen ausgeschüttet und mit knapp 20.000 Euro vermehrt Kindergärten- und Hortbeiträge finanziert. 4.725 Menschen kamen zusätzlich in die Einrichtungen der Familien- und Lebensberatung, um sich in 17.680 Gesprächen beraten zu lassen oder psychotherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Darüber hinaus kontaktierten 381 Klienten die Suchtberatungsstellen, 495 Männer und Burschen die Männerberatung. 13.364 Mal klingelte der Apparat in der Telefonseelsorge. Die half 289 Mal auch via Online- und Chatberatung.
Der Tatendrang der Caritas sei trotz der Probleme "ungebrochen". Konzepte, wie die Neugestaltung der Kleiderläden "carlas" sowie der Einstieg in grenzüberschreitende Projekte befänden sich in den Startlöchern. "Wir gehen neue Wege", meinte Marketz und verwies auf den Einsatz von 887 hauptamtlichen Mitarbeitern und weiteren 458 in den pfarrlichen Kinderbetreuungseinrichtungen. (Info: www.caritas-kaernten.at/wirkungsbericht)
Quelle: kathpress