Graz: Bischof Krautwaschl warnt Neupriester vor Erfolgsdenken
Der steirische Bischof Wilhelm Krautwaschl hat am Sonntag im Grazer Dom drei Diakone zu Priestern geweiht. Die Neupriester sind der gebürtige Vietnamese Anton Quoc Tung Nguyen, der aus Maisbirbaum (NÖ) stammende Franziskaner P. Karl Maria (Martin) Schnepps und der Südsteirer Roman Kriebernegg. Bei dem Gottesdienst wurden außerdem Ioan Liviu Bilc, Anton Luu Thai Hong und Johannes Van Huy Doan zu Diakonen geweiht. In seiner Ansprache warnte Krautwaschl vor Erfolgsdenken, denn "der Dienst des Diakons, der Dienst des Priesters ist nicht die Überwachung des Erfolgs der Glaubensverkündigung, sondern ist die Aussaat. Jemand anderer lässt wachsen, jemand anderer erntet auch."
Dieses Wissen sei "ungemein entlastend", betonte der Bischof. Die Gegenwart sei bestimmt von Effizienz, und "gerade in einer Zeit, in der vieles von dem, was Menschen tun, nach dem Grad des Erfolgs bemessen wird, ist die Frage nach der Bereitschaft, etwas zu tun - und das mit ganzem Herzen - befreiend". Würde auch bei der diakonalen und priesterlichen Weihe das Maß, das üblicherweise an menschliches Tun angelegt werde, gelten, dann "wäre es nicht weit zur Enttäuschung und heillosen Überforderung".
Die Kirche in Österreich sei konfrontiert mit einer abnehmenden Zahl von Amtsträgern, einer kleiner werdenden Zahl an Katholikinnen und Katholikinnen, größer werdenden Verantwortungsbereichen für Menschen in der Seelsorge, vielfachen gesellschaftlichen Herausforderungen wie einer säkularen Welt, einer Durchmischung der Gesellschaft mit Menschen verschiedener Herkunft und Religion sowie mit Imageverlust. "Es könnte durchaus sein, dass Ihr Euch überfordert fühlen müsstet: 'Was sind doch wir für so viele und so vieles?'", so Krautwaschl an die Weihekandidaten.
Die Befreiung von diesem Stress komme aus dem "Glauben an Jesus Christus, den Lebendigen". Er befreie "von den vielfachen Zwängen, denen sich Menschen - scheinbar - unterwerfen müssen".
Neupriester Roman Kriebernegg stammt aus St. Katharina in der Wiel, besuchte nach der Volksschule das Bischöfliche Gymnasium und Seminar in Graz. Die Faszination für die altgriechische Sprache weckte in ihm den Wunsch, das Neue Testament besser kennenzulernen. Nach der Matura trat er ins Priesterseminar ein.
Anton Nguyen Quoc Tung Anton stammt aus Xa Doa in Vietnam. Nach der Matura kam Anton Nguyen nach Österreich und arbeitete bei den Barmherzigen Brüdern. Nach einigen Jahren in verschiedenen Krankeneinrichtungen "erwachte in mir die große Sehnsucht nach dem Priestertum", sagte er dem "Sonntagsblatt". Im Jahr 2010 trat Nguyen ins Grazer Priesterseminar ein, 2016 beendete er das Theologiestudium. Sein Primizspruch lautet "Freude und Hoffnung", "denn als Priester gehe ich mit dem Volk Gottes auf den Weg der Hoffnung, in dem ich Freude und Leid mit den Menschen teile", schreibt Anton Nguyen.
Pater Karl Maria Schnepps OFM ist gebürtiger Niederösterreicher. Er entdeckte den Glauben als Reichtum und Freude für sein Leben beim Weltjugendtag in Köln und dem Jugendtreffen in Pöllau. "Damals habe ich neu begonnen, meine Berufung als Getaufter zu leben, zu beten und mich in der Pfarre zu engagieren", erzählte Schnepps dem "Sonntagsblatt". Nach der Matura und dem Zivildienst prüfte er die Gedanken an ein Leben in einem Orden. Er entschied sich für den Franziskanerorden, bei dem er 2009 eingekleidet wurde.
Mindestens 22 Männer, die aus Österreich stammen oder wesentliche Teile ihrer Priesterausbildung hierzulande absolviert haben, wurden bzw. werden im Jahr 2018 zu katholischen Priestern geweiht. Diese Zahl liegt knapp über jener im Vorjahr (20). Insgesamt leben und wirken in Österreich derzeit rund 4.000 katholische Priester.
Am Samstag hatte Kardinal Christoph Schönborn fünf Priester für die Erzdiözese Wien geweiht. Am Sonntag fand auch in Innsbruck eine Priesterweihe statt. Im Dom der Tiroler Landeshauptstadt weihte Bischof Hermann Glettler die künftigen Priesteramtsmitbrüder Fritz Kerschbaumer, bisher Diakon im Seelsorgeraum Jenbach-Münster-Wiesing, und P. Dominikus Kraschl, einen Franziskaner.
Quelle: kathpress