Regierungsparteien brechen Lanze für Religionsunterricht
Ethikunterricht ja, aber nicht auf Kosten des konfessionellen Religionsunterrichts: Das war der Tenor unter den Regierungsparteien ÖVP und FPÖ, als am Donnerstag im Parlament über einen Vorschlag der Neos debattiert wurde. Diese treten dafür ein, an allen Schultypen das Pflichtfach "Ethik und Religionen" zusätzlich zum konfessionellen Religionsunterricht einzuführen. ÖVP und FPÖ warnten demgegenüber davor, "dass ein solches Fach letztlich auf Kosten des konfessionellen Religionsunterrichts in den Schulen gehen würde", berichtete die Parlamentskorrespondenz am Donnerstagabend. Es bestehe auch die Gefahr, dass der Staat dann keinen Einblick mehr in die vermittelten Inhalte hätte, würde Religionsunterricht vermehrt außerschulisch erteilt.
In dieses Horn stieß ÖVP-Bildungssprecher Rudolf Taschner: Er verwies auf die schlechten Erfahrungen gerade laizistischer Staaten damit, wenn Religionsunterricht nicht mehr in den Schulen, sondern "in den Hinterhöfen" erfolgte. Ein allgemeiner Ethikunterricht dürfte den bisherigen Religionsunterricht nicht verdrängen. Das wäre aus seiner Sicht aber über kurz oder lang eine unvermeidliche Folge des Neos-Modells, warnte Taschner. Er trat dafür ein, dass Religion von Menschen vermittelt wird, welche diese auch glaubhaft vertreten. Dieser Religionsunterricht dürfe jedoch nicht missionierend geführt werden, sondern müsse der Aufklärung verpflichtet sein. Ab 14 Jahren könnten die Schüler dann ja selbst entscheiden, ob sie ihn weiter besuchen wollen, erinnerte der Bildungssprecher. Falls sie sich dagegen entscheiden, sollte es für sie "das Kompensationsfach Ethik" geben.
Für die FPÖ-Abgeordneten Hannes Amesbauer und Christian Schandor hat sich die derzeitige Regelung seit langem bewährt. Religion und auch die Kirchen hätten eine identitätsstiftende Funktion, die nicht gefährdet werden solle. Laut Amesbauer plante die Bundesregierung, einen verpflichtenden Ethikunterricht für alle Schüler, die sich vom Religionsunterricht abmelden, einzuführen.
Strolz: Religionsgemeinschaften offen
Die Schulen sollen auf den Alltag vorbereiten, zu dem auch der religiöse und weltanschauliche Pluralismus der Gesellschaft gehöre, sagte der Anstoßgeber der Debatte, NEOS-Klubobmann Matthias Strolz. Nicht zuletzt deshalb, weil die Religion wieder mehr Bedeutung in der Gesellschaft erhält, trete er dafür ein, dass Kinder und Jugendliche ab der ersten Schulstufe die Grundsätze einer pluralistischen, offenen und demokratischen Gesellschaft vermittelt bekommen und ihr Wissen über verschiedene Religionen erweitern können. Strolz ortet bei Vertretern der Religionsgemeinschaften mehr Bereitschaft dafür als bei den Koalitionsparteien. Der konfessionelle Unterricht solle nicht aus den Schulen verbannt werden, unterstrich Strolz, die Argumente von Taschner seien hier sicherlich zu bedenken.
Mit einem Ja zum konfessionellen Religionsunterricht eröffnete Elisabeth Feichtinger (SPÖ) ihre Rede und sagte: "Als ausgebildete Religionspädagogin stehe ich dem konfessionellen Religionsunterricht positiv gegenüber und erachte ihn für äußerst wichtig." Sie trat für eine Lösung ein, die dem Rechnung trägt, dass die große Mehrheit der Schüler sowohl einen Ethikunterricht als auch den Religionsunterricht als wichtig ansehe und plädierte für eine "runden Tisch" mit Schüler-, Lehrer- und Eltern-Vertretern sowie den Kirchen und Religionsgemeinschaften. Positiv erwähnte Feichtinger den kooperativen Religionsunterricht unter Wahrung der Konfessionalität, der bereits zwischen Kirchen in ökumenischer Zusammenarbeit an einigen Schulen praktiziert wird.
Laut Wolfgang Zinggl (PILZ) hat sich der Schulversuch Ethikunterricht bewährt, es sei an der Zeit, ihn allen Schülern anzubieten.
Quelle: kathpress