Theologischer Preis der Salzburger Hochschulwochen für Hans Joas
Der "Theologische Preis" der Salzburger Hochschulwochen wird heuer an den bekannten deutschen Soziologen und Sozialphilosophen Hans Joas verliehen. Das teilte der Obmann der Salzburger Hochschulwochen, Martin Dürnberger, am Dienstag gegenüber "Kathpress" mit. Der renommierte Preis würdigt das theologische Lebenswerk Joas', welches für eine zeitgemäße und zeitsensible Theologie gleichermaßen "anregend, herausfordernd" und "immer wieder produktiv" sei, wie es in der Begründung der Jury heißt.
Joas' wissenschaftliche Arbeiten zeichnen sich durch eine "komplexe Vielfältigkeit" mit dabei "stets klaren Perspektiven" aus, heißt es in der Jury-Begründung weiter. Dies betreffe sowohl die religionssoziologischen Arbeiten Joas' als auch seine "weithin diskutierten Forschungen zur Entstehung von Werten oder zur Genealogie der Menschenrechte" sowie seine "Reflexionen auf die Zukunft des Glaubens und der Kirche im engeren Sinn". Darüber hinaus zeichne sich Joas durch eine "Form kritischer Zeitgenossenschaft" aus, die für "drängende Fragen und Probleme der Gegenwart sensibel" sei und ein klares Bewusstsein von den Ressourcen wie auch Problemen besitze, "die Religionen in diesen Gemengelagen einbringen".
Verliehen wird der mit 5.000 Euro dotierte Preis am 1. August im Rahmen der "Salzburger Hochschulwoche" in Salzburg, die vom 30. Juli bis 5. August unter dem Generalthema "Angst?" steht. Gestiftet wird das Preisgeld heuer von der Abtei Muri Gries in dankbarer Erinnerung an den im Vorjahr verstorbenen Abt Benno Malfèr, so Dürnberger. Die Laudatio auf Hans Joas wird der Koblenzer Religions- und Rechtsphilosoph Matthias Jung halten.
Der Jury gehören neben Hochschulwochen-Obmann Dürnberger der Rektor der Universität Salzburg, Heinrich Schmidinger, Erzabt Korbinian Birnbacher, die Salzburger Bibelwissenschaftlerin Marlies Gielen sowie der Leider Katholischen Akademie in Bayern, Florian Schuller, an.
Unter den Preisträgern der vergangenen Jahre sind herausragende Wissenschaftler wie Eberhard Schockenhoff (2017), Jan und Aleida Assmann (2016), Angelika Neuwirth (2015), Christoph und Michael Theobald (2014) und der verstorbene frühere Mainzer Erzbischof Karl Lehmann (2013).
Stationen u.a. Berlin, Chicago, Wien
Hans Joas wurde am 27. November 1948 in München geboren. 1979 promovierte er an der Freien Universität Berlin mit einer Arbeit über das Werk George Herbert Meads. Bis 1983 arbeitete er am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin. Nach seiner Habilitation 1981 und einem Heisenberg-Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft übernahm er Gastprofessuren für Soziologie an den Universitäten von Chicago und Toronto. Von 1987 bis 1990 lehrte Joas an der Universität Erlangen-Nürnberg. Es folgte ein Ruf an das John-F.-Kennedy-Institut für Nordamerikastudien und das Institut für Soziologie der Freien Universität Berlin, wo er bis 2002 lehrte.
Es folgten zahlreiche Fellowships und Gastprofessuren, u.a. 2002 an der Universität Wien. Im Sommersemester 2012 hatte Joas eine Gastprofessur der Joseph Ratzinger/Papst Benedikt XVI.-Stiftung an der Universität Regensburg inne. Seine Vorlesung behandelte das Thema "Sakralisierung und Säkularisierung". Heute lehrt und forscht Joas u.a. an der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin, wo er die Ernst-Troeltsch-Honorarprofessur inne hat.
Für sein soziologisches und philosophisches Werk wurde Joas vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Max-Planck-Forschungspreis und der Ehrendoktorwürde an den Universitäten Tübingen und Uppsala. 2015 wurde Joas mit dem Max-Planck-Forschungspreis und 2017 mit dem Paul-Ricoeur-Preis ausgezeichnet. Sein jüngstes Buch "Die Macht des Heiligen: Eine Alternative zur Geschichte von der Entzauberung" ist im Oktober vergangenen Jahres erschienen.
Quelle: Kathpress