Fußball-WM: "Kirchentipps" von Brasilien bis Spanien und Belgien
Fußball und Religion sind kein Gegensatz, sondern ergänzen einander: Das zeigt derzeit die Begeisterung, mit der auch in Kirchenkreisen die WM ab Donnerstag in Russland mitverfolgt wird. Auch Bischöfe und Priester fiebern mit den Teams mit - und zwar mit ganz unterschiedlichen. Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner, Fußball-Autorität Nr. 1 in der Bischofskonferenz, tippte in den "Salzburger Nachrichten" (13. Juni) auf Brasilien als Weltmeister. Lackner spielte als Jugendlicher beim SV Halbenrain in der Südsteiermark, wobei sein Fußballerherz abseits der WM für den SK Sturm Graz schlägt. Er brauche für die Stadionbesuche keinen Fanschal, wie er erklärte - "denn Schwarz-weiß ist mein Priestergewand ohnehin".
Doch auch unter der heimischen Priesterschaft gibt es viele eingefleischte Fußball-Fans wie auch aktive Kicker - und nimmt man ihre Tipps als Gradmesser, so ist der WM-Sieg alles andere als eine ausgemachte Sache. Auf einen Sieg von Geheimfavorit Belgien setzt der Kapitän der österreichischen Priester-Nationalmannschaft, der Ybbser Pfarrer Hans Wurzer, auf sein Studienland Frankreich hingegen der Pfarrer von Krems-St. Veit, Franz Richter, der als Kapitän der St. Pöltner Priesterfußballmannschaft "Hochwürden & Co." vorsteht.
Spanien ist Favorit für den Pöggstaller Pfarrer Karl Leisner-Becker, aufgrund der Mischung aus jungen, talentierten sowie erfahrenen Spielern aus Top-Vereinen in der "Furia Roja"; sein Heimatland Deutschland zähle er nach der Niederlage gegen Österreich nicht mehr zu den Favoriten. Alfred Jokesch, Pfarrer in Graz, tippt auf Argentinien als Weltmeister, während Priester-Nationalteam-Verteidiger Zravko Gasparic, Pfarrer in Kittsee, bei seinem Kroatien-Tipp genauso patriotisch ist wie Dechant Daniel Kostrzycki, Pfarrer von Neumarkt/Ybbs, der auf Polen setzt.
Hoffen auf Völkerverständigung
Zwischen den Zeilen kommt bei den von der Diözese St. Pölten erhobenen klerikalen WM-Tipps auch eine starke Hoffnung auf positive Nebeneffekte des Sportgroßereignisses zum Ausdruck. Dechant Kostrzycki etwa verwies darauf, dass die ganze Welt davon lernen könne, wenn Fußballer Freundschaft, Fairness und Freude am Spiel zelebrieren. Der Annaberger Pfarrer P. Justin Minkowitsch, Anhänger Brasiliens, erwartet neben Motivation zu mehr Bewegung auch Fortschritte für die Völkerverständigung.
Die Fußball-Festwochen in Russland könnten vielen Menschen vor Augen führen: "Wir leben gemeinsam auf diesem Planeten Mutter Erde!", so Sepp Eppensteiner von der Diözesansportgemeinschaft (DSG) Österreich. Der WM könne es gelingen, Werte wie Teamgeist, Fairness, gutes Miteinander und Respekt vor anderen stärker in den Gesellschaften zu verankern, so der Anhänger der französischen Nationalelf. Dass während der WM viele Probleme und zwischenstaatliche Konflikte für eine Weile auch in den Köpfen ausgeblendet seien, betonte der junge Torjäger P. Gabriel Jocher, Kaplan in Blindenmarkt.
Priester-Nationalteam während WM aktiv
Während der WM-Gruppenphase wird auch Österreichs Priester-Nationalteam ein Spiel bestreiten, wenn auch nicht auf russischem Boden: Am 24. Juni erfolgt um 18 Uhr der Anpfiff gegen Tschechien in Kirchberg ob der Donau. Schlachtruf der Mannschaft, in der Spieler aus sechs Nationen vertreten sind, sei ein kraftvolles dreifaches "Halleluja", wie es in der Ankündigung hieß. Das Team befand sich zuletzt auf einer Erfolgsstrecke, erkämpfte im Februar den starken 6. Rang bei der Priester-Halleneuropameisterschaft in Brescia (Italien), das seit langem beste Resultat. Die meisten Spiele werden zugunsten Notleidender ausgetragen.
Als "tolle Aushängeschilder der Kirche, die Lebensfreude ausstrahlen und mitten im Leben stehen", bezeichnete der "Mediensprecher" des Nationalteams, Wolfgang Zarl, die Priester-Elf, in das zuletzt mehrere junge Geistliche neu integriert wurden. Viele würden von einem "kleinen Wunder-Team 2.0" sprechen.
Quelle: kathpress