Salvatorianische Gemeinschaften feiern Pater-Jordan-Festjahr
2018 jährt sich zum 100. Mal der Todestag des Gründers des Salvatorianerordens Pater Franziskus Jordan (1848-1918). Der Orden nimmt das Jubiläum zum Anlass für u.a. eine "Salvatorianische Woche" von 4. bis 8. Juni im Wiener Begegnungszentrum "Quo Vadis?", einen Festakt am 16. Juni im Radiokulturhaus unter dem Motto "Vernetzt wirksam werden" und einen Dialog zwischen der Salvatorianerin und Beststellerautorin Melanie Wolfers und der Pianistin Milly Groz am 7. Juni, kündigten Vertreter der Salvatorianischen Gemeinschaften am Montag bei einer Pressekonferenz in Wien an.
Die Schwerpunktwoche von 4. bis 8. Juni im "Quo Vadis?" (1., Stephansplatz 6) setzt sich in Vorträgen und Lesungen mit P. Jordan, dem Orden und den zahlreichen Facetten eines salvatorianischen Daseins auseinander. Am 16. Juni (16-20 Uhr) wird im Rahmen des Festaktes im Radiokulturhaus (4., Argentinierstraße 30a) nicht nur des 100. Todestags des Ordensgründers Pater Jordan gedacht, sondern auch seines 170. Geburtstags. Theologen und Ordensvertreter diskutieren dabei über die Relevanz von P. Jordan und darüber, welche Schlüssel-Werte in Zukunft eine Rolle spielen werden.
Der Wiener Pastoraltheologe und Werteforscher Paul Zulehner liefert im Rahmen des Festakts einen kurzen Impuls zum Thema "vertrauen", der Markenentwickler Franz Hirschmugel zum Thema "vernetzen" und die Pastoraltheologin Regina Polak zum Thema "verkünden". Im Anschluss diskutieren Provinzökonom P. Erhard Rauch und die Provinzleiterin der Salvatorianerinnen in Österreich und Ungarn, Sr. Brigitte Thalhammer.
Mit dem Festakt will die Gemeinschaft nicht nur des 100. Todestags P. Jordans gedenken, sondern "gut verwurzelt in seiner Gründungsabsicht und seinem Geist Zukunft gestalten, die Gegenwart wahrnehmen und nach vorne schauen", erläuterte Sr. Thalhammer bei dem Pressegespräch am Montag. Bewusst habe man für die Feier ein "nicht-kirchliches-Umfeld" gesucht. Das Radiokulturhaus passe einfach sehr gut zu P. Jordan, da diesem Medien wichtig waren. Zu seiner Zeit habe er die ihm zur Verfügung stehenden Mittel, vor allem Zeitschriften, genutzt, um Glaubensinhalte verständlich unter die Menschen zu bringen.
Orden lädt zu freiwilligem Engagement ein
Unter dem Motto "gemeinsam wirksam werden" lädt die Gemeinschaft im Jubiläumsjahr auch dazu ein, ihre Projekte zu unterstützen. Konkret geht es u.a. um das Engagement für eine Krankenstation in Tansania, das Projekt "Solwodi" oder die Plattform "Ware Mensch". Geplant ist darüber hinaus ein Stipendium für eine Dissertation in der Höhe von 30.000 Euro. Die Dissertation soll praktische Handlungsoptionen aufzeigen und Fragen wie "Kann man Vorurteile ent-lernen?" oder "Kann man Rassismus ent-lernen?" aufgreifen, kündigte Sr. Thalhammer an.
Im Rahmen des Jubiläumsjahres hat die Gemeinschaft auch eine Broschüre zum Thema "vertrauen-vernetzen-verkünden" und ein Buch mit dem Titel "Das GründungsCharisma von Pater Jordan - Im Spannungsfeld zwischen Ursprung, Wandel und Anpassung" herausgegeben.
Offiziell eröffnet wurde das Pater-Jordan-Festjahr bereits im vergangenen Jahr am 8. September, dem Todestag P. Jordans, mit einem Festgottesdienst in der Wiener Innenstadtkirche St. Michael, zelebriert vom Superiorenkonferenz-Vorsitzenden Christian Haidinger unter Mitgestaltung der Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden, Sr. Beatrix Mayrhofer, sowie den Leitungen des Ordens.
Aus Vertrauen und Gebet gelebt
P. Jordan sei ein Mann gewesen, der aus Vertrauen und Gebet gelebt und sich von Anfang an mit vielen vernetzt habe, um die christliche Botschaft zu verkünden. Die salvatorianische Gemeinschaft habe er gegründet, "damit Menschen Jesus Christus erkennen und ihn als Heiland der Welt erfahren", so Sr. Thalhammer.
Im Jubiläumsjahr wolle man nicht einfach nur dankbar zurückdenken, sondern den Ordensgründer so ins Licht stellen, "wie er uns heute in dieser Umbruchs- und Krisenzeit Mut machen kann und Impulsgeber ist", betonte auch P. Josef Wonisch, Provinzial der Salvatorianer in Österreich und Ungarn, bei dem Pressegespräch.
P. Jordan sei bei Jesus in die Schule gegangen, Lernender im Bibel Lesen gewesen und "konnte seinen Blick auf Gott richten und so immer neu grenzenloses Vertrauen und Kraft fassen". In einer "schwierigen und herausfordernden Zeit" habe er mit 33 Jahren zu seiner Lebensaufgabe gefunden, nämlich eine internationale Apostolische Lehrgesellschaft zu gründen. Er habe sich als Verkünder und Übersetzer des Wort Gottes verstanden und sei von der Verbreitung des Glaubens in den Medien und der Presse fasziniert gewesen, erläuterte P. Wonisch.
P. Jordan gründete 1881 "Apostolische Lehrgesellschaft"
P. Franziskus (Johann Baptist) Jordan wurde am 16. Juni 1848 in Gurtweil (Baden-Württemberg) in armen Verhältnissen geboren, musste sich nach der Volksschule als Tagelöhner verdienen und war nach dem frühen Tod des Vaters Malerlehrling, der bald als Wandergeselle unterwegs war. Um seinen Wunsch, Priester zu werden, zu verwirklichen, begann er 22-jährig das Gymnasium in Konstanz, studierte anschließend in Freiburg Philosophie und Theologie und wurde inmitten des deutschen Kulturkampfes 1878 zum Priester geweiht. Nach Sprachstudien in Rom und einer Orientreise gründete P. Jordan 1881 eine für alle Menschen offene "Apostolische Lehrgesellschaft". Er starb am 8. September 1918 in Tafers, in der Schweiz.
Die Salvatorianerinnen - weltweit gibt es 1.100 von ihnen in 28 Ländern - sind derzeit vor allem in den Bereichen Verkündigung und Kampf gegen Menschenhandel aktiv. Die 94 Schwestern in der Provinz Österreich - dazu zählen auch neun Ordensfrauen in Ungarn sowie sieben in der Auslandsmission - sind u.a. im ordenseigenen Krankenhaus St. Josef (Wien), in Initiativen wie der Ordensfrauen-NGO "Solwodi" für Opfer von Zwangsprostitution oder in der geistlichen Begleitung sowie der Mitarbeiter- und Führungskräftebegleitung aktiv. Gegründet wurde der weibliche Zweig am 8. Dezember 1888 in italienischen Tivoli.
Vor allem in der Pfarrseelsorge und der geistlichen Begleitung wirken die derzeit 27 Salvatorianer der heimischen Provinz, mit Kommunitäten in Wien-St. Michael, Margarethen am Moos, Mistelbach und im rumänischen Temesvar-Elisabetin, während die Grazer Niederlassung aufgrund des fehlenden Ordenspersonals im Herbst 2017 aufgelassen und an die Diözese Graz-Seckau übergeben wurde. Weltweit hat der männliche Ordenszweig 1.200 Mitglieder in über 40 Ländern. Gegründet wurde der männliche Zweig am 8. Dezember 1881.
Das Pater-Jordan-Festjahr feiert auch der dritte Ordenszweig, die Salvatorianische Laiengemeinschaft. Zu ihr gehören in Österreich 16 Personen, darunter sowohl verheiratete als auch zölibatär lebende Mitglieder. Weltweit übersteigt die Mitgliederzahl der Laiengemeinschaft jene der Ordensleute, berichtete die Leiterin Martina Patzl. Einsatzorte der Laien ist deren jeweilige Lebensumfeld in der Familie oder am Arbeitsplatz, wobei auch hier Kooperationen gegen Menschenhandel sowie die Bewahrung der Menschenwürde Schwerpunkte sind. Laut Patzl steht die Gemeinschaft kurz vor der Anerkennung durch den Vatikan.
Quelle: kathpress