Bewahrung der Schöpfung ist Anliegen von Christen und Muslimen
Die Bewahrung der Schöpfung ist ein gemeinsames Anliegen von Christen und Muslimen: Das geht aus einer Aussendung am Dienstag im Anschluss an die jüngste Frühjahrskonferenz der kirchlichen Umweltbeauftragten im Bildungszentrum St. Benedikt in Seitenstetten (NÖ.) hervor. Gast der dort versammelten Fachleute der katholischen Diözesen und der evangelischen Kirche war die Islamwissenschaftlerin und Autorin (Buch "Öko-Dschihad") Ursula Kowanda-Yassin, die dabei darlegte, dass der von Islamisten missbrauchte Begriff des Dschihad ganz anders verstanden werden müsse - nämlich als zielgerichtete Anstrengung für Nachhaltigkeit.
In ihrem 2018 erschienenen Band hatte die in Großbritannien geborene, in Salzburg aufgewachsene und jetzt an der KPH (Kirchlichen Pädagogischen Hochschule) Wien/Krems lehrende Expertin interreligiöses Lernen vom "grünen Islam" gesprochen und den Beginn einer globalen Umweltbewegung angeregt. Auch bei der ökumenischen Sommerakademie im vergangenen Sommer im Stift Kremsmünster, bei der der Kontakt mit Hemma Opis-Pieber, der Sprecherin der kirchlichen Umweltbeauftragten, geknüpft wurde, hatte Kowanda-Yassin dargelegt, dass der Prophet Muhammad schon vor mehr als 1.400 Jahren die Bedeutung eines respektvollen Umgangs mit der Schöpfung gepredigt habe. Die Erde sei auch nach dem Verständnis des Islam ein dem Menschen anvertrautes Gut und müsse achtsam behandelt werden.
Kowanda-Yassin war - wie Opis-Pieber gegenüber "Kathpress" berichtete - bei der Frühjahrskonferenz als Islamwissenschafterin und Buchautorin zu Gast, nicht als offizielle Umweltbeauftragte der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGÖ). Die Expertin werde in offiziellen Muslimenvertretung abklären, ob es nicht einen IGGÖ-Umweltbeauftragten geben könnte.
Interreligiöse Kontakte sind den seit langem kooperierenden katholischen und evangelischen Umweltbeauftragten zusätzlich zur Ökumene "ein großes Anliegen", teilten diese mit. Punktuell gebe es Anknüpfungspunkte, aber zu einer kontinuierlichen Zusammenarbeit sei es deshalb noch nicht gekommen, "weil es in anderen Religionsgemeinschaften unseres Wissens keine Umweltbeauftragten gibt". Gerade in den Religionsgemeinschaften mit wenigen Mitgliedern liege das wohl auch an sehr knappen Personalressourcen.
Schritt für Schritt in Richtung Öko-Ziele
Thema der Tagung in Seitenstetten waren auch die Öko-Ziele, die sich die Österreichische Bischofskonferenz im Anschluss an die Papst-Enzyklika "Laudato si" gesetzt hatte. In den Pfarren und kirchlichen Einrichtungen soll von fossilen Brennstoffen Abstand genommen werden, in den Diözesen würden dafür immer wieder konkrete Schritte gesetzt. Etwa in Feldkirch, wo in allen Diözesangebäuden und einigen Pfarren eine Energiebuchhaltung eingeführt wurde; dieses "Strom-Online-Controlling" erfasst bisher rund zehn Prozent aller Vorarlberger Pfarren.
In der Erzdiözese Salzburg wurde für die nächsten zwei Jahre eine Kooperation mit dem Umweltservice Salzburg, einer Einrichtung des Bundeslandes, vereinbart, um die 160 Salzburger Pfarren beim Bemühen um Nachhaltigkeit zu unterstützen. In mehrstündigen "Fact-Finding-Missions" wird in jeder Pfarre der Energieverbrauch seit 2010 erfasst, die Gebäudesubstanz und deren Bauzustand erhoben und daraus Rückschlüsse auf den jährlichen Rückstellungsbedarf gezogen. Aus den Energiedaten werden die Verbrauchsenergiekennzahl errechnet und die CO2-Emissionen ermittelt und danach Einsparpotenziale errechnet.
Die Bischofskonferenz hatte sich vorgenommen, die epochale Umweltenzyklika von Papst Franziskus zu konkretisieren. Dazu gehören u.a. nachhaltige Leitlinien aller Diözesen, eine Klimaschutz- und Energiestrategie samt Umsetzungsplan sowie eine öko-soziale Beschaffungsordnung. Über gemeinsame kirchliche Kaufentscheidungen solle dabei die gesamte Wirtschaft öko-sozial beeinflusst werden, so das Ziel der Bischöfe.
Quelle: kathpress