Bischof Schwarz: Evangelisierung und lebensnahe Seelsorge stärken
Die Diözese St. Pölten hat ausgezeichnete Voraussetzungen für das Hauptanliegen des neuen Bischofs im westlichen Niederösterreich:
Es geht um Evangelisierung und eine lebensnahe Pastoral in den zahlreichen Hoffnungsorten des Lebens, unseren Pfarren.
Das betonte Bischof Alois Schwarz am Donnerstag in der niederösterreichischen Landeshauptstadt bei der ersten Pressekonferenz nach seiner Ernennung zum Bischof von St. Pölten. Begrüßt wurde Schwarz von Bischof Klaus Küng, der 14 Jahre lang die Geschicke der Diözese geleitet hatte und seinem Nachfolger vor allem Gelassenheit und Vertrauen wünschte. Der Zeitpunkt der Amtsübergabe werde in den nächsten Tagen fixiert und Anfang Sommer sein, so die beiden Bischöfe.
Evangelisierung in ihrer ganzen Breite müsse immer zuerst vom konkreten Leben ausgehen. Es gehe darum, als Christ so zu leben, dass die Leute nach dem tieferen Grund dafür fragen, und erst dann solle man vom Glauben reden, so Schwarz. Eine besondere Bedeutung misst der Bischof dabei nach wie vor einem dichten Pfarrnetz zu. Pfarren seien "Hoffnungsorte des Lebens", und die Pfarrkirchen gerade am Land die "letzten Nahversorger für die Seele". Er wolle an dieser engmaschigen Basisstruktur so wie schon als Bischof in Kärnten jetzt auch in der Diözese St. Pölten festhalten und gleichzeitig "experimentierfreudig" sein, so Schwarz. Er verwies auf eine bewährte Faustregel:
Ein Priester sollte maximal für 3.000 Gläubige oder drei Pfarren zuständig sein.
Für alles, was darüber hinausgehe, brauche es Unterstützung, in welcher Form auch immer.
Die gegenwärtige gesellschaftliche Säkularisierung bewertete der Bischof eher als Chance denn als Bedrohung, "wenn wir mit Leidenschaft für Gott die Vielfalt des Lebens wahrnehmen". Er wünsche sich dabei eine Kirche, "in der sich die Menschen in ihrer Würde angenommen wissen". Gleichzeitig müsse die Kirche mit ihrer christlichen Botschaft die "Menschen in den Strömungen der Moderne davor bewahren, dass sie sich selbst schaden und zerstören". Religion und Kultur sollten weiterhin ineinander gehen, "wenn das gelingt, geben wir den Menschen eine innere Kraft", so Schwarz.
Die Diözese St. Pölten bringe für all das sehr gute Voraussetzungen mit, wie der wöchentliche Blick in die diözesane Zeitung "kirche bunt" belege, so Schwarz. Und besonders freue er sich auf die Stifte und Klöster in dieser Diözese, weil sie "geistliche Zentren und Leuchttürme der Gastfreundschaft und Beherbergung" sind.
Küng: "Heilungsprozesse haben sich gut entwickelt"
"Die Heilungsprozesse haben sich gut entwickelt, und die Diözese St. Pölten hat ein gutes Potenzial für die Zukunft." Mit diesem Resümee nach 14 Jahren an der Spitze der zuvor krisengeschüttelten Diözese eröffnete der bisherige Bischof Klaus Küng die Pressekonferenz. "Es braucht ein gutes Stück Gelassenheit und viel Vertrauen", das rate und wünsche er seinem Amtsnachfolger, so Küng, der sich unter Verweis auf den Konzilstheologen Karl Rahner zuversichtlich zeigte und sagte: "Der Christ der Zukunft muss und wird ein mystischer sein". Die Kirche sei dafür eine "Sammelbewegung".
Den "Weg des Friedens und der Heilung in der Diözese, den Bischof Küng gegangen ist, will ich weitergehen", bekräftigte Schwarz. Gefragt nach den Modalitäten seiner Ernennung sagte Schwarz, dass er seit Samstag davon wisse. "Es ist mir nicht leicht gefallen, den Auftrag des Papstes anzunehmen", gestand der neue St. Pöltner Bischof, der gleichzeitig für das Vertrauen des Papstes dankte. In den 17 Jahre seines Dienstes in der Diözese Gurk habe er das "Land mit seiner Emotion und reichen Kultur fühlen gelernt".
Eine Besonderheit sei dabei die Zweisprachigkeit in Kärnten. Sein Nachfolger als Bischof werde dafür sensibel sein und sich für den Erhalt der slowenischen Sprache einsetzen müssen. "Wenn Slowenisch verloren geht, dann geht damit auch ein Stück Kultur, Spiritualität und Glaubenspraxis verloren", so Schwarz, der ab sofort die Diözese Gurk als Administrator leitet. Diese Aufgabe erlischt endgültig mit seinem Amtsantritt in St. Pölten. Das Gurker Diözesankapitel müsse dann einen Diözesanadministrator wählen, der die Diözese bis zur Ernennung eines neuen Bischofs interimistisch leitet. Auf die Frage eines Journalisten, was man tun könne, um diesen "mitunter sehr langen Prozess abzukürzen", empfahl Bischof Schwarz, so wie in St. Pölten eine Novene zu beten: "Bereits am dritten Tag hat mich der Papst ernannt."
Quelle: kathpress