Wiener Behindertenhelfer warnen vor Einsparungen
Scharfe Kritik an der Wiener Stadtregierung haben die in der Wiener Behindertenhilfe tätigen privaten Organisationen an den Ausgabenkürzungen für die Pflege von Menschen mit Behinderungen geäußert. Nachdem über Jahre die realen Kostensteigerungen vom Fonds Soziales Wien nicht abgedeckt worden seien, werde nun die Lebensqualität der betreuten Gruppe durch weitere Einschnitte bei den Kostensätzen erheblich verschlechtert, warnte Wolfgang Waldmüller von der Interessensvertretung sozialer Dienstleistungsunternehmen für Menschen mit Behinderung (IVS Wien) am Mittwoch in einer Pressekonferenz. Er forderte die Rücknahme der Kürzungen und Verhandlungen mit den Trägern über die Kostensätze.
428.000 Leistungsstunden drohten durch die Einsparungspläne bis Ende 2019 gestrichen und 440 Mitarbeiter im Wiener Behindertenbereich entlassen zu werden, mahnte Waldmüller. Seit 2007 kämpften die beteiligten Organisationen mit einer chronischen Unterdeckung ihres Budgets, da im Kollektivvertrag festgelegte sowie im Sachbereich entstehende Kostensteigerungen von öffentlicher Hand nicht voll abgedeckt würden. Dass bei Kostensteigerungen von bis zu drei Prozent die Kostensätze 2018 nur um ein Prozent erhöht wurden, sei "ein Schlag ins Gesicht der Menschen mit Behinderungen", erklärte der IVS-Vorstand.
Absehbar seien nun "deutliche Einbußen in der Qualität der Betreuung", so Waldmüller als Vertreter von 17 Trägerorganisationen der Wiener Behindertenhilfe, die mit 4.450 Mitarbeitern insgesamt 6.920 Menschen pflegen, betreuen und begleiten, darunter auch die Caritas. Die Betreuung drohe "in Richtung warm, satt und sauber" rückgebaut zu werden, was "nicht menschenrechtskonform" sei. Einsparen müsse man nun vor allem bei individuellen Angeboten, die 1:1 Betreuung erfordern, darunter etwa die Begleitung zu Treffen mit Freunden oder zu Arztterminen.
Marion Ondricek, ebenfalls im IVS-Vorstand, warnte vor "massivem Arbeitsdruck" unter den Mitarbeitern der Behindertenhilfe sowie vor Kündigungen, die durch das Kranksparen zu erwarten seien. In fast allen anderen Bundesländern würden im Gesundheits- und Sozialbereich die Gehälter für Mitarbeiter im öffentlichen Bereich erhöht. In Wien, wo in der Behindertenhilfe ausschließlich private Dienstleister tätig sind, würden im Gegensatz zum Personal der Stadt hingegen nicht einmal die kollektivvertraglichen Erhöhungen finanziert. In Zeiten der Hochkonjunktur sei dies nicht nachvollziehbar. "Wir fordern für gleiche Leistung gleichen Lohn", so Ondricek.
Quelle: kathpress