Theologe: Hl. Geist bewältigt Fundamentalismus und Relativismus
Die bedeutende Rolle des Heiligen Geistes bei der Bewältigung der "täglichen Herausforderungen" durch religiösen Relativismus und Fundamentalismus hat der Innsbrucker Theologe Jozef Niewiadomski in einem Gespräch mit "Kathpress" hervorgehoben. Aus der Angst in eine Form des Fundamentalismus abzudriften, würden viele Gläubige zum Relativismus und der Meinung neigen, es sei "doch egal, welche Religion man hat". So etwas ende konsequenterweise im Desinteresse an der Glaubens- und Lebenswelt der Anderen. Einen Ausweg aus diesem Dilemma biete der Heilige Geist, "da er uns das christlich-theologische Fundament sowohl für die eigene Glaubensüberzeugung als auch für die Wertschätzung des Pluralismus von Religionen, Kulturen und auch Lebensstilen bietet", so der Theologe.
Besonders ausdrücklich habe die Pastoralkonstitution "Gaudium et spes" diese Logik bezeugt. Dort sei festgehalten: "Der Heilige Geist bringt jene Menschen, die nicht an Christus glauben, oder ihn auch nicht kennen, auf den Gott allein bekannten Wegen in Verbindung mit dem Mysterium Christi", erläuterte der Dogmatiker. Zugespitzt formuliert, könne man sagen: Das Konzil halte zwar am Glauben an die Erlösung aller Menschen durch Christus fest, zwinge aber deswegen die Christen nicht zu einer "Missionierung auf Teufel komm raus", und schon gar nicht zum abschätzigen Urteil über andere Überzeugungen.
Im Gegenteil:
Durch das Vertrauen, dass auch Menschen, die Christus nicht kennen durch den Geist mit jener Fülle des Lebens in Verbindung gebracht werden, die Christus gebracht hat, wird uns ein neues Paradigma für die gläubig-positive Sicht des religiösen Pluralismus ermöglicht. Wir können und sollen uns fragen, was uns Gott durch die vorgefundene Glaubens- und Lebensstilvielfalt sagen will.
Leider habe sich, so Niewiadomski, diese Perspektive in "katholischen Kreisen" noch zu wenig durchgesetzt.
Die traditionelle "Geistvergessenheit" der westlichen Kirche gründe vor allem auf der jahrhundertelangen Überbetonung der Zuwendung Gottes ausschließlich über die "menschliche Natur" Jesu. "Jesus hat menschliche Stellvertreter, über die die Gnade vor allem durch die Sakramente auf das Volk hinüberkommt. In diesem Modell war der Heilige Geist nur noch als Verzierung für die Frömmigkeit von Bedeutung", erklärte der Theologe. Das Zweite Vatikanum habe zwar das vergessene "pneumatologische Modell", der Heilige Geist sei das Medium göttlicher Zuwendung an die Menschheit, in Erinnerung gerufen. Diese "pneumatologische Revolution" des Konzils sei "aber nicht ganz an der Basis angekommen".
Ohne den Heiligen Geist drohe die Kirche aber zu einem "institutionellen Gerippe, einem Skelett, das letztlich nur Angst und Schrecken verbreitet und Menschen zur Flucht vor ihr animiert" zu verkommen. Übrig blieben "verkümmernde religiöse Erfahrungen, die zum Moralismus mutieren", der in einer rechtskonservativen Gestalt, fixiert auf Sexualethik und Ehemoral und einer linksprogressiven Art, fixiert auf soziale Fragen und Umweltprobleme, auftreten könne.
Ein Gegenprogramm ist für den Dogmatiker Papst Franziskus.
Radikal gegen den kirchlichen Moralismus eingestellt, die Qualität der religiösen Erfahrung in den Vordergrund rückend, Zeichen der Versöhnung dort setzend, wo die 'satanische Anschuldigungs- und Ausgrenzungslogik' kirchliche Verletzungen produzierte, haben wir es bei diesem Papst durchaus mit einem 'geisterfüllten' Papst zu tun.
Quelle: kathpress