Österreichs Kirchen laden am 25. Mai zur "Langen Nacht"
Am Abend des 25. Mai laden die christlichen Kirchen in einer gemeinsamen Großaktion erneut dazu ein, ihr vielfältiges Wirken vor Ort und in der Gesellschaft kennenzulernen: Die 14. Auflage der "Langen Nacht der Kirchen" bietet in landesweit 2.477 Veranstaltungen in 620 Gotteshäusern ein buntes Programm, kündigten die Veranstalter am Dienstag bei einer Pressekonferenz in der Wiener Karlskirche an. Von der katholischen Kirche sind alle österreichischen Diözesen mit Ausnahme von Feldkirch - die sich alle zwei Jahre beteiligt - vertreten, ebenso jedoch auch die 15 anderen christlichen Konfessionen sowie zahlreiche Klöster. Im Vorjahr kamen 350.000 Besucher zu der Veranstaltung, über die die Website www.langenachtderkirchen.at Überblick verschafft.
Die Lange Nacht mache erfahrbar, dass Kirchenräume vielfache Funktionen hätten, verdeutlichte die Wiener Pastoralamtsleiterin Veronika Prüller-Jagenteufel:
Sie sind Orte des Gebets, der Stille, der Solidarität mit Armen den Ausgegrenzten, der Kunst, der Begegnung, des Diskurses, des Gesprächs und des Aufatmens für Körper, Geist und Seele.
Die Vielfalt und "ständige Weiterentwicklung" der Kirche werde in der Langen Nacht deutlich sichtbar, zudem geschehe durch sie auch ein Zugehen der Christen aufeinander: "Schon daran, dass bei der Zählung der Besucher nicht nach Konfession unterschieden wird, zeigt, dass wir gemeinsam Zeugnis geben", so Prüller-Jagenteufel. Ähnlich äußerte sich auch die evangelische Theologin Ulrike Schelander-Sertic, die vom "größten sichtbaren Zeichen von Ökumene" sprach.
Als ein "Übungsfeld für Willkommenskultur der christlichen Kirchen" bezeichnete der Wiener Bischofsvikars Dariusz Schutzki die Lange Nacht. Bewusster noch als sonst vermittle man an diesem Tag Offenheit und sorge dafür, "dass wirklich alle Menschen, die vorbeigehen, sich willkommen fühlen - und auch mit einer Botschaft wieder hinausgehen". Schutzki rief dazu auf: "Ob gläubig oder nicht, schauen Sie sich das an!" Überrascht und erfreut zeigte sich der Bischofsvikar darüber, dass in den teilnehmenden Kirchen in vielen Fällen vor allem Jugendliche in der Organisation mitwirken: "Sie bringen sich mit enormer Kreativität ein, längst auch mit GPS und Apps." Zugleich würdigte Schutzki das Engagement der tausenden Ehrenamtlichen, welches die Großveranstaltung erst möglich mache.
Schutzki: Lange Nacht "gesellschaftlicher Barometer"
Die Lange Nacht sei auch ein "gesellschaftlicher Barometer", so Schutzki weiter: Die inhaltlichen Themen, die von den einzelnen Kirchen ausgewählt werden, berührten oft sehr sensible Punkte der Gegenwart und zeigten an, "was die Menschen beschäftigt". Im Gedenkjahr 2018 gibt es beispielsweise etliche Programmpunkte, die auf die Jahre 1968, 1938, 1918 oder auch 1948 Bezug nehmen. Darunter ist in der Wiener Deutschordenskirche ab 20.15 Uhr ein Rückblick auf "100 Jahre Republik", bei dem nach einem Referat des Historikers Oliver Rathkolb Kardinal Christoph Schönborn und der evangelische Bischof Michael Bünker über das Thema diskutieren werden.
Freunde des Films und des Wiener Stephansdoms kommen im Club 4 (Stephansplatz 4) voll auf ihre Rechnung: Filmvorführungen der ORF-Dokus über die wichtigste Kirche Österreichs wechseln sich hier mit Gesprächen mit der Historikerin Annemarie Fenzl und der Produzentin Eva-Maria Berger ab. Soziale Themen stehen hingegen in der Kapuzinerkirche (Tegethoffstraße 2, 1010 Wien) im Zentrum, wo die Caritas unter musikalischer Umrahmung des "Brunnenchores" ihre Tätigkeiten präsentiert und die Gäste mit Suppe der mobilen Ausspeisung "Canisibus" labt. Ebenso zeigt in der Steinergasse 3 (1170 Wien) die "Diakonie Eine Welt" in einem Jubiläumsfest zum 50-jährigen Bestehens ihr Wirken.
Insgesamt machen in der Erzdiözese Wien 165 Kirchen in der Bundeshauptstadt sowie im Wein- und Industrieviertel mit und locken mit 923 Veranstaltungen. Darunter gibt es u.a. 350 Konzerte verschiedenster Musikrichtungen von Klezmer über Gospel bis hin zu Musik aus Burkina Faso, 250 Führungen, Vorträge und Diskussionen bis hin zu einem umfangreichen Kinder- und Jugendprogramm oder Kulinarik aus der großen Zahl von Herkunftsländern der in Wien lebenden Christen und ihrer fremdsprachigen Gemeinden. Eröffnet wird die Wiener Lange Nacht mit Glockengeläut aller beteiligten Kirchen ab 17.50 Uhr und einem Auftaktgottesdienst um 18 Uhr in der Pfarre Aspern-St. Martin.
Quelle: kathpress