Caritas an Politik: Familien nicht im Stich lassen
Wie Kinder heute aufwachsen, bestimmt maßgeblich unser Zusammenleben von morgen. Daher ist die Stärkung von Familien von zentraler Bedeutung.
Das betont der oberösterreichische Caritasdirektor Franz Kehrer in einem Gastkommentar in den "Oberösterreichischen Nachrichten" (Dienstag-Ausgabe). Wer hingegen jetzt Familien im Stich lässt, lege den Grundstein für die sozialen Probleme der Zukunft, so der Caritasdirektor, der zahlreiche "falsche Signale" von Seiten der Politik ortet.
Kinder, die in ihrem Umfeld Zuwendung und Anerkennung erfahren, würden ein besseres "Rüstzeug" und innere Stärke für den weiteren Lebensweg mitbekommen. Das Idealbild von Familie stimme aber oftmals nicht mit der Wirklichkeit überein. Familien seien heute mit großen Herausforderungen konfrontiert, so Kehrer. Er nennt u.a. die erschwerte Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Zeitnot und finanzielle Not, fehlende soziale Netze, zu wenig leistbaren Wohnraum sowie die Pflege von Angehörigen. Und genau diese Faktoren gelte es gesellschaftlich und familienpolitisch verstärkt in den Blick zu nehmen, "um Familien als 'Kraftorte' zu stärken".
Ein Teil davon seien finanzielle Unterstützungen, "die unser Staat als Solidargemeinschaft bereitstellt". Hier dürfe es nicht geschehen, "dass gerade Familien mit geringem Einkommen zunehmend fallengelassen werden", kritisiert Kehrer und nennt konkret die Deckelung der Mindestsicherung, die geplante Umwandlung der Notstandshilfe und den Familienbonus, "der gerade Familien mit sehr niedrigem Einkommen nicht gleichermaßen unterstützt". All dies seien "falsche Signale".
Darüber hinaus brauche es konkrete Hilfestellungen, so der Caritasdirektor. Die Funktion eines unterstützenden sozialen Netzwerks, als "Backup" im Hintergrund, sei bei heutigen Familienstrukturen oft nicht mehr vorhanden. Hier sei zum einen Solidarität in Form von freiwilligem Engagement gefragt, es erfordere aber auch professionelle soziale Dienstleistungen. So zum Beispiel die Familienhilfe, "die nach Hause kommt, wenn Eltern erkrankt oder überfordert sind".
Für die Pflege von Familienmitgliedern brauche es den Ausbau der Pflegedienste in Richtung flexiblerer und längerfristiger Einsätze, so Kehrer:
Gerade Familien mit Kindern mit Beeinträchtigungen sind auf konkrete Hilfestellungen angewiesen, die sie oft nicht bekommen.
Der OÖ-Caritasdirektor mahnt die Politik:
Leider beobachten wir, dass in politischen Diskussionen viel zu wenig die Bedürfnisse und die Realität von Familien im Blick sind. Leistungen werden gekürzt oder in Frage gestellt. Die Schließung von Nachmittagsgruppen in Kindergärten wird in Kauf genommen, obwohl es viel flexiblere Öffnungszeiten und mehr Angebote bräuchte, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu fördern.
Kirchliche Hilfe für Familien
Der oberösterreichische FP-Familienlandesrat Manfred Haimbuchner hob bei einer Pressekonferenz am Montag in Linz ebenfalls die Bedeutung der Familie hervor. Er bestritt den Medientermin anlässlich des Internationalen Tages der Familie (15. Mai) gemeinsam mit dem Leiter der Ehe-, Familie- und Lebensberatung (Beziehungleben.at) der Diözese Linz, Josef Lugmayr, der Leiterin der Telefonseelsorge Oberösterreich, Silvia Breitwieser, und der Projektleiterin des "Eltern Telefons", Barbara Lanzerstorfer-Holzner.
"Für all jene, die allein nicht mehr weiterwissen, gibt es viele Anlaufstellen, wo man sich Rat und Hilfe holen kann", sagte Haimbuchner. Das Elterntelefon der Telefonseelsorge etwa steht Anrufern 365 Tage im Jahr rund um die Uhr zur Verfügung. Das größte Problem für Mütter und Väter? "Stress und der Druck, den sie sich meist auch oft selbst auferlegen", informierte Barbara Lanzerstorfer-Holzner.
Mit dem niederschwelligen Angebot einer telefonischen Beratung für Eltern leiste die Telefonseelsorge jedenfalls einen wichtigen Beitrag zur Förderung der psychischen Gesundheit von Eltern in Oberösterreich, so Silvia Breitwieser.
In die Ehe-, Familie- und Lebensberatung "Beziehungleben.at" der Diözese Linz wiederum können Oberösterreicher mit ihren Beziehungsproblemen kommen. "Die meisten Anfragen betreffen das Thema Partnerschaft - und da geht es oft darum, wie man die Liebe neu belebt", sagte Josef Lugmayr. Sein Rat: "Miteinander reden, sich ganz bewusst Zeit für Gespräche zu nehmen. Das ist eines der allerwichtigsten Dinge, um wieder zueinander zu finden."
Quelle: kathpress