Scheuer und Caritas gegen Abschiebung eines Lehrlings
Der Linzer Bischof Manfred Scheuer und Franz Kehrer, Direktor der Caritas Oberösterreich, setzen sich für einen gut integrierten und dennoch von Abschiebung bedrohten Lehrling aus Afghanistan ein. "Wir bitten die Verantwortlichen im Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl (BFA) um Sensibilität", wandten sie sich am Mittwoch an die zuständige Behörde. Der Fall solle Anlass sein, "im Sinne der positiven Integration und der Humanität die Anwendung des Bleiberechts noch einmal wohlwollend zu prüfen". Mit dem humanitären Bleiberecht würden Integrationsleistungen gewürdigt, die im vorliegenden Fall sicherlich gegeben sind, so Scheuer und Kehrer. Es sollte nicht "totes Recht" bleiben.
Nach Überzeugung des Bischofs und des Caritasdirektors wäre es "höchst bedauerlich", würde Asylpolitik "mehr und mehr defensiv betrieben". Flüchtlinge müssten als konkrete Menschen und nicht "als Bedrohung" gesehen werden. Und gerade junge Asylwerber, die eine Lehre begonnen haben, sollten laut Scheuer und Kehrer nicht von Abschiebung betroffen sein. Das sei für die Betroffenen von enormer Bedeutung, aber auch eine "Frage der Fairness gegenüber den engagierten Lehrbetrieben" - wie in diesem Fall der Malerei Großbötzl in Ried im Innkreis.
"Mit Besorgnis" stellten die Linzer Kirchenvertreter zudem fest, dass bei Asylwerbern aus Afghanistan eine "erhebliche Diskrepanz zwischen aktuellen Länderberichten und der Entscheidungspraxis in den Asylverfahren" bestehe. Obwohl die Berichte in den letzten Monaten und Jahren eine zunehmende Verschlechterung der sicherheitspolitischen Lage in Afghanistan nahelegten, würden die Anträge afghanischer Asylsuchender immer häufiger negativ beschieden.
Auch Kardinal Christoph Schönborn und zuletzt der St. Pöltner Bischof Klaus Küng beim Besuch einer Übergangsklasse mit jugendlichen Flüchtlingen hatten bereits öffentlich dafür plädiert, das humanitäre Bleiberecht großzügiger anzuwenden.
Kampagne "#sichersein" gestartet
Sieben NGOs - darunter das Don-Bosco-Flüchtlingswerk und die evangelische Diakonie - haben jetzt die Kampagne "#sichersein" gegen Rückführungen nach Afghanistan gestartet. Das Land sei keineswegs sicher, hieß es bei einer Pressekonferenz am Dienstag in Wien. Ziel ist es, dass sich Einzelne und Gemeinden informieren und gegen Abschiebungen auftreten. "Wir wollen keine Gesetze ändern, wir wollen nur, dass man sich an Gesetze hält", erklärte Diakonie-Direktor Michael Chalupka. Niemand dürfe in ein Land ausgeliefert werden, wo ihm der Tod drohe. Genau das passiere derzeit aber. (Info: www.sichersein.at)
Quelle: kathpress