Linzer Generaldechant Dadas in Syrien: "Jetzt Hilfe verstärken"
Der Linzer Generaldechant und Obmann der "Initiative Christlicher Orient" (ICO), Slawomir Dadas, hat in der vergangenen Woche Syrien bereist. In Damaskus, Homs und Aleppo informierte er sich über die aktuelle Situation und die Lebensbedingungen der Menschen. Im Interview mit der Kirchenzeitung der Diözese Linz appellierte er nun zu mehr Solidarität: "Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, für die Menschen in Syrien verstärkt Hilfsmaßnahmen zu starten. Wir müssen alles tun, damit die Menschen wieder auf eigenen Beinen stehen können, damit sie in ihrem Land bleiben können."
Im Westen stellt man sich aufgrund der Medien vor, dass überall im Land Krieg herrscht. "Hier geht das Leben in vielen Teilen aber auch relativ normal weiter", so Dadas. Hilfe sei in diesen Gebieten möglich. Die Kirchen seien oft aber die einzigen Organisationen, die helfen. Zudem hätten die Kirchen im Bereich der Versöhnung eine immense Aufgabe. "Kirchliche Hilfe kommt Christen wie auch Muslimen zugute."
Zur Frage nach der Beziehung zwischen Christen und Muslimen sagte Dadas: "Es wurde uns überall berichtet, dass es kein Religionskrieg ist, sondern ein politischer Stellvertreterkrieg." Im Krieg hätten die Menschen Solidarität gezeigt. "Das hat Christen und Muslime zum Teil auch näher zusammengeführt. Ich spreche hier freilich von den von der Regierung kontrollierten Landesteilen."
Die Christen, mit denen er gesprochen habe, "wissen die Assad-Regierung durchaus zu schätzen. Denn in vielen anderen muslimisch geprägten Ländern hätten sie nicht so viele Freiheiten wie im säkularen Syrien."
Beeindruckt habe ihn vor allem der tiefe Glaube der Menschen, so Dadas: "Inmitten von Hass und Krieg haben sie ihren Glauben nicht verloren. Sie leben im Geist Jesu und sind glückliche Menschen. Ihre Hoffnung ist einfach ansteckend."
Die ICO unterstützt zahlreiche kirchliche Hilfsprojekte in Syrien, so etwa die Franziskanerinnen in Aleppo, die sich u.a. um die Gesundheitsversorgung von Kindern oder um traumatisierte Frauen (Christinnen wie Muslimas) annehmen. Seit sechs Jahren leben im Kloster auch fünf muslimische Flüchtlingsfamilien. Zudem haben die Ordensfrauen im Kloster ein Studentenwohnheim eingerichtet, das derzeit ausschließlich von 25 Muslimen bewohnt wird.
Begleitet wurde Dadas auf seiner Reise vom Wiener melkitischen Priester Hanna Ghoneim. Dieser stammt aus Syrien. Er ist seit vielen Jahren Seelsorger der melkitischen Gemeinde in Wien und leistet von Österreich aus Hilfe für die Kriegsopfer vor Ort. Er leitet die kirchliche Stiftung "Korbgemeinschaft - Hilfe für Syrien", die derzeit in Damaskus, im Hauran-Gebirge, in Homs und in Aleppo tätig ist. Die Hilfe kommt der christlichen Minderheit, aber auch vielen Muslime zugute. Ghoneim ist regelmäßig in Syrien unterwegs, um die Hilfsmaßnahmen zu koordinieren.
(Infos: www.christlicher-orient.at bzw. www.korbgemeinschaft.at)
Quelle: kathpress