Kroatenwallfahrt nach Györ "Zeugnis gelebter Völkerverständigung"
Als "eindrucksvolles Zeugnis gelebter Völkerverständigung" haben die Teilnehmenden der jährlichen Kroatenwallfahrt nach Györ ihren Besuch in einer Eisenstädter "Mutterdiözese" erlebt. Die von Bischof Ägidius Zsifkovics angeführte Pilgerreise der Burgenlandkroaten - darunter Hunderte aus Ungarn und der Slowakei - könne als spirituelles "best-practice-Beispiel" eines entgrenzten Europas angesehen werden, hieß es am Dienstag in einem Bericht der Diözese Eisenstadt. Zsifkovics äußerte sich dankbar für kulturelle und religiöse Verbundenheit über staatliche Grenzen hinweg. Empfangen wurden die Pilger vom Bischof von Györ und Vorsitzenden der Ungarischen Bischofskonferenz, Andras Veres, in der randvollen Kathedrale von Györ.
Die Kroatenwallfahrt führe in eine Region, "in der der christliche Glaube alle Zeitstürme überstanden hat", hieß es weiter auf der Website der Diözese: Die Kathedrale wurde von den Tataren des Mittelalters verwüstet, im 17. Jahrhundert von Osmanen besetzt, im Bischofshaus wurde der bischöfliche Märtyrer Vilmos Apor 1945 von russischen Soldaten erschossen, weil er von ihm versteckte junge Frauen nicht zur Vergewaltigung freigeben wollte. Die Wallfahrt sei jedoch eines jener Ereignisse, "ohne die ein auf die Kraft des Gebetes und der Versöhnung angewiesenes vereintes Europa nur ein Wunschtraum wäre". "Nur mit Gott finden wir - und mit uns Europa! - einen guten Weg in die Zukunft", so Bischof Zsifkovics.
In seiner Wallfahrtspredigt erteilte Zsifkovics jeder "Einigelung in Clanmentalitäten" eine Absage. Eine gesunde Identität sei kein Ergebnis "künstlich erzeugter Inklusions- oder Exklusionsmechanismen", sondern fuße auf Liebe, Freude und gelebter Gemeinschaft. Exemplarisch verwies der Bischof auf den in der Kathedrale anwesenden internationalen Volksgruppenchor "Pax et Bonum": Das Ensemble bezeuge auf musikalischer Ebene, "dass ein fruchtbringendes Miteinander möglich ist und Grenzen von Staat, Nation, Rasse und Sprache überschreiten kann".
Ungarns Kirche sei wie die Kirche in anderen Ländern hinter dem ehemaligen Eisernen Vorhang eine "Märtyrerkirche", hielt Zsifkovics fest. "In Zeiten zunehmender "höflicher Christenverfolgung" mitten in Europa und eines stärker werdenden Säkularismus mit dem "Geruch einer neuen Ideologie" dürften Christen nicht müde werden, an die historischen Verbrechen gegen ihre Glaubensgeschwister im Namen von Totalitarismen hinzuweisen. Zsifkovics: "Gerade unser Gebet vor der heiligen Mutter Gottes von Györ soll uns darin stärken, im Alltag auch wie Christen zu leben, unsere religiösen Bräuche und Symbole nicht stiefmütterlich zu behandeln und Profil gegenüber Zumutungen angesichts gesellschaftlichen Unrechts zu zeigen."
Gleichzeitig erteilte der Eisenstädter Bischof Nationalismen und der Ausgrenzung von Minderheiten eine Absage:
Grenzziehungen in manchen Köpfen, die sich auf Blut-und-Boden-Ideologien von Nation oder gar Rasse stützen, werden besonders absurd vor dem Bild einer jungen Jüdin mit Kind aus dem Nahen Osten, das in Pannonien ebenso Beter, Bewunderer und Märtyrer gefunden hat wie in Lateinamerika, Afrika oder Irland.
Marienbild aus Irland über Wien nach Györ
Im Rahmen der Pilgermesse zeichnete der burgenländische Bischof zwei burgenlandkroatische "Brückenbauer" mit dem St. Martinsorden in Gold aus: den Domkapitular in Györ und Professor für Neues Testament Janos Schmatovich und Prälat Ferenc Benkovich, der die Kroatenwallfahrt nach Györ 1972 initiierte.
Besondere Verehrung wird dabei dem Marienbild in der Kathedrale von Györ zuteil, das ursprünglich aus der Kathedrale des Bistums Clonfert in Irland stammt. 1649, nach der Eroberung Irlands durch Oliver Cromwell, kam es zur Verfolgung der Katholiken und zur systematischen Zerstörung der Ausstattung katholischer Kirchen. Der Bischof von Clonfert entzog sich erfolgreich seiner Verhaftung und brachte auch das Marienbild außer Landes. Über den Umweg Wien kam es nach Györ, wo es sich seit 1663 in der Kathedrale befindet. "Seit das Madonnenbild der Überlieferung nach am St. Patricks-Tag des Jahres 1697 während einer in Irland zeitgleich stattfindenden Katholikenverfolgung Blutstränen weinte, ist es unzähligen Gläubigen aus dem pannonischen Raum bis heute zum Gegenstand besonderer Verehrung geworden", berichtete die Diözese Eisenstadt.
Quelle: kathpress