Ordensmann: "Gemeinschaft Grundvollzug klösterlichen Lebens"
Das Leben in Gemeinschaft gehört wesentlich zur Existenz eines Ordenschristen und steht in den Monaten Mai und Juni im Fokus der heimischen Ordensgemeinschaften. Für P. Maximilian Krenn, Administrator im Benediktinerstift St. Paul im Lavanttal, gehört Gemeinschaft zu den Grundvollzügen klösterlichen Lebens. Sich auf das Leben in einer Gemeinschaft einzulassen, eröffne die Möglichkeit, an ihr zu wachsen und sich selber kennen zu lernen. "Das 'Du' macht mir bewusst, wer ich bin, was meine Mechanismen sind, wie meine Persönlichkeit sich gestaltet", erläuterte der Ordensmann am Dienstag bei einem Pressegespräch der Ordensgemeinschaften unter dem Motto "#GemeinschaftHält" in Wien. Insofern sei klösterliche Gemeinschaft ein "Weg der Entwicklung und der Persönlichkeitsentfaltung".
Gemeinschaftliches Leben gebe Stabilität und Sicherheit und ermögliche so, etwas zu wagen, zeige allerdings auch Grenzen auf. "Auf diese Weise wird mir bewusst, dass mich Gemeinschaft nicht nur hält, sondern auch in Bewegung hält und Quelle von Lebendigkeit ist", so der Ordensmann.
Ein solches Zusammenleben stelle, ähnlich wie jenes in einer Familie, aber auch vor Herausforderungen; denn in einen Orden einzutreten bedeute, "in etwas Vorgegebenes einzutreten und zu lernen, das anzunehmen und es auch mitzugestalten". Insofern fordere klösterliches Zusammenleben dazu heraus, "den andern und mich selber auszuhalten". Das sei nicht immer ein "leichter Job", räumte P. Krenn ein.
Ordensschulen leben Gemeinschaft
Wie Gemeinschaft im Alltag gelebt werden kann, machen auch Österreichs Ordensschulen erfahrbar. "Sie haben aufgrund des Charismas der jeweiligen Ordensgemeinschaft die Entwicklung, Förderung und Pflege von Gemeinschaft in ihrem Grundauftrag als Bildungseinrichtung", erläuterte Maria Habersack, Geschäftsführerin der "Vereinigung von Ordensschulen Österreichs".
Die Vereinigung will "einen Raum aufspannen, wo Jugendliche ihre Persönlichkeit entfalten dürfen, ihre Stärken und Schwächen kennenlernen können und lernen, soziale Verantwortung für die Gemeinschaft zu übernehmen. Hier lernen Schüler, dass sie gemeinsam etwas bewirken können", so die Bildungsexpertin. Basis für das gemeinschaftliche Zusammenleben an den Schulen seien christliche Grundwerte, transparente Regeln und definierte Zuständigkeiten.
Vermittelt werde die Erfahrung von Schulgemeinschaft darüber hinaus über Rituale und eine Fest- und Feierkultur. "Gemeinschaftserfahrungen im gemeinsamen Feiern sind etwas sehr Zentrales", erläuterte Habersack. Die so gemachten Erfahrungen "nehmen die Schüler mit, wenn sie die Schule verlassen, und können so einen wesentlichen Beitrag in anderen Bereichen leisten".
In Österreich gibt es 219 Ordensschulen, davon 54 in direkter Trägerschaft einer Ordensgemeinschaft, 135 in Ordensschulvereinen und 30 in der "Vereinigung von Ordensschulen Österreichs", die so der größte Schulerhalter im kirchlichen Bereich ist. Rund 8.000 Kinder und Jugendliche gehen in den 30 Bildungseinrichtungen zur Schule.
Jungschar will Zugehörigkeitsgefühl vermitteln
Ein Zugehörigkeitsgefühl und ein Gefühl des "angenommen-seins" will auch die Katholische Jungschar Österreichs (KJS) vermitteln. "In der Jungschar erleben Kinder und Gruppenleiter eine Gemeinschaft, die belastbar ist und hält", erläuterte KJS-Bundesvorsitzende Stephanie Schebesch-Ruf. Regelmäßige Treffen "prägen und festigen Vertrauen und schaffen belastbare Beziehungen". Die Gemeinschaft "hält" aufgrund der Vielfalt der Menschen, die mit "all ihren Ecken und Kanten" in der Jungschar ihren Platz haben, so die Bundesvorsitzende.
Jungschar sei häufig die "Eingangstür in kirchliches Engagement" und erzeuge Sinn für Kinder und Jugendliche. "Wir wollen eine erste positive Gemeinschafts-Erfahrung im kirchlichen Kontext sein", betonte Schebesch-Ruf. Jungschar-Gemeinschaft lebe von Beziehungsarbeit auf Augenhöhe und verstehe sich in der Nachfolge Jesu als Sprachrohr für alle Kinder.
Eine wichtige Rolle spielten auch hier Rituale, wie etwa regelmäßige Treffen, gemeinsame Ausflüge oder Feiern rund um die kirchlichen Feste. "Wir wollen einen leistungsfreien Raum zur Verfügung stellen, in dem jeder so sein darf wie er ist." Österreichweit gehören der Organisation rund 100.000 Kinder an; 20.000 Menschen engagieren sich freiwillig als Gruppenleiter.
Quelle: kathpress