Neue Wiener Diakone: Österreicher, Polen, ein Russe, ein Kroate
Weihbischof Stephan Turnovszky hat am Sonntag in der Wiener Votivkirche sechs diözesane Priesterseminaristen zu Diakonen geweiht. Die neuen Diakone sind Spätberufene im Alter von 30 bis 35 Jahren und kommen aus Wien (1), Oberösterreich (1), Polen (2), Kroatien (1) und Russland (1).
Wie vielfältig die Lebens- und Berufungsgeschichte der neuen Diakone ist, wird etwa am Beispiel des Diakons russischer Abstammung deutlich: Dmitrii Medvedev wurde 1987 in Moskau geboren und trat 2004 in die katholische Kirche ein. Nach Abschluss des Gymnasiums arbeitete er im Einzelhandel. Der "weltliche" Berufsweg wurde durch den Wunsch, Priester zu werden, abgeändert. Medvedev ging nach Bayern und trat dort in der Abtei Windberg dem Prämonstratenserorden bei. Er absolvierte eine dreijährige Vorbereitungsphase zum Chorherren. 2012 wechselte er ins Wiener Priesterseminar. 2017/18 absolvierte Medvedev sein Pfarrpraktikum in St. Anna/Baumgarten in Wien-Penzing.
In seiner Predigt sagte Bischof Turnovszky, die von Jesus vorgelebte Form der Selbstverwirklichung ziele darauf ab, dass "andere wachsen können". Im Evangelium heiße es dazu, "Wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden". Die praktische Nächstenliebe sei in der Theorie einfach, "aber wenn lästige Leute kommen, ist sie oft schwer". Hier heiße es, die Barmherzigkeit spüren zu lassen. Der großen Herausforderung müsse mit einem "Leben aus der Spannung von Gebet und Tat" begegnet werden, so der Wiener Weihbischof.
Die seit 2007 geltende Ausbildungsordnung für die Priesterseminare in Österreich sieht eine Vorbereitung auf den Priesterberuf in sechs Phasen vor: Nach dem Propädeutikum (1 Jahr), Seminarkurs I (1-3 Jahre), einem Externjahr, Seminarkurs II (1-2 Jahre) und dem Praktikumsjahr ist ein Diakonatsjahr vorgesehen. Die tatsächliche Dauer der gesamten Ausbildung hängt von der theologischen Vorbildung, vom Studienerfolg und von eventuell anrechenbaren oder zusätzlich zu absolvierenden Ausbildungselementen ab. Insgesamt ist das Curriculum modular aufgebaut und sehr flexibel in der Anwendung.
Während des Diakonatsjahrs wohnen die Diakone normalerweise in einer Pfarre und arbeiten dort mit. Parallel dazu machen sie im Seminar den Diakonenkurs und gemeinsam mit den angehenden Pastoralassistenten den Pastoralkurs. Im Diakonenkurs geht es um spezifisch Priesterliches, z.B. um die Theologie des Presbyterats, den Zelebrationskurs für die Eucharistiefeier, die Feier der Krankensakramente oder die Beichte. Im Pastoralkurs sind allgemeinere Themen wie die Kinder-, Ministranten- und Jugendpastoral, die Prävention sexueller Gewalt, die Gefangenenseelsorge, die Reflexion der eigenen pastoralen Arbeit und ein Medientraining vorgesehen.
Am Ende des Diakonatsjahres steht für gewöhnlich die Priesterweihe. Die wissenschaftliche Ausbildung, das Studium der Theologie, wird von den Seminaristen in der Bundeshauptstadt an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien absolviert. Ausgenommen davon ist die Zeit des Externjahres.
Quelle: kathpress