Evangelische Kirche wehrt sich gegen Waldhäusl-Vorwürfe
Vertreter der Evangelischen Kirche setzten sich gegen die Kritik des niederösterreichischen Integrations- und Sicherheitslandesrats Gottfried Waldhäusl an Caritas und Diakonie zur Wehr. Dieser hatte kürzlich in einem "Standard"-Interview behauptet, Diakonie und Caritas mit Aufgaben wie Rückkehrberatung für Asylwerber zu betrauen sei, "wie kleine Kinder mit Feuer spielen zu lassen", denn die beide NGOs würden sich "aktiv für Asylwerber einsetzten". Dem hielt Diakonie-Direktor Michael Chalupka nun entgegen: NGOs seien vielmehr "Seismographen sozialer Verwerfungen, die Brände löschen, wo sie ausbrechen". Mit Unverständnis reagierte auch der Synodenpräsident der Evangelischen Kirche, Peter Krömer, auf die Vorwürfe.
Die Diakonie hat österreichweit 9.000 haupt- und tausende ehrenamtliche Mitarbeiter, die in der Jugendlichenbetreuung, in Kindergärten, für alte sowie behinderte Menschen tätig sind. Diese hätten "Respekt verdient", sagte der Diakonie-Direktor am Sonntag im Interview mit dem "Standard". Bisher würden beide NGOs "mit den Behörden und Politikern österreichweit auf Augenhöhe arbeiten. Das sollte man nicht gefährden". Das Hilfswerk habe Waldhäusl anlässlich seines Amtsantritts als Landesrat im März "eingeladen, sich unsere Arbeit anzusehen". Bisher habe der Politiker allerdings nicht reagiert.
Für Chalupka ist die Hilfe für Flüchtlinge nicht verhandelbar:
Es ist ein Auftrag aus dem Evangelium, für Menschen in Not da zu sein und sie zu unterstützen. Also auch Asylsuchende.
Bei deren Beratung würden Diakonie-Mitarbeiter "von Anfang an auf Perspektivenabklärung setzen, auf dass die Flüchtlinge ihre Situation realistisch einschätzen können".
Synodenpräsident weist Kritik zurück
Mit Unverständnis reagierte auch der Synodenpräsident der Evangelischen Kirche, Peter Krömer, auf die Angriffe Waldhäusls. Die "schweren Vorwürfe" gegen Mitarbeiter der Hilfsorganisationen bezeichnete er in einem Brief an Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und die Mitglieder der NÖ-Landesregierung als "nicht begründet" und wies sie "aufs schärfste zurück".
Krömer erinnerte an den biblischen Befund, diakonisches Handeln an Fremden gehöre essentiell zu den Aufgaben jeder Kirche. Wenn der Landesrat auf das aktive Engagement von Diakonie und Caritas für Asylwerber hinweise, werde damit bestätigt, "dass die evangelischen Kirchen in Österreich, aber auch die römisch-katholische Kirche ihrem Auftrag gemäß der Heiligen Schrift nachkommen".
Angesichts der Ausführungen des Landesrates stelle sich die grundsätzliche Frage, ob seitens der niederösterreichischen Landesregierung "in einer pluralistischen Gesellschaft diakonisches Handeln der evangelischen Kirchen in Österreich noch erwünscht ist", so der Synodenpräsident.
Die Diakonie betreibt Rechtsberatung für Flüchtlinge im Asylverfahren. In der Rückkehrberatung selbst ist sie im Unterschied zur Caritas nicht tätig.
Quelle: kathpress