Concordia-Preisträger: Plädoyer für Weltoffenheit und Solidarität
Mit einem leidenschaftlichen Appell für mehr Weltoffenheit sowie Solidarität in Österreich und einem dafür nötigen qualitätsvollen Journalismus hat "Furche"-Herausgeber Heinz Nußbaumer den diesjährigen Concordia-Preis für sein Lebenswerk entgegengenommen. "Mangelndes Interesse an der Welt untergräbt die Solidarität", konstatierte der katholische Publizist bei der Feier am Donnerstagabend in Wien vor zahlreichen Medienvertretern. Österreich habe als Land mit vielen verpassten Chancen eine "geistige Durchlüftung" nötig. Dafür brauche es mehr Unterstützung seitens der Verleger, aber auch eine Medienpolitik im Blick auf Qualität und Österreich-Bezug.
Zuvor hatte die Jury des weltweit ältesten Presseclubs den unermüdlichen Einsatz Nußbaumers für eine verantwortungs- und zugleich niveauvolle Wahrnehmung der "vierten Macht im Staat" gewürdigt. Der frühere Bundespräsidentensprecher und mehrfache Buchautor ermutige als Vorstandsmitglied der Concordia und der "Initiative für Qualität im Journalismus" zu "mehr Widerstandskraft gegenüber Trivialisierung, Quotendruck und Zumutungen von außen". Hervorgehoben wurde Nußbaumers Einsatz in "unterschiedlichen Rollen für interreligiösen Dialog und Verständnis zwischen den Weltreligionen".
Hugo Portisch, Nußbaumers langjähriger Chef und Wegbegleiter beim "Kurier", musste kurzfristig als Laudator absagen. Aus dessen vorliegenden Laudatio verwies Concordia-Vizepräsidentin Martina Salomon auf den Umstand, dass Nußbaumer in seiner Zeit als Außenpolitikredakteur Interviews mit fast allen Mächtigen der Welt führte und die Welt des Nahen und Mittleren Ostens einer ganzen Lesergeneration in Österreich vermittelte. "Wissen, Gewissen, Demut und Diskretion", das seien laut Portisch die Markenzeichen des diesjährigen Concordia-Preisträgers.
Der Musiker Hubert von Goisern, er war kurzfristig anstelle des Laudators eingesprungen, beschrieb Nußbaumer als "Menschen, der immer das Gute und Verbindende sucht". Der Künstler kam dabei auf gemeinsame Besuche bei den orthodoxen Mönchen auf Athos zu sprechen. Dieser für Nußbaumer so wichtige Ort sei ein "Trainigslager für den Glaubensmuskel, den alle von Geburt an mitbekommen haben und mit dem man viel stemmen kann".
Publizistisches Multitalent
Der am 16. Juli 1943 im bayerischen Bad Reichenhall geborene Heinz Nußbaumer war mehr als zwei Jahrzehnte lang Außenpolitikchef der Tageszeitung "Kurier" und schlug als solcher Brücken in den Nahen Osten und die arabische Welt. Ab 1990 arbeitete er als Pressechef und Sprecher der Präsidentschaftskanzlei, er moderierte für den ORF "Philosophicum" in der Sendereihe "kreuz und quer" und ist Autor mehrerer Bücher, darunter den mehrfach neu aufgelegten Bestseller "Der Mönch in mir". Seit 2003 ist Nußbaumer Herausgeber der "Furche".
Der Concordia-Preis für das Lebenswerk ist nicht die erste Auszeichnung Nußbaumers: 1974 und 1986 erhielt er den Karl-Renner-Preis, 1990 den Leopold-Kunschak-Preis, 2000 den Rene-Marcic-Preis und 2006 den Felix-Ermacora-Menschenrechts-Pressepreis. 1995 wurde Nußbaumer das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse verliehen.
Weitere Concordia-Publizistikpreise ergingen an den ARD-Journalisten Arnd Henze in der Kategorie Pressefreiheit für seine Berichterstattung rund um den G20-Gipfel in Hamburg. In der Kategorie Menschenrechte wurde die Journalistin und Fotografin Nina Strasser für eine im "Falter" erschienene Reportage über einen Obdachlosen geehrt, den diese im Zuge einer Caritas-Initiative kennengelernt hatte.
Quelle: kathpress