Kreuzdebatte: Nuntius kritisiert "religiöse Correctness"
Der vatikanische Nuntius in Österreich, Peter Stephan Zurbriggen, hat das Verhalten deutscher Bischöfe und Priester in der aktuellen Kreuz-Debatte kritisiert.
Als Nuntius, als Vertreter des Heiligen Vaters, bin ich schon traurig und beschämt, dass, wenn in einem Nachbarland Kreuze errichtet werden, ausgerechnet Bischöfe und Priester kritisieren müssen. Das ist eine Schande, das darf man nicht annehmen.
So der Erzbischof am Montag bei einer Veranstaltung in Heiligenkreuz laut einer von der dortigen Hochschule veröffentlichten Videoaufzeichnung.
Zurbriggen bezog sich dabei auf die Reaktionen auf den Beschluss des bayrischen Kabinetts unter Ministerpräsident Markus Söder, Kreuze in allen Behörden des Freistaates aufhängen zu lassen, da dieses für die "geschichtliche und kulturelle Prägung" in Bayern und Deutschland stehe. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hatte sich zuletzt der Kritik daran angeschlossen; Söder sorge mit der Entscheidung für Spaltung und Gegeneinander, missverstehe das Kreuz nur als kulturelles Symbol und grenze andere aus, begründete der Münchner Erzbischof dies am Montag. Das Kreuz lasse sich nicht verordnen. Auch mehrere deutsche Diözesen appellierten an die Bayern-Regierung, sie möge das Kreuz nicht zweckentfremden.
Eine ähnliche Debatte werde - unter anderen Vorzeichen - auch in Wien geführt, verwies der Nuntius in seinem kurzen Redebeitrag auf die Theologische Fakultät, an der die Kreuze "aus irgendeinem Grund" weggenommen worden seien. "Diese religiöse Correctness geht mir langsam auf den Nerv", so Zurbriggen, der hier mehr Mut einforderte. Im Gegensatz zu Bischöfen, die bei Pilgerfahrten ins Heilige Land das Brustkreuz versteckten, zeige diesen etwa Kurienkardinal Jean-Louis Tauran: Er sei bei seinem jüngsten Besuch in Saudi-Arabien vom König empfangen worden und habe dabei "ein Kreuz getragen, das zweimal so groß war wie meines - das ist Mut!", so der Papst-Botschafter. In Saudi-Arabien sind Kreuze in der Öffentlichkeit verboten.
Rahmen der Äußerung Zurbriggens war ein "Tag des Dankes", mit dem am Montag an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Benedikt XVI. in Heiligenkreuz dem scheidenden Hochschulrektors P. Karl Wallner - der mittlerweile Nationaldirektor von missio Austria ist - gedankt sowie auch sein 30-jähriges Priestertum sowie das von Abt Maximilian Heim und des Zisterziensermönchs Marian Gruber gefeiert wurde. Wie der Erzbischof hervorhob, sei auch sein eigenes Bischofsmotto "Das heilige Kreuz, mein Licht".
Kreuz ist ein Heilszeichen
Für ihn sei das Kreuz zuallererst "das Zeichen, das mir Licht gibt" und eine Erinnerung an Heilung und Erlösung, so der Apostolische Nuntius weiter, denn: "Im Kreuz ist Heil." Gleichzeitig symbolisiere das Kreuz jedoch auch "meine Heimat, meine Ahnen - alle, die glaubenstreu und glaubensstark geblieben sind", sowie speziell in Europa auch die Traditionen. "Das sind unsere Werte, für die wir uns nicht schämen, sondern im Gegenteil für sie eintreten und sie verteidigen müssen", unterstrich Erzbischof Zurbriggen.
Christen seien berufen, "Zeugnis für Jesus Christus, für seine Botschaft und das Evangelium, das uns frei macht und erlöst" abzulegen, betonte der Nuntius. "Wenn Bischöfe und Priester nicht mehr den Mut haben, Zeugnis abzulegen für unseren Herrn Jesus Christus, dann weiß ich nicht, wo wir hingekommen sind."
Voderholzer: "Begrüße sichtbares Kreuz"
In Deutschland geht die Debatte über "Kreuzpflicht" in Behörden unvermindert weiter: Auch der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer unterstützt den bayerischen Kreuz-Erlass. "Ausdrücklich begrüße ich es, wenn in öffentlichen Einrichtungen sichtbar ein Kreuz angebracht ist", sagte Voderholzer am Dienstag bei der Eröffnung des Wallfahrtsjahres in Habsberg, wie seine Pressestelle am Mittwoch mitteilte. Vom Kreuz gehe Segen aus und niemand müsse davor Angst haben. Es gehe auch nicht darum, es zu instrumentalisieren, sondern ihm in Ehrfurcht zu begegnen.
Die Bayerische Verfassung verweise mit Recht auf das Kreuz als Fundament für das öffentliche Zusammenleben in Freiheit, Toleranz und Rechtsstaatlichkeit, so der Bischof weiter. "Unser Werteverständnis und der gelebte Glaube begründen diese unsere Gesellschaft in seiner freiheitlichen Grundordnung." Dafür sollten die Gläubigen einstehen.
Quelle: kathpress