Ägyptischer Jesuit Samir analysiert Nahost und trifft Schönborn
Der ägyptische Jesuit Prof. P. Samir Khalil Samir, ein profunder Kenner der christlich-islamischen Verwobenheit im Nahen Osten (arabisch: "Mashreq"), spricht in dieser Woche in Graz und Wien auf Einladung von "Pro Oriente" zum Thema "Nach der Revolution. Die arabisch-christliche Welt im Umbruch". In Wien ist der ägyptische Jesuit Gast von Kardinal Christoph Schönborn. P. Samir wird Gespräche mit dem Wiener Erzbischof und führenden Persönlichkeiten von "Pro Oriente" führen.
In Graz behandelt der Jesuit - der u.a. am Päpstlichen Orientalischen Institut in Rom lehrt - dieses Thema am Donnerstag, 3. Mai, um 17 Uhr, im Zentrum für Weiterbildung an der Universität Graz (8010 Graz, Harrachgasse 21, Hörsaal 07.02). In Wien behandelt Prof. Samir das Thema am Freitag, 4. Mai, bei einer zweiteiligen Veranstaltung, die in Kooperation mit den "Theologischen Kursen" im Stephanisaal am Stephansplatz 3 stattfindet.
Im ersten Teil (9.00 Uhr bis 11.30 Uhr) analysiert der Jesuit die Revolutionsbewegungen des sogenannten "Arabischen Frühlings", die Umstürze, Bürgerkriege und neue Machtverhältnisse, insbesondere aber die Ausbreitung des Terrorismus mit sich brachten. Im Nahen Osten müssen gerade die Christen einen hohen Preis zahlen, da sie oft mit dem "christlichen Westen" identifiziert werden. Eine der Folgen ist eine verstärkte Emigrationsbewegung der orientalischen Christen. P. Samir geht der Frage nach, welche Haltung in dieser Situation angemessen ist.
Im zweiten Teil (15.30 Uhr bis 18.00 Uhr) geht es um die Einwirkung der christlichen Spätantike auf die Entstehung der frühislamischen Kultur. Insbesondere die christlichen Schulen in Syrien und Mesopotamien haben das Erbe der griechisch-römischen Tradition an die islamisch-arabische Kultur vermittelt. Vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Konflikte im Nahen Osten, unter denen insbesondere die Christen zu leiden haben, könne der Blick in die frühe Geschichte der Beziehung zwischen Muslimen und Christen einen anderen Horizont des gegenseitigen Verständnisses eröffnen, so Prof. Samir.
P. Samir Khalil Samir ist katholischer Theologe sowie Islamwissenschaftler und Orientalist. Er berät den Heiligen Stuhl im Hinblick auf den christlich-islamischen Dialog und lehrt am Päpstlichen Orientalischen Institut in Rom sowie an der Universität Saint-Joseph in Beirut, wo er das Forschungs- und Dokumentationszentrum CEDRAC begründete, das Literatur zum christlichen Erbe im Nahen Osten sammelt. Im libanesischen "Maqasid"-Institut unterrichtet er angehende Imame über das Christentum. Er lehrt auch am "Centre Sevres de Theologie", das zum Pariser Institut Catholique gehört.
1955 trat P. Samir in Aix-en-Provence in den Jesuitenorden ein und nahm das Studium der Philosophie, Theologie und Islamwissenschaft auf. Er promovierte über ein Thema zur orientalischen katholischen Theologie sowie über ein Thema in den Islamwissenschaften. Danach begründete er 20 Lehrinstitute für Alphabetisierung in Ägypten und lehrte am Päpstlichen Orientalischen Institut in Rom (dessen Pro-Rektor er im Jahr 2015 war). Im Jahre 1986 siedelte er während des Bürgerkrieges in den Libanon über und lehrte dort an der Universität Saint-Joseph die Fächer Theologie und Islamwissenschaften. Er hatte Gastprofessuren an den Universitäten Graz, Tokio, Al-Azhar-in Kairo, Georgetown University in Washington inne.
P. Samir ist Autor von 40 Büchern und mehr als 500 Zeitungs- und Zeitschriftenartikeln. Er ist Berater von zahlreichen Kirchenvertretern und Politikern in Europa und im Nahen Osten. Er diskutierte aber auch mit Jugendlichen nordafrikanischer (zumeist kabylischer) Herkunft in den Pariser Banlieues über ihren Alltag lange vor den Unruhen im Jahre 2005. Seine Hauptarbeitsgebiete sind: der christliche Orient, der Islam und die Integration von Muslimen in Europa sowie die Beziehungen zwischen Christen und Muslimen. (Infos: www.theologischekurse.at)
Quelle: kathpress