Immer mehr Schüler besuchen den orthodoxen Religionsunterricht
Immer mehr Schülerinnen und Schüler in Österreich besuchen den orthodoxen Religionsunterricht. Das geht aus einer Aufstellung des orthodoxen Schulamtes hervor, die "Kathpress" vorliegt. Demnach beläuft sich die Gesamtschülerzahl im Schuljahr 2017/18 auf 12.682 an insgesamt 912 Unterrichtsstandorten in ganz Österreich. Im Schuljahr 2016/17 waren es 12.117 Schüler an 896 Standorten. Zum Vergleich: Im Schuljahr 2012/13 besuchten erst 10.003 Schüler den orthodoxen Religionsunterricht an 788 Standorten, vor 15 Jahren waren es gar erst ca. 5.000 Schüler. Für die Erteilung des Unterrichts sind aktuell 104 Lehrerinnen und Lehrer zuständig.
Kinder aus orthodoxen Familien in Österreich besuchen auf allen Schulstufen den deutschsprachigen orthodoxen Religionsunterricht. Die Nationalität, sei es serbisch, russisch, griechisch, rumänisch oder bulgarisch, spiele keine Rolle, so Fachinspektor Branislav Djukaric im "Kathpress"-Gespräch. Er ist zugleich auch der stellvertretender Leiter des orthodoxen Schulamtes, dessen Leitung bei Metropolit Arsenios (Kardamakis), dem Vorsitzenden der Orthodoxen Bischofskonferenz in Österreich, liegt.
Die Bedeutung von Deutsch als gemeinsamer orthodoxer Sprache wurde auch beim jüngsten Oster-Schulgottesdienst in der orthodoxen Dreifaltigkeitskathedrale in Wien deutlich. Die Liturgie, der Metropolit Arsenios vorstand, wurde auf Deutsch zelebriert, sodass alle Mitfeiernden den Inhalt gut verstehen konnten. Nur einige feierliche Gesänge wurden in den verschiedenen Landessprachen vorgetragen.
Die Aus- und Fortbildung der Religionslehrerinnen und Religionslehrer erfolgt seit 2006 an der Kirchlich-Pädagogischen Hochschule (KPH) Wien/Krems in Kooperation mit dem Orthodoxen Schulamt. Seit 2015 wird an der Universität Wien auch ein Master-Lehrgang aus Religionspädagogik mit orthodoxem Schwerpunkt angeboten. Der panorthodoxe Ansatz des Religionsunterrichts weite dabei den Blick der sprachlich-ethnisch geprägten Pfarrgemeinden für eine gemeinsame orthodoxe Identität, so Djukaric.
Orthodoxer Unterricht seit 1991
Orthodoxen Religionsunterricht in Österreich gibt es seit 1991. Mit der Errichtung des orthodoxen Schulamtes 2005 kam dann nochmals mehr Bewegung in die Sache. Die Entwicklung der Lehrpläne für Pflichtschulen und weiterführende Schulen erfolgte in mehreren Etappen, inzwischen entsprechen sie den aktuellen Standards. Die kirchliche Verantwortung der kirchlich bestellten oder der im staatlichen Vertragsdienst stehenden Religionslehrkräfte wurde von der Orthodoxen Bischofskonferenz in einer "Rahmenordnung für orthodoxe Religionslehrer in Österreich" im November 2014 festgehalten.
Eine Kraftanstrengung sei die Organisation des Unterrichts, so Djukaric. In der Regel sei es nur in manchen Bezirken in Wien der Fall, dass es an einer Schule so viele orthodoxe Kinder und Jugendliche gibt, dass der Unterricht am Vormittag parallel zum katholischen oder muslimischen Religionsunterricht abgehalten werden kann. Sonst findet er am Nachmittag statt.
Nicht wenige Lehrkräfte in den Bundesländern hätten bis zu zwölf Schulen, für die sie zuständig sind. Manchmal müssten auch noch Kinder aus mehreren Schulen an einem Unterrichtsstandort zusammengebracht werden. Dies versuche man aber nach Möglichkeit zu vermeiden, so der Fachinspektor.
Da der Lehrplan für die Volksschule biblisch orientiert ist, dienen als zurzeit einzig approbierte Unterrichtsgrundlagen zwei biblisch zentrierte Lehrbücher: die 2009 erschienene, für die Volksschule gedachte "Bibel in kurzen Erzählungen" (mit orthodoxen Gebeten im Anhang) und die 2015 veröffentlichte "Orthodoxe Schulbibel" mit Evangelien, Apostelgeschichte und ausgewählten Psalmen, die ab der 5. Schulstufe den Unterricht begleiten soll.
Das Entwickeln weiterer Lehr- und Unterrichtsmaterialien gehört demnach zu den wichtigsten Zukunftsaufgaben, so Fachinspektor Djukaric. Ein Schulbuch für die Sekundarstufe I ist derzeit in Vorbereitung, ein ebensolches für die Sekundarstufe II (Oberstufe) in Planung, die Fertigstellung werde aber wohl noch etwas länger dauern.
Einige weitere Herausforderungen für den orthodoxen Religionsunterricht: Es brauche mehr Ressourcen und weitere gut ausgebildete Lehrkräfte, um noch mehr Kinder und Jugendliche in ganz Österreich zu erreichen. Schließlich gebe es auch in der orthodoxen Kirche in Österreich bereits viele, die nicht mehr so stark kirchlich sozialisiert sind und der Religionsunterricht wäre deshalb umso wichtiger, "um die Kinder mit ihrem Glauben, ihrer Kirche und Tradition vertraut zu machen".
Ganz so dramatisch dürfte es freilich doch nicht sein. In Wien würden im Pflichtschulbereich zumindest geschätzte 80 Prozent aller orthodoxen Kinder am Religionsunterricht teilnehmen, so Djukaric.
(Infos: orthodoxekirche.at)
Quelle: kathpress