Wiener KAICIID-Zentrum: Menschen an "Tisch des Dialogs" bringen
Das seit fünf Jahren bestehende internationale Dialogzentrum KAICIID bemüht sich um einen weiteren Ausbau seiner Initiativen für interreligiösen Dialog und Frieden an verschiedensten Konfliktherden der Welt, darunter in Myanmar, Nigeria oder die Zentralafrikanische Republik. Das haben Vertreter der in Wien ansässigen und von Saudi-Arabien, Spanien und Österreich errichteten Organisation bei einer Festveranstaltung am Dienstagabend im Wiener Radiokulturhaus hervorgehoben. Im Beisein etlicher Vertreter aus Religionen und Zivilgesellschaft - unter ihnen Nuntius Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen, "Weltkirche-Bischof" Werner Freistetter und Metropolit Arsenios Kardamakis - wurde dabei die Bedeutung von Dialog als Mittel zur Konfliktvermeidung und Konfliktlösung unterstrichen.
"Wir versuchen mit unserer Arbeit Religionsführer und politische Entscheidungsträger an den Tisch des Dialogs zu bringen", sagte KAICIID-Generalsekretär Faisal bin Muaammar im Zuge der Veranstaltung, bei der unter dem Motto "In the spirit of dialogue" die Tätigkeit des internationalen Dialogzentrums vorgestellt wurde. Seit seiner Gründung sei sich das Zentrum zusammen mit den neuen Herausforderungen an den interreligiösen Dialog gewachsen und könne nun erste Früchte ernten.
Der Vatikan hat seit der KAICIID-Gründung Beobachterstatus bei der Organisation und ist auch im aus Vertretern der Weltreligionen Judentum, Christentum, Islam, Hinduismus und Buddhismus zusammengesetzten Leitungsgremium vertreten. Ein "konstruktiver und allen offen stehender" interreligiöser Dialog, wie ihn das Zentrum anstrebe, sei auch eine der Prioritäten für den Heiligen Stuhl, sagte der Vatikan-Vertreter im KAICIID und Sekretär des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog, Bischof Miguel Ayuso. Der Dialog müsse von Freundschaft und Respekt für Religionsfreiheit getragen sein.
Zu den Schwerpunktländern für das Dialogzentrum zählt die seit 2012 von wiederkehrenden Gewaltwellen heimgesuchte Zentralafrikanische Republik. KAICIID unterstützt dort die Tätigkeit einer interreligiösen Plattform für den Frieden im Land, die wesentlich vom katholischen Erzbischof der Hauptstadt Bangui, Kardinal Dieudonne Nzapalainga, und dem muslimischen Imam Oumar Kobine Layama getragen wird. Der Dialog zwischen den Religionsführern sei ein Beitrag, um die Konflikte im Land zu entschärfen, die nicht zuerst religiöser Natur seien, sondern für die Religion politisch instrumentalisiert werde, schilderten Kardinal Nzapalainga und Imam Layama.
Vorgestellt wurde im Radiokulturhaus auch die Arbeit von KAICIID in Myanmar, wo das Zentrum bei der Schaffung eines interreligiösen Netzwerks burmesischer, buddhistischer, christlicher, hinduistischer und muslimischer Würdenträger und Organisationen der Zivilgesellschaft für den Frieden mithilft. Ähnlich das Vorgehen in Nigeria: Dort habe der interreligiöse Dialog zwischen Christen und Muslimen, wie ihn das Abdullah-Zentrum und andere Organisationen fördern, etwa im Bundesstaat Kaduna zu einer deutlichen Senkung der Anzahl von bei Übergriffen ermordeten Menschen geführt, berichtete Scheich Abdulahi Maraya in Wien. "Das einzige was das Feuer der Zerstörung löschen kann, ist der Dialog", sagte der muslimische Geistliche, der zusammen mit einem christlichen Pastor eine örtliche Dialogplattform mit Stammesführern moderiert.
Eine weitere zentrale Initiative gilt den Konflikten in der Nahostregion. Erst im vergangenen Februar wurde dazu bei einer großen KAICIID-Konferenz in Wien eine neue Gesprächsplattform von Religionsführern samt Aktionsplan zu einem regelmäßigen Austausch mit politisch Verantwortlichen vorgestellt. Zu den weiteren Tätigkeitsfeldern in der Region sollen Beratung in der Gesetzgebung und bei der Erstellung von Schullehrplänen, die Unterstützung lokaler NGOs für einen friedlichen Dialog sowie die Organisation von kulturellen Veranstaltungen und interreligiösen Treffen gehören.
"Frieden kommt nicht durch Waffen"
"Friede kommt nicht durch Waffen, sondern durch das Öl des Glaubens", betonte der griechisch-orthodoxe Metropolit von Paris, Metropolit Emmanuel Adamakis, bei einer abschließenden Gesprächsrunde mit weiteren Vertretern des KAICIID-Leitungsboards wie dem Muslim und Berater des libanesischen Großmuftis, Mohammed Sammak, oder Kezevino Aram von der hinduistische Gemeinschaft des Shanti Ashram. Interreligiöser Dialog brauche Aufrichtigkeit, Ausdauer und gute Vorbereitung, so Adamakis mit Blick auf die Grundprinzipien eines Dialogs, der auch Effekte zeigt. Zwingen könne man dabei niemanden. Das Motto müsse sein "Komm und sieh!"
Auf Widerstände gegen Dialog in den Religionen und ging auch der Rabbiner David Rosen, er ist derzeit Direktor für Interreligiöse Angelegenheiten beim "American Jewish Committee", ein. Es helfe nichts, gegenüber Kritikern Unverständnis zu zeigen, vielmehr müsse man versuchen zu verstehen, woher die Bedenken kommen, so der Rabbiner. "Wir können die Dunkelheit verfluchen oder eine Kerze des Lichts anzünden", sagte Rosen. Dialog sei vor allem die "größere Begegnung mit der göttlichen Präsenz in unserer Welt" und daher "ein großes Geschenk".
Das 2012 ins Leben gerufene KAICIID ist die erste internationale Einrichtung auf der Grundlage des Völkerrechts, die sich dem Dialog der Religionen und Kulturen verschreibt. Neben Aktivitäten zur Förderung von Dialogplattformen von Religionsführern und Politikern betreibt das KAICIID u.a. ein jeweils einjähriges Bildungs- und Ausbildungsprogramm für internationale Fellows, die sich dabei mit den Grundlagen des interreligiösen Dialogs beschäftigen und lernen, wie sie selbst als Multiplikatoren für Konfliktlösungen und Friedensarbeit wirken können.
Das KAICIID-Leitungsgremium (Board) besteht aus Vertretern der Weltreligionen Judentum, Christentum, Islam, Hinduismus und Buddhismus. Der Vatikan ist beobachtendes Gründungsmitglied des Zentrums. Der Hauptsitz der Organisation befindet sich am Wiener Schottenring. Die knapp über 50 KAICIID-Mitarbeiter in Wien kommen aus 30 Ländern und gehören allen Weltreligionen an.
Quelle: kathpress