Melkitischer Pfarrer: "Die Syrer lassen sich nicht unterkriegen"
Trotz der jüngsten brutalen Kämpfe in Syrien und den damit verbundenen neuen Flüchtlingsströmen und humanitären Katastrophen sieht der melkitische griechisch-katholische Priester Hanna Ghoneim zumindest mittelfristig Hoffnung für sein Heimatland. Noch sei Syrien weit entfernt von einem echten Frieden, die Machtinteressen der Welt- und Regionalmächte würden dem Land und seinen Menschen nach wie vor einen "ungerechten Krieg" aufzwingen. Er sei aber grundsätzlich optimistisch, so Ghoneim im "Kathpress"-Interview, dass dieser Krieg nicht mehr allzu lange dauern werde: "Die Syrer lassen sich nicht unterkriegen!"
Ghoneim stammt aus Syrien. Er ist seit vielen Jahren Seelsorger der melkitischen Gemeinde in Wien und leistet von Österreich aus Hilfe für die Kriegsopfer vor Ort. Eine Zukunftsperspektive für die Christen im Land sieht Ghoneim freilich nur dort, wo die Assad-Regierung an der Macht ist.
Auf Initiative Ghoneims hat Kardinal Christoph Schönborn die kirchliche Stiftung "Korbgemeinschaft - Hilfe für Syrien" gegründet und auch das Protektorat übernommen. Die "Korbgemeinschaft" ist derzeit u.a. in Damaskus, im Hauran-Gebirge, in Homs und in Aleppo tätig. Die Hilfe kommt der christlichen Minderheit, aber auch vielen Muslime zugute. In Damaskus wird gerade ein Koordinationsbüro eingerichtet. Ghoneim ist regelmäßig in Syrien unterwegs, um die Hilfsmaßnahmen zu koordinieren.
Partner vor Ort sind kirchliche Einrichtungen wie auch einzelne Priester, die von der Korbgemeinschaft bei ihrer seelsorglichen und sozialen Hilfe unterstützt werden. Beispielsweise wird Binnenflüchtlingen bei der Begleichung von Mieten und Energiekosten geholfen, Bekleidung für Bedürftige organisiert, ärztliche Versorgung vermittelt, für Kinder Schulbusse finanziert und der Aufbau von kleinen Unternehmen unterstützt. Genauso wird auch in die Renovierung von Kirchen investiert.
Anders ausgedrückt:
Für die Korbgemeinschaft besteht der Hauptauftrag darin, den notleidenden Menschen in Syrien dabei zu helfen, die Kriegswirren zu überleben, damit sie in ihrer Heimat bleiben und zum Wiederaufbau beitragen können.
So Ghoneim, denn: "Die meisten hoch qualifizierten Christen, als Lehrer, Ärzte oder Juristen, aber auch viele erfolgreiche Händler, sind längst ins Ausland geflohen." Zurück blieben die sozial Schwachen, die umso mehr Hilfe bräuchten. Die Korbgemeinschaft will vor allem auch Jugendliche dabei unterstützen, die Schule abzuschließen oder einen Beruf zu erlernen.
Die Jungen sind willig und motiviert, aber es braucht Ideen und Mittel von außen.
Die "Korbgemeinschaft" sei nur ein kleines Hilfswerk, "dafür aber ganz nah dran an den Menschen, die unsere Hilfe brauchen", so der melkitische Priester. Die Mitarbeiter sind ehrenamtlich tätig, weshalb jede Spende zur Gänze bei den Menschen ankomme. Partner der Korbgemeinschaft in Österreich sind u.a. die Initiative Christlicher Orient (ICO) und die Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission (KOO).
(Infos: www.korbgemeinschaft.at)
Quelle: kathpress