Tirol: Wallfahrten nach St. Georgenberg für ein Jahr eingestellt
Der Tiroler Wallfahrtsort St. Georgenberg wird umgebaut. Bis Ostern 2019, also für die Dauer von rund einem Jahr, wird daher der Wallfahrtsbetrieb aus Sicherheitsgründen unterbrochen. Das hat die Benediktinerabtei Georgenberg-Fiecht dieser Tage mitgeteilt. Die Arbeiten waren notwendig geworden, nachdem der Konvent der Benediktinerabtei beschlossen hat, von Vomp in das Ursprungskloster am Georgenberg zurück zu siedeln. Der kleiner werdende Konvent kann das große Stiftsgebäude in Vomp nicht mehr kostendeckend nutzen und bewirtschaften.
Dafür sollen nun alle Kräfte des Konvents am Georgenberg für die Pilgerinnen und Pilger gebündelt werden, so P. Raphael Klaus Gebauer, Prior-Administrator der Benediktinerabtei: "Der Wallfahrtsort St. Georgenberg erfährt damit eine Stärkung."
Am Sonntag, 3. Juni 2018 wird der letzte Gottesdienst in diesem Jahr in St. Georgenberg gefeiert. Danach wird der Wallfahrtsort geschlossen. Die traditionellen Nachtwallfahrten, die bis Oktober jeweils am 13. des Monats abgehalten werden, werden ab Juni in der Stiftskirche Fiecht in Vomp jeweils um 20.30 Uhr abgehalten. Einen Gottesdienst für Wallfahrer wird es jeweils am Sonntag um 11 Uhr ebenfalls in der Stiftskirche geben.
Stift Fiecht als Bildungsstätte
Durch die Übersiedlung der Mönche nach Georgenberg standen das Stiftsgebäude und die Stiftskirche Fiecht zur Disposition, wobei inzwischen für beide Gebäude gute Lösungen gefunden wurden. Die barocke Stiftskirche bleibt als Pfarrkirche erhalten.
Hinsichtlich der anderen Gebäude ist die Benediktinerabtei mit dem Unternehmer und Präsidenten der Tiroler Industriellen Vereinigung Christoph Swarovski eine Partnerschaft eingegangen, um gemeinsam ein zukunftsfähiges Konzept für die Nachnutzung des Stiftsgebäudes in Fiecht zu entwickeln. Demnach soll in Fiecht eine Bildungsstätte für Zukunftsfragen für ganz Tirol entstehen. Die Benediktinerabtei und Swarovski würden aktuell an Details der Vereinbarung und an einer Finalisierung der Verträge arbeiten, hieß es. Die Abtei-Liegenschaften wie Forst- und Landwirtschaften bleiben auch weiterhin beim Konvent.
Benediktiner in Tirol
Die Anfänge der Benediktinerabtei St. Georgenberg-Fiecht gehen auf die erste Hälfte des zehnten Jahrhunderts zurück, als Rathold von Aibling im Stallental nördlich von Schwaz in Tirol eine klösterliche Niederlassung - St. Georgenberg - gründete. Diese wuchs rasch an Mönchen und auch - durch Schenkungen mehrerer Adeliger - an Ländereien.
Von Bischof Reginbert von Brixen wurde die klösterliche Gemeinschaft zu einer Benediktinerabtei erhoben, die Bestätigung durch Papst Innozenz II. erfolgte am 30. April 1138. Nach Großbränden (1284,1448) und Pestepedemien im 14. und 15. Jahrhundert konnte sich das Kloster nochmals kurzzeitig erholen. Aufgrund mehrerer Epidemien und den Folgen der Reformation verwahrloste das Kloster dann aber erneut. Nach dem dritten Brand von 1637 wurde es zwar nochmals aufgebaut, es gab allerdings auch schon Pläne für eine Übersiedlung.
Anfang des 18. Jahrhunderts veranlassten Lawinenabgänge und ein Brand den Konvent dazu, die Abtei nach Fiecht ins Inntal zu verlegen, St. Georgenberg blieb als Ordensniederlassung aber erhalten. 1807 wurde das Kloster von der Bayerischen Regierung aufgehoben, 1816 wurde es wieder besiedelt. St. Georgenberg blieb derweilen - und ist es bis heute - ein beliebter Wallfahrtsort.
1706 wurde mit den Bauarbeiten des neuen Klosters begonnen, zwei Jahre später konnte der Klosterbau in Fiecht bezogen werden. 1807 wurde das Kloster von der bayerischen Regierung aufgehoben, 1816 kehrten die Benediktiner von St. Georgenberg nach Fiecht zurück. 1941 wurde das Kloster von den Nazis aufgehoben. Erst 1950 wurde es den Benediktinern zurückgegeben.
Das Kloster Fiecht mit seiner prachtvollen barocken Stiftskirche zählt zu den herausragenden Kulturstätten des unteren Inntals. Seit 1967 gehört die Abtei zur Kongregation der Missionsbenediktiner von St. Ottilien (und damit nicht zur Österreichischen Benediktinerkongregation).
In St. Georgenberg wurden die ehemalige Wallfahrtskirche unter der Linde, das im alten Kloster befindliche Gasthaus, das Pilgerhaus und die mittelalterliche Holzbrücke renoviert. Im Pilgerhaus wurde ein Besinnungszentrum errichtet. Weiters wurden ein Missions- und Klostermuseum eingerichtet.
(Infos: www.st-georgenberg.at)
Quelle: kathpress