Geistliche Berufungen: Krautwaschl ortet "Schweigespirale"
Eine "eigenartige Schweigespirale" rund um das Thema der geistlichen Berufungen ortet der steirische Bischof Wilhelm Krautwaschl. Vielfach herrsche das Motto vor: "Sollen doch die Kinder der Nachbarn Ordensfrau, Ordensmann, Diakon oder Priester werden." Für den Bischof ist dies letztlich ein "Holzweg", sollte es doch gerade anders sein. Christen sollten sich in der Frage nach dem jeweils eigenen Lebensweg gegenseitig begleiten und unterstützen, sagte Krautwaschl am Sonntag in seiner Predigt bei der bischöflichen Visitation im steirischen Koglhof. Die katholische Kirche beging an diesem Tag weltweit den Weltgebetstag für geistliche Berufungen.
Es müsse darum gehen, "einander als Christen zu sehen, einander im Leib Christi verbunden zu begegnen und daher gemeinsam in der Heiligkeit voranzugehen, einander demnach auch zu helfen, den Weg zu entdecken, der für uns als Erfüllung des Willens Gottes gesehen werden kann", so Krautwaschl. Wichtig sei es, dem anderen "auf die Sprünge zu helfen, ihre Berufung in der Kirche zu entdecken in den Evangelischen Räten oder auch als Ehepartner, als Laie mitten in der Welt oder auch als Geweihter"; andernfalls würden Christen nicht ihrer gemeinsamen Berufung, einander Schwester und Bruder zu sein, entsprechen.
So stelle sich laut Krautwaschl die ernste Frage: "Wo also begleiten wir einander so, dass die Frage nach Gott auftaucht?" Damit sei auch die Frage verbunden, "wo Er mich denn haben will." Geistliche Berufungen würden nicht im Labor wachsen, abgetrennt und geschützt vor den Lebensumständen aller, sondern: "Geistliche Berufungen wachsen mitten unter uns."
Der Bischof unterstrich zugleich auch, dass es sich bei geistlichen Ämtern in der Kirche um Dienstämter handle. Krautwaschl:
Nicht das Amt ist 'Herr', sondern eben nur der Eine, der durch Tod und Auferstehung uns die Orientierung schlechthin ist. Ihn gilt es durch die Feier der Sakramente, durch die Art und Weise des Lebens, durch die Verkündigung deutlich werden zu lassen, nicht uns selbst.
Diakon oder Priester zu sein sei freilich nur eine Berufung in der Kirche "und keineswegs diejenige, die alle Berufungen und Charismen absorbiert". Gerade deswegen werde aber auch deutlich: "Wir brauchen heute solche Amtsträger", so der Bischof.
Nachtwallfahrt in NÖ, Messe in Neckenmarkt
Die Diözese St. Pölten beging den Weltgebetstag unter anderem mit einer Nachtwallfahrt auf den Sonntagberg und einer Wallfahrt nach Maria Taferl mit Weihbischof Anton Leichtfried. An der von Weihbischof Leichtfried geleiteten Wallfahrt nahmen auch die St. Pöltner Priesterseminaristen sowie Ordensfrauen teil. Es ging von der Schiffsstation Marbach zur Basilika Maria Taferl, wo schon Hunderte Gläubige auf die Wallfahrer warteten und mit ihnen die Heilige Messe feierten. Die Frage "Wofür lebst du?" sei die wichtigste überhaupt, es gelte, auf Gott hinzuhören, so Leichtfried in der Predigt.
Es sei die Aufgabe aller, um Berufungen zu beten, so Weihbischof Leichtfried. Er erinnerte auch daran, dass viele schöne Aufgaben und Berufe in der Kirche gebe: nicht nur die des Priesters, sondern etwa auch jene von Pastoralassistenten oder Religionslehrern.
Zsifkovics: "Gott überfordert nicht"
Im Burgenland feierte Bischof Ägidius Zsifkovics in der Pfarrkirche Neckenmarkt eine Messe zum Berufungstag, in deren Rahmen drei Kandidaten, die in der Ausbildung zum Ständigen Diakon stehen, mit dem Lektorat betraut wurden. "Die Nachfolge Jesu bleibt zwar eine Herausforderung, aber sie ist keine Überforderung. Gott überfordert nicht. Er lädt vielmehr ein, das Risiko der Nachfolge zu wagen", betonte Zsifkovics bei der Eröffnung.
Bischofsvikar Pater Karl Schauer sagte in der Predigt, das Geschenk der Berufung sei wesentlich für eine lebendige Kirche. Berufungen müssten jedoch "entdeckt, angenommen, zugelassen und gefördert" werden. Viele Ehrenamtliche, die ihre Berufung aus Taufe und Firmung leben, würden auch in Zukunft ihre Fähigkeiten, ihre Interessen und ihr Glaubenszeugnis in die Kirche einbringen. Laien im kirchlichen Dienst lebten ihren besonderen Auftrag in den vielfältigen pastoralen und schulischen Handlungsfeldern und könnten ihre Kompetenzen und Talente einbringen. Die Kirche brauche aber auch den unverzichtbaren Dienst von Priestern und Diakonen "und muss ein Klima fördern, in dem diese Berufungen wachsen können", betonte der Bischofsvikar.
Bischof Zsifkovics forderte die im kirchlichen Dienst Tätigen - im Religionsunterricht, in den verschiedenen pastoralen Bereichen, als Ordensleute, Diakone und Priester - auf, sich stets zu fragen, "Wo haben wir glauben gelernt? Was gibt uns tagtäglich die Kraft, unsere Berufung zu leben? Wer hat uns damals begeistert und dabei geholfen, die eigene Berufung zu entdecken?" Man könne keine Berufungen herbeireden, "aber wir können dafür beten und jungen Menschen den Boden bereiten, indem wir ihnen vorleben, dass der Weg mit Gott ein erfüllter ist, ein Weg, den die Welt nicht bieten kann", so der Bischof.
Quelle: kathpress