Zurbriggen: Österreich immer noch ein christlich geprägtes Land
Österreich ist nach der Auffassung des apostolischen Nuntius, Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen, "noch immer ein christlich geprägtes Land": Weiterhin gäbe es eine "christliche Grundsubstanz" und viele Glaubensäußerungen, die ihn beeindruckten, betonte der Vertreter des Papstes in Österreich bei den "Geraser Gesprächen" laut einem Bericht der St. Pöltner Kirchenzeitung "Kirche bunt" (aktuelle Ausgabe). Zurbriggen verwies dabei u.a. auf die Prozessionen und Wallfahrten, die Erhaltung der Kulturgüter durch die Kirche und Politik, jedoch auch das große Engagement der Freiwilligen in der Flüchtlingskrise.
Die Missbrauchsfälle seien "bedrückend", die katholische Kirche in Österreich gehe damit aber gut um und habe dafür auch aus Rom Lob bekommen, sagte der Nuntius. Ein "stärkeres Auftreten" der Kirche, jedoch auch der Politik, hätte er sich hingegen beim Abhängen der Kreuze in der Theologischen Fakultät der Universität Wien gewünscht. "Ich hätte mir erwartet, dass man sagt: So geht das nicht", so Erzbischof Zurbriggen.
Der Vatikan-Diplomat äußerte sich auch zur Frage nach dem Priestermangel und den davon bedingten Pfarrzusammenlegungen. Die Diözesen in Österreich würden in dieser Frage unterschiedliche Wege gehen. Sammelbusse vor den Gottesdiensten, die die Gläubigen in vier bis fünf Pfarren abholen und zur Sonntagsmesse bringen, seien hier als Option zu überlegen, ebenso jedoch auch die "weitere Möglichkeit", ähnlich wie in der orthodoxen Kirche bewährte verheiratete Männer als "viri probati" als Priester einzusetzen. Darüber müsse jedoch eine Bischofssynode entscheiden.
Schließlich kam Zurbriggen auch auf die anstehende Bischofsernennung in St. Pölten - der weiter amtierende Bischof Klaus Küng (77) hat bereits vor über zwei Jahren altersbedingt sein Rücktrittsgesuch eingereicht - zu sprechen. Der Nuntius verwies hier auf den "langwierigen Vorgang", und sagte weiter: "Ich darf in der Öffentlichkeit gewisse Dinge nicht sagen. Weil wenn ich jetzt sagen würde, dass jemand nicht angenommen hat, dann würde man spekulieren, werde das ist." Auch gelte es die Kandidaten zu schützen. Das letzte Wort in der Entscheidung habe nun der Papst.
Quelle: kathpress