Wiener Obdachlosenprojekt "VinziDorf" nimmt Form an
In Wien-Meidling schreiten die Bauarbeiten am Projekt "VinziDorf", in dem 24 Obdachlose künftig ein Zuhause erhalten sollen, zügig voran. Am Donnerstagnachmittag fand am Standort Hetzendorferstraße 117 die Gleichenfeier für die Einrichtung mit 16 Wohnmodulen und acht Wohneinheiten statt. "Vinzi"-Gründer Pfarrer Wolfgang Pucher äußerte sich dankbar darüber, dass vergangene Hürden für die Errichtung genommen worden seien. "Wir geben all jenen Heimat, Hoffnung und Würde, die dieser am meisten bedürfen", so der Lazaristenpater über den Grundgedanken und Leitsatz der Einrichtung. Für September ist die Fertigstellung und Eröffnung terminisiert.
Wie Pucher darlegte, beruht das Sozialprojekt auch in seiner Entstehung auf dem Zusammenwirken verschiedenster Akteure und auf einem hohen Ausmaß an Freiwilligenarbeit. Die Holzmodule wurden beispielsweise an der HTL Mödling gefertigt, wobei sich zahlreiche Schüler im Zuge ihrer Projektarbeit am "VinziDorf" beteiligten. Gebaut wird unter Regie des Architekturbüros gaupenraub +/-, einer ehrenamtlichen Bauaufsicht und mehrerer beteiligter Firmen.
Für die Zukunft benötige man vor allem Subventionen und Sicherheit für den dauerhaften Bestand der Einrichtung, so Puchers Ausblick. Geld- und Sachspenden würden für den laufenden Betrieb benötigt, zudem für den weiteren Bau auch Material wie Bauholz, Spenglerbleche, Metallgeländer, Fußbodenbeläge, Beton- und Rasensteine, Farbe und Tore.
Alkoholkranke bevorzugt
Das "VinziDorf" versuche den einzelnen Menschen "in seiner schwierigen Lebenssituation anzunehmen" und ihm nicht nur einen Schlafplatz, sondern eine Dauerherberge zu geben, sagte der Ordensmann. Zielgruppe seien heimatlose Männer, die sich nicht in bestehende Strukturen einfügen könnten: Jene mit chronischer Alkoholsucht und Lebensmittelpunkt bzw. Anspruchsberechtigung in Österreich, die aus verschiedensten Gründen das bestehende Angebot der Wiener Wohnungslosenhilfe nicht annehmen können oder nicht aufgenommen werden.
Die Zimmer im künftigen Wiener "VinziDorf" sind mit einem eigenen Sanitärbereich ausgestattet und haben eine durchschnittliche Größe von 8,6 Quadratmeter. Vorgesehen ist eine individuelle, 24-Stunden-Betreuung durch haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter, das Angebot von Aktivitäten zur persönlichen Erbauung sowie eine ruhige, familiäre Atmosphäre, die den künftigen Bewohnern zur Stabilisierung verhelfen soll.
Für das Wiener "VinziDorf" brauchte es viele Anläufe. Die Idee entstand laut Vinzenzgemeinschaft bereits 2002, als das seit 1993 bestehende gleichnamige Grazer "VinziDorf" an die 500 Dauerunterstützer aus Wien aufwies und sich auch in der Bundeshauptstadt ein großer Bedarf für ein solches Sozialprojekt zeigte. Während der Standortsuche gab es viel Widerstand und lange Zeit keine Baugenehmigung, statt eines "VinziDorf" entstanden in den vergangenen Jahren in Wien vorerst sechs andere "VinziWerke" wie etwa die Notschlafstelle "VinziBett". Die ersehnte Erlaubnis für das Dorf-Projekt in der Hetzendorferstraße wurde schließlich im Herbst 2015 erteilt. (Spendeninfos: VinziWerke - IBAN: AT71 2011 1288 4708 7100 - BIC: GIBAATWWXXX, www.vinzi.at)
Quelle: kathpress