P. Wallner: "Mission ist nie ein Indoktrinieren"
Der Begriff "Mission" ist für den Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke P. Karl Wallner zwar "kirchenhistorisch belastet", heute allerdings der "coolste Begriff", den es bei Jugendlichen gibt. "Lässt man den Begriff Mission beiseite, übersieht man sicherlich die Zeichen der Zeit", betonte Wallner am Mittwochabend im Gespräch mit katholischen Publizistinnen und Publizisten in Wien. "Missionspapst Franziskus", wie ihn Wallner nannte, priorisiere bewusst den Begriff "Mission" gegenüber Alternativumschreibungen wie Neuevangelisierung. Für Wallner ist Mission - die Sendung zu den Menschen - eine "Grundbotschaft der Kirche". Freilich: "Mission ist nie ein Indoktrinieren. Wir wollen anderen Menschen Anteil an unserer Freude geben", so der Missio-Nationaldirektor.
In Afrika oder Asien erlebt er eine "lebendige und fröhliche Kirche", die den Menschen in Europa Mut machen könne. In diesem Punkt könne die katholische Kirche auch vieles von der "magnetisierenden und begeisternden Dynamik" der Freikirchen lernen, sagte Wallner.
Ein Missionar muss für P. Wallner ein "zutiefst Hörender" sein, der in einer "intensiven Du-Beziehung mit Gott" ist und gleichzeitig die Probleme und Anliegen der Menschen aufnimmt. "Ich höre hin, aber natürlich brennt es dann in mir, meine Freude mit anderen zu teilen und von dieser Fülle der Liebe Gottes etwas überfließen zu lassen", unterstrich Wallner. Jede Verkündigung und Mission könne freilich nur ein Angebot sein, "das Eigentliche muss Gott tun".
Für den Ordensmann geht es in der heutigen Zeit nicht darum, die Kirche ausschließlich "numerisch" zu erhalten. Es müsse zu einer konkreten Umsetzung der Arbeit des Zweiten Vatikanischen Konzils zu Themen wie Missions- und Laientätigkeit kommen. "Wir nehmen aktuell nicht wahr, dass wir einen Papst mit einer tiefen missionarischen Mentalität haben", hob Wallner hervor. Die Kirche müsse sich in ihren Strukturen auf die Zukunft einstellen, gleichzeitig müsse sie aber auch mit einer geänderten Mentalität vorangehen, die "Werbung für den Glauben" macht: "Sonst ist das ein begleiteter Suizid", so der Missio-Nationaldirektor beim "Jour fixe" des Verbands katholischer Publizisten.
Als völlig "unideologisch" bezeichnete Pater Karl Wallner Papst Franziskus, wenn dieser "werbend" über die Frohbotschaft spricht:
Wir müssen aufhören, uns in Strukturen zu verstecken, und neu auf die Straße hinausgehen. Der Papst lebt es uns vor, wenn er zum Beispiel Arbeiterfamilien in Ostia besucht.
Das sei keine "große Ideologie oder Strategie", so der Missio-Nationaldirektor. Papst Franziskus brenne dafür, Menschen zu begegnen und selbst Zeuge des Evangeliums zu sein.
In der theologischen Diskussion ortet der Missio-Nationaldirektor eine "ideologische Engführung des Wahrheitsbegriffs", die in der heutigen Zeit keinen Platz mehr habe: "Es ist dogmatisch eindeutig, dass die soteriologische vor der christologischen Ausformung steht: Jesus hat zuerst geheilt. Wir müssen dem lieben Gott zugestehen, dass er sein Heil selbst in die Welt setzt."
Mit Blick auf die Zukunft der Kirche in Europa hob P. Wallner hervor, dass das Christentum "bei uns" tief in der "Genetik der Menschen" steckt. In diesem institutionellen Christentum sah er eine Chance für einen Paradigmenwechsel, gleichzeitig brauche es ein neues "Überzeugungschristentum", das sich zu Jesus Christus bekennt. "Ich bin kein Ideologe der Zukunft, sondern ein Pragmatiker der Gegenwartsbewegungen", betonte Wallner. Es braucht aus seiner Sicht einen "realistischen Blick" auf die aktuelle Situation der Kirche und dann "optimistische Schritte nach vorne".
Quelle: kathpress