1938: AKV erinnert an "Prominententransport" ins KZ Dachau
Die Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände Österreichs (AKV) erinnert an den ersten Österreicher-Transporte in das KZ Dachau, der sich an diesem Oster-Wochenende zum 80. Mal jährte. "Viele Mitglieder aus den katholisch-korporierten österreichischen Studentenverbänden (CV, KV, MKV, Katholische Landsmannschaften) gehörten zu den ersten Gefangenen des NS-Terrorregimes.", stellte dazu AKV-Präsident Helmut Kukacka in einer Aussendung am Ostermontag fest.
Von den Nationalsozialisten sei dafür der verhöhnende Begriff "Prominententransport" geprägt worden, als am 1. April 1938 zahlreiche bekannte und politisch engagierte Österreich von Wien in das KZ Dachau gebracht wurden. Diese erste Gruppe von 151 Personen bestand aus Gegnern des nationalsozialistischen Regimes, unter ihnen war weit über ein Drittel Juden, ca. ein Drittel waren Vertreter des "Ständestaates", etwa jeweils 10 Prozent entfielen auf Sozialisten und Kommunisten.
Unter den Politikern der bürgerlichen Seite waren die Mitglieder katholischer Verbände überdurchschnittlich vertreten, so Kukacka. Zu den prominentesten gehörte Leopold Figl, vor 1938 niederösterreichischer Bauernbunddirektor, und Alfons Gorbach, vor 1938 steirischer Landesführer der Vaterländischen Front, sowie deren Propagandaleiter Fritz Bock, nachmaliger Handelsminister und Vizekanzler, der Landeshauptmann von Niederösterreich, Josef Reither und der Bürgermeister von Wien, Richard Schmitz. Bald folgten dem ersten Dachau-Transport weitere.
In der Aussendung erinnerte Kukacka ausdrücklich an Hans Karl Zeßner-Spitzenberg als erstes Opfer aus den Reihen der katholisch-korporierten Couleurstudenten, der im KZ Dachau starb. Der tief gläubige Zeßner-Spitzenberg wurde am 18. März 1938 aus der Heiligen Messe in der Kaasgrabenkirche in Wien-Döbling heraus von der GESTAPO verhaftet. Er starb 53-jährig am 1. August 1938 an den ihm von den NS-Schergen auf dem KZ-Transport zugefügten schweren inneren Verletzungen. Der AKV-Präsident erklärte, dass insgesamt 26 Mitglieder katholisch-korporierter Verbände gewaltsam in den Lagern und Gefängnissen des NS-Regimes zu Tode kamen.
Obwohl politische Diskussionen im KZ strengstens verboten waren, kam es bald zu Gesprächen zwischen den inhaftierten Österreichern der verschiedenen politischen Lager, führte Kukacka weiter aus. Die politische Zusammenarbeit der einst bis zum Bürgerkrieg verfeindeten Sozialdemokraten und Bürgerlichen hatte nach 1945 im "Geist der Lagerstraße" und im gemeinsam erfahrenen Leid ihre Wurzeln. "Aus diesem Geist heraus war es für viele dieser KZ-Insassen - an der Spitze Leopold Figl, der nur ganz knapp vor Kriegsende der Hinrichtung entkam - eine patriotische Selbstverständlichkeit am Wiederaufbau eines demokratischen Österreichs mitzuwirken", hielt Kukacka fest.
Quelle: kathpress