Trendl: Frauen bei Frage über Spätabtreibung nicht allein lassen
Die Entscheidung über eine Spätabtreibung darf nicht allein der betroffenen Frau aufgebürdet werden und hat immer eine ethische Dimension, die die ganze Gesellschaft in die Pflicht nimmt. Darauf hat der Präsident des Katholischen Familienverbandes, Alfred Trendl, am Dienstag im Interview mit Kathpress hingewiesen. Anlass dafür war die Ausstrahlung des preisgekrönten Films "24 Wochen" mit einer anschließenden Diskussionsendung am Montagabend auf ORF1, an der u.a. die Regisseurin des Films, Anne Zohra Berrached, teilnahm.
Lob zollte der neue ORF-Stiftungsrat dem öffentlich-rechtlichen Sender für die Bereitschaft, dieses sensible Thema "zur besten Sendezeit" zu behandeln und in einem sachlichen und wertschätzenden Fachgespräch zu vertiefen. "Damit wird endlich ein Tabu gebrochen, das bis jetzt vor allem Frauen mit einer existentiellen Entscheidung belastet und alleine lässt", so Trendl. Nicht nur die schwangere Frau, auch ihr Partner, das familiäre Umfeld und letztlich die gesamte Gesellschaft "brauchen dabei Hilfe und Orientierung".
Der Film wie auch die Diskussion darüber hätten gezeigt, dass die Frau, wie immer sie sich entscheide, dafür kritisiert werde. Diese mache eine "innere Gespaltenheit" vieler Menschen bei diesem Thema deutlich. "Ein Grund dafür liegt in der Unwissenheit, aber auch im bewussten Nicht-Wissen-Wollen", so Trendl unter Verweis darauf, dass es in Österreich weder eine Statistik über Spätabtreibungen, noch über Schwangerschaftsabbrüche insgesamt gibt. "Um fundiert darüber reden und entscheiden zu können, braucht es sichere Daten". Daher könne man nur hoffen, dass die Initiative "Fakten helfen" vom Parlament aufgegriffen und umgesetzt werde.
Man dürfe Betroffene nicht mit ihrem ethischen Ringen in dieser Situation alleine lassen. Die ganze Gesellschaft sei gefordert, sich darüber Rechenschaft zu geben, wie sie zum Recht auf Leben als höchstem Wert der Rechtsordnung steht. "Muss es nicht allen zu denken geben, dass rund 90 Prozent der Ungeborenen allein wegen der Diagnose bzw. Vermutung 'Down-Syndrom' einfach nicht mehr zur Welt kommen?" Es sei zu hoffen, dass die "Diskussion über Spätabtreibung nicht vorbei ist, bevor sie richtig begonnen hat, und ich werde mich dafür mit Familienorganisationen und im ORF einsetzen", so Trendl.
Quelle: kathpress