Schwarz für selbstbewussten Dialog mit Muslimen in Österreich
Gehört der Islam zu Österreich? Als Antwort auf diese Frage hat der Kärntner Bischof Alois Schwarz darauf hingewiesen, dass es Österreich bereits seit 1912 ein Islamgesetz gibt. In Kärnten führe die Kirche mit Muslimen regelmäßigen Dialog - in dem Christen freilich auskunftsfähiger über ihren Glauben sein sollten. Er "verstehe aber, dass es Unsicherheit und Ängste in der Bevölkerung gibt, weil jetzt auch Muslime aus nicht-europäischen Ländern kommen, die eine total andere Kultur mitbringen", sagte der Bischof am Sonntag im Interview mit der "Kleinen Zeitung".
Hier lebende Muslime hätten sich an die österreichische Gesetzgebung zu halten, betonte Schwarz:
Sie haben zu respektieren, dass es hier unverrückbare Grundwerte wie zum Beispiel Rechtsstaatlichkeit, Demokratie, Religions- und Meinungsfreiheit sowie Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau gibt.
Solche Standards gelte es anzunehmen, "sonst kann ich hier nicht leben."
Dass es verstärkt Zuwanderer gibt, die das nicht respektieren, habe er allerdings noch nicht wahrgenommen, wies der Bischof hin. Mit in Kärnten lebenden Muslimen sei z.B. ein Freundschaftsbuch gemacht worden, und an einer Schule in St. Ruprecht gebe es zusätzlich zur Religions- eine gemeinsam vom christlichen und muslimischen Lehrer gestaltete "Friedensstunde", in der gutes Zusammenleben gefördert werde. "Wir sind hier in Kärnten sehr stilbildend", meinte Schwarz.
Nicht der wachsende Bevölkerungsanteil der Moslems mache ihn besorgt, wohl aber, "dass die christliche Kultur in diesem Dialog zu wenig auskunftsfähig ist". Christen müssten über die Grundbotschaften ihrer Religion Bescheid wissen und diese auch formulieren können, forderte Schwarz.
Zu Ostern geht es um Tod und Auferstehung von Jesus Christus und nicht um den Osterhasen. Ich sehe hier ein Entwicklungspotenzial.
"Profilierung der Christen" notwendig
Auf die Frage, welche Rolle Religion heute im Alltag der Menschen noch spiele, antwortete Bischof Schwarz, Religion sei für die inneren Grundüberzeugungen eine verlässliche Schule. Er wünsche sich aber, "dass Christen im öffentlichen Diskurs noch mehr als religiöse Bürger wahrgenommen werden, dass sie sich stärker zu Wort melden, dass Christen auch öffentlich zeigen, dass sie Christen sind". Er vermisse diese Botschaft beim alltäglichen Eintreten für Mitmenschlichkeit, Gerechtigkeit und Humanität. "Wenn wir Profil zeigen als Christen, wird das andere neugierig machen" ist der Bischof überzeugt. "Mir geht es um die Profilierung der Christen in unserem Land."
Auf den Hinweis, dass bei gleichbleibendem Gläubigenschwund in Kärnten in 15 Jahren nur mehr jeder zweite Einwohner der katholischen Kirche angehören wird, antwortete Schwarz: "Jeder, der weggeht, tut mir weh." Allein 1500 Christen pro Jahr verliere Kärnten durch Abwanderung in andere Bundesländer.
Wenn Leute die Kirche verlassen, heißt es ja nicht, dass sie den Glauben verlassen.
Wünsche an die Landespolitik
Die neue Landesregierung forderte der Bischof auf, der großen Abwanderung mit Maßnahmen zu begegnen, die gerade jungen Leuten eine wirtschaftlich attraktive Zukunftsperspektive geben. Er wünsche sich auch, dass die neue Regierung genau auf den Pflegebereich schaut. Es gebe hier einen Mangel an Personal in Kärnten, zugleich - nach der Abschaffung des Pflegeregresses - einen "Ansturm auf die Pflegeheime". Schwarz empfahl der Landespolitik Möglichkeiten für jene zu schaffen, die an einem Berufswechsel in die Pflege interessiert sind.
Angesprochen auf die viel diskutierte Aussage Kardinal Christoph Schönborns zum Nulldezit meinte der Kärntner Bischof, er wolle sich "nicht in die Tagespolitik einmischen". Grundsätzlich gelte: "Man kann nur ausgeben, was erwirtschaftet wurde." Und beim Ausgeben bedürfe es einer großen Wachsamkeit für Solidarität und Gerechtigkeit. "Werden diese Grundprinzipien eingehalten, mache ich mir keine Sorgen, dass wir die Armen übersehen", sagte Schwarz.
Quelle: kathpress