Öko-spirituelle Bildungsinitiative "Pilgrim" fasst in Polen Fuß
Die von Österreich ausgegangene ökologisch-spirituelle Bildungsinitiative "Pilgrim" findet auch in Polen großen Zuspruch: Seit der ersten "Pilgrim"-Zertifizierung einer Schule in Posen im Jahr 2014 ist das Netzwerk auf mittlerweile 25 Einrichtungen angewachsen, wobei sich neben Schulen u.a. auch eine Pädagogische Hochschule zu den von Spiritualität sowie ethischer und sozial-nachhaltiger Bildung geprägten Zielen verpflichtet hat. Voran kommt die Initiative auch auf wissenschaftlicher Ebene: In der Vorwoche wurde in der Stadt Cieszyn die bereits dritte internationale "Pilgrim"-Tagung auf polnischen Boden zum Thema Ethik in der Nachhaltigkeitspädagogik veranstaltet, teilte der Religionspädagoge und Initiativen-Gründer Johann Hisch am Donnerstag gegenüber "Kathpress" mit.
Ähnlich wie in Österreich sorge der interdisziplinäre und vernetzte Ansatz der Idee auch in Polen für außergewöhnliche Kooperationen, berichtete Hisch. Ein Beispiel dafür sei die Zusammenarbeit einer Schule mit einer Haftanstalt im schlesischen Pszczyna.
Die Schüler haben mit den Insassen gesprochen, gefeiert und mit ihnen gebastelt. Die Gefangene wurden dabei nicht als Bestrafte definiert, sondern als Menschen, die besonderer Hilfe bedürfen, und haben sich nachher sehr positiv über die erfahrene Wertschätzung geäußert. Probleme gab es keine.
Das Gefängnis sei mittlerweile ebenfalls "Pilgrim"-zertifiziert, lege besonderes Augenmerk auf den zwischenmenschlichen Umgang sowie auf Menschenwürde und Lebenschancen etwa durch Arbeit.
Eine Vertiefung und Weiterführung des "Pilgrim"-Ansatzes gab es bei der Tagung über "Ethische Werte in der Bildung für Nachhaltigkeits-Entwicklung", mitinitiiert von der Schlesischen Universität Katowice und der Kirchlich-Pädagogischen Hochschule (KPH) Wien-Krems unter Beteiligung der Wiener Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik. In Eröffnungsreferaten behandelten der Katowicer Prodekan und Soziologe Andrzej Kasparek das Thema "Spiritualität in der Ökologie" und Klaus Radunsky, österreichischer Vertreter im Weltklimarat und Senior Expert der Abteilung Klima im Umweltbundesamt, das Thema "Ökologisches Handeln und ethische Werte am Beispiel der Klimapolitik". Weitere Vorträge und Workshops drehten sich um die Frage, inwiefern Ökologie auf ethische Normen angewiesen ist.
Die Folgewirkung des seit 2003 bestehenden "Pilgrim"-Gedankens lässt sich vor allem an der Zahl der Zertifikate messen, mit denen derzeit 226 Institutionen ausgezeichnet sind, wie Hisch informierte. Diese liegen zum Großteil in Österreich, gefolgt von Polen und Ungarn, doch auch in Deutschland, der Slowakei, den Niederlanden und Peru gibt es Pilgrim-Einrichtungen. 81 Prozent der "Pilgrim"-Schulen sind öffentliche Schulen, nur 19 Prozent in konfessioneller oder anderer privater Trägerschaft. In den einzelnen Schulen sind verschiedenste Unterrichtsfächer eingebunden, allen voran jedoch der Religionsunterricht.
Neue Zertifizierungen werden stets zu Sommerbeginn in einer zentralen Feier in Wien vergeben. Ab kommenden 30. Mai dürfen sich 14 weitere Institutionen mit dem Zusatz "Pilgrim" bezeichnen, womit die absolute Zahl dann 240 beträgt. Erstmals wird dabei das Zertifikat an eine ganze Gemeinde verliehen, deren Einrichtungen vom Kindergarten über Volksschule, Neue Mittelschule bis hin zur Pfarre alle den "Pilgrim"-Gedanken weitertragen. Eine Premiere ist die 15-Jahres-Feier von "Pilgrim" in Wien jedoch auch aus anderer Hinsicht: Als Ehrengast und Redner hat sich der vatikanische Kurienkardinal Peter Turkson angekündigt, teilte Hisch mit.
Quelle: kathpress