Heinz Hödl bei Festakt als "Gesicht" kirchlicher EZA gewürdigt
Nach 37 Jahren in leitenden Positionen in der österreichischen kirchlichen Entwicklungszusammenarbeit ist Heinz Hödl im Rahmen eines Festaktes verabschiedet worden. Die zahlreichen Repräsentanten aus Kirche, EZA und Gesellschaft würdigten dabei im Wiener Franziskanerkloster am Mittwochabend den gebürtige Steirer als "Gesicht" kirchlichen Engagements in den Bereichen EZA und Mission, der diesen Bereich maßgeblich gestaltet hat. Hödls Nachfolgerin in der Geschäftsführung der "KOO" (Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission) ist seit 1. März Anja Appel.
An der Feier nahmen neben dem für EZA/Mission in der Bischofskonferenz Zuständigen, Militärbischof Werner Freistetter, u.a. der Linzer Diözesanbischof Manfred Scheuer, der Wiener Weihbischof Franz Scharl, Caritas-Präsident Michael Landau, Altpräsident Franz Küberl, Bischofskonferenz-Generalsekretär Peter Schipka und zahlreiche weitere Persönlichkeiten wie Werner Raza von der Österreichischen Forschungsstiftung für Entwicklungszusammenarbeit (ÖFSE) sowie Alice Irvin und Irene Schickl-Schmitz von der Austrian Development Agency (ADA) teil. Freistetter hob bei der Feier hervor, dass Hödl ihm durch viele lange Gespräche in die Materie und die Strukturen eingeführt habe. Dafür sei er sehr dankbar.
Der Stellvertretende KOO-Leitungsvorsitzende Dietmar Schreiner zeichnete den Lebensweg Hödls nach. Nach seinem sechsjährigen Übersee-Einsatz habe Hödl die Dreikönigsaktion zu großem internationalem Renommee geführt. Bereits damals habe er viele strukturelle Neuerungen in der EZA-NGO-Szene initiiert. In der KOO habe er dann dem Thema Mission einen höheren Stellenwert als bisher verschafft. In der öffentlichen Wahrnehmung habe er die kirchlichen Hilfswerke durch Erreichen des Spendengütesiegels und regelmäßige Bilanzmeldungen an die Statistik Austria wesentlich aufgewertet. Die Bischöfe hätten von ihm immer gut ausgearbeitete Maßnahmen-Vorschläge und Stellungnahmen erhalten, mit denen sie wirkungsvoll in die Öffentlichkeit gehen konnten. "Viele haben wegen deines Wissens um Papstdokumente und vatikanische Aussagen gestaunt und gesehen, wie gut du auch im kirchlichen Leben verankert bist", so Schreiner.
Heinz Hödl sagte in seinem Dankwort, er habe während seines sechsjährigen Einsatzes in Papua-Neuguinea, wohin er als 20-Jähriger gegangen war, drei Dinge gelernt: Es brauche nicht nur konkrete Hilfe, sondern auch Änderungen auf höherer politischer Ebene, damit Menschen den Übergang von der Steinzeit ins moderne Zeitalter schaffen können; es brauche das Gebet und Gottvertrauen, um persönliche Fortschritte machen und etwas weitergeben zu können; es brauche eine Begrenzung der Wachstumsideologie, denn "der Mensch lebt nicht vom Brot allein".
Die Kirche mache in der Entwicklungszusammenarbeit "einen guten Job", sagte Hödl. Das gelte für Österreich und weltweit. Sie stehe für Langzeitpräsenz und bleibe auch, "wo schon alle anderen weg sind, etwa im Südsudan". Die Kirche in Österreich habe ihre Leitlinien zur Entwicklungspolitik Mitte der 1990er-Jahr in einem Prozess erarbeitet und 1997 verabschiedet. "Diese Leitlinien sind noch immer gültig", erinnerte der 65-Jährige.
"Diese Wirtschaft tötet"
Papst Franziskus sage vieles von dem damals Formulierten noch drastischer - etwa, dass "diese Wirtschaft tötet". Er wolle damit nicht die Soziale Marktwirtschaft kritisieren, sondern sagen, "dass Millionen Menschen in den Armutsgettos verelenden und wir Mitverantwortung haben". Hödl erinnerte an die in den Smartphones verwendeten Mineralien. "Da klebt Blut dran."
Was auch nicht gesehen werde sei die beschämende Großzügigkeit mancher armer Aufnahmeländer: "In Norduganda hat man auf einem Gebiet von der Größe des Burgenlands eine Million Flüchtlinge aus dem Südsudan aufgenommen. Und es geht gut." Er selbst - so Hödl - wisse, dass es immer um Hoffnung gehe, und zwar in dem Sinn, dass "ich weiß, dass mein Einsatz Sinn hat".
Heinz Hödl, geboren 1953 in Graz, absolvierte die Ausbildung zum Agraringenieur. Von 1974 bis 1980 war er auf Entwicklungshelfereinsatz in Papua-Neuguinea. 1981 wurde er Geschäftsführer der DKA (Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar). 2002 wechselte er als Geschäftsführer zur KOO. Die KOO als zentrale Facheinrichtung der Kirche für das entwicklungspolitische Engagement und die Mission vereinigt Mitgliederorganisationen, die allein im vergangenen Jahr über 3.700 Projekte in ca. 100 Ländern mit einem Gesamtumsatz von 102 Millionen Euro unterstützten.
Hödl ist Mitbegründer zahlreicher NGO-Plattformen für Entwicklungspolitik wie die AGEZ, die "EU Plattform", die Kofinanzierungsstelle KFS, den Handelszusammenschluss "Fairtrade", die Entsendungsorganisation "Horizont3000" und den Dachverbandes "AG Globale Verantwortung". Von 2014 bis 2017 leitete er zudem als gewählter Präsident den in Brüssel angesiedelten Weltdachverband der katholischen Hilfswerke CIDSE (Coopération Internationale pour le Développement et la Solidarité). Ehrenamtlich leitet Hödl ab jetzt den Projekt-Kontrollsenat der KOO und ist Mitglied des Missionsrats der Österreichischen Bischofskonferenz.
Hödls Nachfolgerin in der KOO-Leitung, Anja Appel, wurde beim Fest im Franziskanerkloster vorgestellt und begrüßt. Sie wurde 1975 in Koblenz am Rhein geboren. Die studierte Politikwissenschaftlerin ist verheiratet und Mutter zweier Kinder. Für ihre Aufgabe bringt sie bereits 20 Jahre Erfahrung mit entwicklungspolitischen Themen mit, u.a. durch Kinderrechtsarbeit bei "Terre des hommes", Einsatz für das Recht auf Nahrung beim Netzwerk "Fian" bis hin zum Engagement für Frauen- und Minderheitenrechte in der entwicklungspolitischen Arbeit der Katholischen Frauenbewegung. Wissenschaftlich setzte sie sich v.a. mit Organisationen in der Entwicklungszusammenarbeit sowie mit Strategieentwicklung auseinander.
Wie Appel selbst ankündigte, sei die "Ausrichtung an der Gerechtigkeit" für sie ein zentraler Leitgedanke. Den Forderungen der Gerechtigkeit müsse man zuerst Genüge tun, "und man darf nicht als Liebesgabe anbieten, was schon aus Gerechtigkeit geschuldet ist", zitierte die Politologin aus dem Konzilsdekret über das Laienapostolat. Kirchliche Organisationen und Hilfswerke sowie die KOO als deren Netzwerk würden viel dazu beitragen, dass Kirche als Partnerin der Armen und gleichzeitig als breite Bewegung wahrgenommen werden kann. Dafür wolle sie sich engagieren, so die neue Geschäftsführerin.
Quelle: kathpress