Graz: Krautwaschl präsentiert Guide zum Diözesanjubiläum
Zwei Mitte April startende Großausstellungen in Graz, weitere drei ab Ende April in Admont, Seckau und Seggauberg, dazu Wanderbühnen, neue Kompositionen in Kirchenmusik und ungewöhnliche Kooperationen - all das zeichnet das vielfältige Programm der 800-Jahr-Feier der Diözese Graz-Seckau in den Frühlings- und Sommermonaten aus. Höhepunkt des Jubiläums soll ein großer Festgottesdienst in Juni auf dem Grazer Platz der Versöhnung sein.
Das Jubiläum sei ein "Geschenk, das die Katholische Kirche Steiermark an alle weitergeben möchte", sagte Bischof Wilhelm Krautwaschl bei der Präsentation des Programmguides am Montag im Steirischen Presseclub. Der neue Programmguide sei solle beim "Hineinwachsen in das Diözesanjubiläum" helfen. Das Feiern "liegt der katholischen Kirche", denn "im Kern ist es Christus, der uns immer wieder zusammenruft, und die Freude über das uns in all der Geschichte so reich Geschenkte hat seinen Grund in der Freude des Evangeliums".
Klar benannt werden sollten allerdings in den verschiedenen Veranstaltungen auch "unsere Verfehlungen, unsere Sünden", so der 58. Bischof der 1218 im obersteirischen Seckau gegründeten Diözese. Dennoch sei es "die Freude, die uns weiterträgt und unsere Geschichte in eine Zukunft hineinschreibt".
Thomas Bäckenberger, als Generalsekretär des 2015 gestarteten Erneuerungsprozesses "Weg2018" für die Koordination der Vorbereitungen des Jubiläums zuständig, sieht das Engagement für das Jubiläum als Investition und Ausblick in die Zukunft der Diözese Graz-Seckau. "Dass Kirche sich ändern muss, wenn sie in Zukunft noch Relevanz haben will, wird vielen immer bewusster. Deshalb nutzen wir das Jubiläum, um existenzielle Fragen in neuer Form zu stellen und gemeinsam nach hilfreichen Antworten für das Leben im Hier und Jetzt zu suchen - an anderen Orten, mit ungewohnten Formaten und Kooperationen mit neuen Partnern", so Bäckenberger.
"Weder langweilig noch verstaubt"
Der hauptverantwortliche Kurator des Diözesanjubiläums Johannes Rauchenberger berichtete über die Herausforderung bei der Gestaltung. Jubiläen könnten "etwas Selbstherrliches" haben oder "langweilig und verstaubt" sein; "Geschichte hat den Ruf von Vergangenem, Kirchengeschichte erst recht." Mit den fünf Ausstellungen an historisch starken Orten des Landes habe man es anders angelegt.
Die Grundfrage, die ihn bis heute fasziniere, sei: Wie erzähle ich Geschichte?, so Rauchenberger.
Denn ob es uns offen bewusst ist, oder ob es noch im Unbewussten liegt: Identität und Selbstverständnis hängen von der Deutung unserer eigenen Geschichte und Geschichten ab, auch als Kirche. Wer seinen Glauben an die Zukunft geschichtslos beantworten will, den holen die 'Geister der Vergangenheit' ein.
Die Ausstellung "Glaube Liebe Hoffnung" im Kunsthaus Graz und im Kulturzentrum der Minoriten wird am 12. April eröffnet. "Welchen Wert haben Religion, Glaube und Spiritualität und deren Rituale in einer weitgehend säkularen Gesellschaft?", heißt es zur Leitfrage im Programmguide.
"Last & Inspiration" im Priesterseminar
Im Priesterseminar Graz wird am gleichen Abend die Schau "Last & Inspiration" eröffnet. "Mit einmaligen Objekten aus der Vergangenheit, mit zeitgenössischer Kunst und mit virtuellen Reisen durch die tausendjährige Sakralkunst wird nach Last und Inspiration der Kirche dieses Landes gefragt, die sich gerade dramatisch neu formiert", so der Guide.
Zeitgenössische Kunst zeigt Stift Admont in der Ausstellung "Schönheit & Anspruch", die am 23. April eröffnet wird. Zusehen sind auch Werke aus der Sammlung Bischof Hermann Glettlers.
Am 1. Mai folgt die Eröffnung von "Umbruch. Geist & Erneuerung" in Stift Seckau. Mit subtilen Interventione aus der Gegenwartskunst im Kreuzgang, im Kapitelsaal, im Mausoleum Erzherzog Karls und in der Bischofskapelle werden in der Schau "Vergangenes und Bleibendes ganz neu sichtbar gemacht".
Die letzte der fünf Vernissagen ist dann am 9. Mai in Schloss Seggau bei Leibnitz, einem Ort, "der Grenzerfahrung und Schutzbedürfnis bündelt". Entsprechend wird in Ausstellung "über Heimat nachgedacht, über verschobene Grenzen, über die Erfahrung des Schutzes unter dem Mantel des Glaubens".
Acht Bühnen zum Jubiläum
Die acht Bühnen zum Jubiläum in den Bezirken starten am 30. April in Judenburg mit Lesung, Poetry Slam und Redewettbewerb. Ein Symposium über den "Zukunftsraum Liturgie" mit Bert Groen und Peter Ebenbauer folgt von 3. bis 5. Mai. Große Zugpferde wie Willi Gabalier, Peter Strasser, Hermann Glettler und Paul Zulehner treten dann bei der "Weizer Pfingstvision" von 14. bis 16. Mai auf. Viele Highlights verspricht auch die "Lange Nacht der Kirchen" am 25. Mai.
Höhepunkt des Jubiläums wird der große Festgottesdienst auf dem "Platz der Versöhnung" am Sonntag, 24. Juni, 10 Uhr, im Grazer Stadtpark sein. Hauptzelebrant ist Bischof Krautwaschl, der ORF überträgt live. Danach lädt die Diözese zu einem Fest mit steirischen Köstlichkeiten und Musik. Bereits am Samstag wird die Katholische Kirche Steiermark an verschiedenen Plätzen der Innenstadt Bühnen mit Musik, Talk und Unterhaltung bespielen, wie es auch eine "Kirchenmeile" durch die Herrengasse mit ungewohnten Einblicke in kirchliche Einrichtungen geben wird.
Den Abschluss des Jubiläums bildet die Aufstellung eines künstlerisch gestalteten Jubiläumskreuzes am Himmelkogel (2018 m) am 1. September mit der Open-Air-Aufführung von Haydns "Die Schöpfung".
Papst Honorius bestätigte die Gründung
Die Geschichte der Diözese Graz-Seckau ist eng mit der Stiftskirche von Seckau in der Obersteiermark verbunden. Mit der Gründung eines Suffraganbistums durch den Salzburger Erzbischof Eberhard II. im Jahr 1218 erlangte das am 16. September 1164 von Bischof Hartmann von Brixen den Heiligen Drei Königen geweihte Gotteshaus den Rang einer Kathedrale und gewann jahrhundertelange Bedeutung als Bischofsitz und Grabstätte. Erst nach der Aufhebung des Chorherrenstiftes 1782 wurde der Bischofssitz nach Graz verlegt.
Der Gründung vorangegangen war 1217 eine Reise von Propst Karl von Friesach im Auftrag von Salzburgs Erzbischof Eberhard nach Rom, um über die Errichtung einer Diözese zu verhandeln. Die Bistumsgründung ist urkundlich nicht direkt belegbar, kann aber aufgrund verschiedener Quellen auf den Sommer 1218 datiert werden. So existiert eine päpstliche Erlaubnis von 22. Juni 1218, ein entsprechendes päpstliches Schreiben vom 8. Juli 1218 an das Stift Seckau, eine erste Nennung von Bischof Karl von 25. September 1218, schließlich eine weltliche Bestätigung von König Friedrich II. vom 26. Oktober 1218. Als "Gründungsväter" des neuen Bistums gelten somit der Salzburger Erzbischof Eberhard II., Papst Honorius III. und König Friedrich II.
Die heutigen Diözesangrenzen sind mit denen des Bundeslandes Steiermark weitestgehend identisch und umspannen 16.386 Quadratkilometer. Die Diözese umfasst 22 Dekanate mit 388 Pfarren (einschließlich 2 Lokalien und 1 Expositur). 339 davon sind in insgesamt 124 Pfarrverbänden zusammengeschlossen. In den steirischen Pfarren leben ca. 1.232.000 Menschen, 826.543 davon sind Katholiken.
(Info: www.800-jahre-graz-seckau.at)
Quelle: kathpress