Schönborn-Aufruf zur Hilfe für in Wien festsitzende Iraner
Kardinal Christoph Schönborn hat zur Hilfe für jene 108 Menschen aus dem Iran aufgerufen, die in Wien seit Monaten festsitzen, weil sie nach der von Präsident Donald Trump forcierten Verschärfung der Einreisebedingungen nicht in die USA weiterfliegen dürfen. Die Iraner sind im Zuge eines Hilfsprogramms für religiöse Minderheiten aufgebrochen, nun verweigern ihnen die US-Behörden aber die Einreise, zurück in den Iran können sie auch nicht. Hilfe gibt es für die Menschen, die über keine eigenen finanziellen Mittel mehr verfügen, derzeit nur vom Wiener Erzbischof. "Die Gestrandeten brauchen unsere Solidarität und konkrete Hilfe. Ich selbst helfe, so gut es mir möglich ist. Bitte unterstützen Sie die Menschen in Not mit Ihrer Spende", appelliert der Kardinal in der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" an die Solidarität der Österreicher.
Die Iraner - Familien und Alleinstehende, auch viele Alte und Behinderte - sind Teilnehmer des sogenannten "Lautenberg-Programms", das vor 28 Jahren vom amerikanischen Kongress beschlossen wurde. Ursprünglich diente es dazu, religiöse Minderheiten wie Juden aus der früheren Sowjetunion zu helfen und sie in die USA zu holen. Das Programm wurde dann auf den Iran ausgeweitet. Da eine direkte Ausreise aus dem Iran aber nicht möglich ist, weil die USA und der Iran keine offiziellen diplomatischen Beziehungen unterhalten, diente Österreich als Transitland. Die Menschen mussten sich in Wien eine Unterkunft besorgen und über die US-Botschaft diverse Formalitäten abwickeln. Nicht länger als sechs Monate sollte diese Prozedur dauern.
Wer es in das "Lautenberg-Programm" schaffte, konnte auf ein neues Leben und eine neue Heimat in den USA hoffen und vertrauen. "Die Menschen haben im Iran alles verkauft. Häuser, Wohnungen, Autos und was sie sonst noch besessen haben. Auch ihren Job haben sie natürlich aufgegeben", so Manuel Baghdi, Berater von Kardinal Schönborn in Nahost- und Flüchtlingsfragen, im "Sonntag". Eine Bedingung des "Lautenberg-Programms": Die Menschen müssen sich die Reise und den Aufenthalt in Österreich selbst finanzieren. Doch ihre finanziellen Mittel haben die in Wien gestrandeten Iraner längst aufgebraucht.
Unterstützung vom Staat Österreich gibt es naturgemäß nicht; weder für ein Dach über dem Kopf noch für weitere Notwendigkeiten. Wer krank ist, einen Arzt braucht oder gar ins Spital muss, hat selbst die Kosten zu tragen. Und immer mehr, besonders die Alten und chronisch Kranken, kommen in ausweglose Situationen. Eine der letzten Möglichkeiten, um zu ein wenig Geld zu kommen, ist für viele der Betroffenen laut "Sonntag"-Bericht Blutplasma spenden.
Bei den Iranern, die in Wien festsitzen, handelt es sich um assyrische und armenische Christen, Mandäer und Zoroastrier. US-Präsident Trump hatte im Jänner 2017 Einreisebeschränkungen u.a. für den Iran verfügt, um "radikale islamische Terroristen" aus den USA fernzuhalten. Unter den in Wien Gestrandeten befindet sich aber kein einziger Muslim. Und weil es sich bei allen um Angehörige von religiösen Minderheiten handelt, will auch niemand zurück. "Die Menschen haben furchtbare Angst", erklärt dazu Baghdi. "Sie müssen zumindest mit Repressalien rechnen, vielleicht auch mit schlimmer Verfolgung." Außerdem hätten sie im Iran überhaupt keine Existenzgrundlage mehr. Inzwischen sind aber die Touristenvisa für Österreich auch schon abgelaufen.
Tragisch ist auch der Fall eines jungen Familienvaters. Als eines seiner Kinder schwer erkrankte, durfte seine Frau mit den Kindern in die USA weiterreisen. Ihm selbst wurde zugesagt, er könne bald nachkommen. Vor wenigen Tagen erhielt er nun aber von Seiten der USA einen negativen Bescheid. Und dieser Fall einer zerrissenen Familie ist bei weitem nicht der einzige, so Baghdi.
Wie der Mitarbeiter von Kardinal Schönborn berichtet, sei eine Familie über Nacht auf der Straße gestanden, "ohne Geld und ohne Wohnung". Sie fanden vorübergehend im Erzbischöflichen Palais Unterkunft. Der Kardinal unterstützt laut "Sonntag" viele der Gestrandeten mit eigenen Mitteln "Aber allein ist das nicht mehr zu schaffen", so Baghdi.
Während hinter den Kulissen von den Behörden abgeklärt wird, ob es für die Betroffenen noch eine Chance gibt, in die USA zu gelangen, oder ob sie etwa auch in Österreich um Asyl ansuchen könnten, bräuchten die Menschen unmittelbar humanitäre Hilfe. Baghdi: "Wir müssen sie versorgen."
Die Erzdiözese Wien hat deshalb über den Verein "Bewegung Mitmensch - Maria Loley" ein Spendenkonto eingerichtet: Bank Austria, IBAN: AT 26 1100 0086 1580 0300, Kennwort: Iran.
Quelle: Kathpress