Vatikan: Vorsynode der Jugendlichen ab Montag mit Österreicherin
Ab Montag werden in Rom die Weichen für die im Oktober stattfindende Weltbischofssynode zum Thema Jugend gestellt: In einem einwöchigen Vorbereitungstreffen versammeln sich 300 Jugendliche und junge Erwachsene aus aller Welt im Vatikan, um ein Diskussionsdokument für die Bischöfe zu erarbeiten. Die "Vorsynode", die von Papst Franziskus eröffnet wird, sei "eine gute Chance, dass Jugendliche in der Kirche gehört und ihre Anliegen wahrgenommen werden", sagte Eva Wimmer, Österreichs Vertreterin bei der Versammlung, am Donnerstag im Gespräch mit der Nachrichtenagentur "Kathpress".
Wimmer ist 20 Jahre alt, ausgebildete Kindergarten- und Hortpädagogin und derzeit Theologiestudentin an der Universität Graz. Bis Oktober 2017 war sie in der Diözese Linz zwei Jahre lang ehrenamtliche Vorsitzende der Katholischen Jugend. Von Jugendbischof Stephan Turnovszky wurde die aus Pichl bei Wels stammende Oberösterreicherin für die Teilnahme an der Jugendsynode nominiert. Sie selbst wolle sich als Stimme aller katholischen Jugendlichen in Österreich einsetzen, betonte Wimmer.
Die Österreich-Delegierte nimmt bei der Vorsynode an der englischen Sprachgruppen teil. Es werde spannend, wie man mit den sehr unterschiedlichen Kulturen auf einen gemeinsamen Nenner komme, so ihre Einschätzung. Das Treffen werde jedoch auch einen "vielschichtigen Austausch" ermöglichen. "Die Erfahrungen aus den anderen Ländern könnten sehr hilfreich für die heimische Jugendarbeit sein", betonte Wimmer.
Sinnangebote überprüfen
Die Kirche sollte mehr auf Jugendliche zugehen und ihre Situation besser in den Blick nehmen, so die Position der Vorsynoden-Teilnehmerin. Die jugendliche Lebenswelt sei heute von Schnelllebigkeit und einer großen Anzahl an Angeboten und Möglichkeiten gekennzeichnet. Es sei daher eine Herausforderung, Jugendliche überhaupt zu erreichen, ihr Interesse zu wecken und mit ihnen nicht nur ab und zu, sondern regelmäßig in Kontakt zu treten. "Angesichts der vielen Lebensentwürfen gibt es 'die Jugendlichen' gar nicht. Kirchliche Jugendarbeit darf sich daher nicht nur auf eine Gruppe konzentrieren, sondern sollte alle im Blick haben", so die Oberösterreicherin.
Wichtig sei auch, dass die Kirche ihre Angebote überprüft - "inwiefern sie einen Beitrag zu geglücktem Leben bieten und sinnstiftender Anker sind", so eine der Zielvorstellungen Wimmers für die Jugendsynode. Jugendliche hätten heute eine große Bandbreite von Möglichkeiten und bräuchten gute Begleitung und unterschiedliche Entscheidungshilfen.
Jeder junge Mensch soll seine Berufung finden und Menschen oder Institutionen zur Seite haben, die Orientierung anbieten. Es reicht nicht, innerhalb der Gemeinden und sakralen Gebäude gute Arbeit zu leisten.
Das Berufungs-Thema ist auch ein wichtiger Fokus bei der Bischofssynode von 3. bis 28. Oktober, deren offizieller Titel "Die Jugendlichen, der Glaube und die Berufungsunterscheidung" lautet.
Fragebögen und Papst-Gespräche
In das nunmehrige vorösterliche Treffen der Jugendlichen werden die 220.000 weltweiten Rückmeldungen einer Online-Umfrage einfließen, die das vatikanische Synodensekretariat im Vorfeld durchgeführt hat. Jugendliche verschiedenster Religionszugehörigkeit zwischen 16 und 29 Jahren hatten dazu Fragen über Lebensziele, Familie, Arbeit und Religion beantwortet. Dabei ging es auch um das Vertrauen in Institutionen wie Kirche, Parteien und Medien sowie um Vorstellungen von Familiengründung.
Auch Papst Franziskus wird sich zweimal an der "Vorsynode" beteiligen - zunächst bei der Eröffnung am kommenden Montag mit einem Empfang der Jugendlichen und einer Ansprache, bei der auch fünf Teilnehmer dem Pontifex ihre Erfahrungen vortragen sollen. Anschließend ist ein einstündiges Gespräch mit Franziskus geplant. Nach einer Arbeitsphase in Sprachgruppen wird am Mittwoch ein Entwurf des Schlussdokuments vorgestellt, der anschließend wiederum in kleinen Kreisen diskutiert wird. Zudem können die einzelnen Gruppen dem vatikanischen Synodensekretariat je eigene Vorschläge unterbreiten. Die Abstimmung über das gemeinsame Papier ist für Samstagvormittag vorgesehen. Bei der Palmsonntagsmesse auf dem Petersplatz soll es dem Papst übergeben werden.
Für Oktober äußerte Wimmer den Wunsch der Einbindung einer möglichst großen Zahl von Jugendlichen bei den Bischofsgesprächen. Dies wäre ein guter Schritt, um "die Jugend in die Mitte zu rücken", so die Oberösterreicherin. "Zwar waren alle Bischöfe einmal jung, die meisten jedoch vor längere Zeit. Es darf nicht so sein, dass sie über die Jugendlichen hinweg bestimmen." Die Anwesenheit von Jugendlichen könne zudem auch sicherstellen, dass die in der "Vorsynode" geäußerten Anliegen auch entsprechende Beachtung fänden.
Quelle: kathpress