Verfolgte Christen: Laienrat drängt Regierung auf Maßnahmen
Der Katholische Laienrat Österreichs (KLRÖ) appelliert an die österreichische Bundesregierung, namentlich an Außenministerin Karin Kneissl, die Sorge um die anhaltende Verfolgung christlicher Minderheiten im Nahen Osten zu einem primären Anliegen der österreichischen Außenpolitik zu machen. Österreich könnte hier eine Führungsrolle in ganz Europa übernehmen. Gerade das christlich geprägte Europa müsse den verfolgten und vertriebenen Christen eine moralische und politische Stütze sein, damit ihre Präsenz in ihrer angestammten Heimat auch in Zukunft gesichert ist und das Erbe des Urchristentums bewahrt bleibt, heißt es in einer am Wochenende im Rahmen der Vollversammlung des KLRÖ in Wien veröffentlichten Erklärung.
Wörtlich wurde in der Resolution festgestellt:
Die orientalischen Patriarchen erwarten, dass die Weltgemeinschaft und Europa auch politischen Druck auf die Regierungen im Irak und in Syrien ausüben. Die Christen, die in den vergangenen Jahren besonders unter den Angriffen des IS zu leiden hatten, müssen künftig als gleichberechtigte Bürgerinnen und Bürger anerkannt werden.
Die KLRÖ-Vollversammlung begrüßte in diesem Zusammenhang, dass im Regierungsprogramm von ÖVP und FPÖ festgehalten wird, dass sich "die Bundesregierung international gegen die Verfolgung religiöser Minderheiten - insbesondere christlicher Minderheiten - einsetzen und zugleich gegen religiös-extremistische Ideologien (z.B. den Islamismus) auftreten wird."
Insbesondere sei es nötig, dass die EU den vernachlässigten Schutz der orientalischen Christen bei der Rückkehr und beim Wiederaufbau ihrer Wohn- und Siedlungsgebiete auf die Agenda der europäischen Nahost-Politik setzt. In erster Linie gehe es dabei darum, dass staatliche Grundrechte, die Religionsfreiheit und die gleichberechtigte Stellung der Christen in Syrien und im Irak sichergestellt werden.
Der KLRÖ unterstützt deshalb mit Nachdruck die gemeinsame Solidaritätsaktion von "Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände Österreichs" (AKV), "Christian Solidarity"-Österreich (CSI), "Kirche in Not" (KiN), der "Initiative Christlicher Orient" (ICO) und der "Kardinal König Stiftung" zur Rückkehr der orientalischen Christen in die christlichen Dörfer der Ninive-Ebene. Bei der gemeinsamen Solidaritätsaktion "Aktion Heimkehr" geht es darum, die Rückkehr von Christen in zwei christliche Dörfer der Ninive-Ebene - konkret Baqofa und Telskof - zu ermöglichen. Es soll dabei ein "Österreich-Beitrag" für den Wiederaufbau der Häuser, die Errichtung eines Pfarrgemeindezentrums, eines Kindergartens und einer Schule geleistet werden. Es geht aber auch um die Wiederherstellung der dörflichen Infrastruktur durch den Bau von Brunnen und der Wasser- und Stromversorgung.
Als Ergänzung zur Resolution legte die KLRÖ-Vollversammlung eine Lage-Analyse vor, in der u.a. auf den Appell des Wiener syrisch-orthodoxen Chorepiskopos Emanuel Aydin aufmerksam gemacht wird, der anlässlich des letzten "Fackelzugs gegen Christenverfolgung" am 13. Dezember 2017 in Wien an alle Verantwortungsträger in den Kirchen und der Politik appelliert hat, "der Christenverfolgung ins Auge zu sehen, sie ehrlich zu benennen und politisch zu bekämpfen. Das orientalische Christentum schrumpft zusammen. Die Geopolitik der führenden Mächte hat kein Interesse an den Christen im Orient, in Syrien, im Irak, in der Türkei."
Rank neuer Präsident
Statutengemäß fand bei der Vollversammlung auch die Neuwahl des KLRÖ-Präsidenten statt. Der bisherige geschäftsführende Präsident Wolfgang Rank wurde dabei zum Präsidenten gewählt. Rank skizzierte für die nächsten Jahre des Laienrats ein Drei-Punkt-Programm: Regelmäßiges Gespräch zwischen Vertretern der Bischofskonferenz und Personen aus den Laienorganisationen; Mitgestaltung im politischen und sozialen Entscheidungsprozess Österreichs, auf der Grundlage der Katholischen Soziallehre, mit Betonung der Langfristigkeit und der Nachhaltigkeit; besonderes Augenmerk auf Entwicklungen und Fragen der Achtung der Menschenwürde und des Lebensschutzes, auf Österreich- wie auch Europa-Ebene. Der neugewählte Präsident will sich aber auch für die Überarbeitung des aus den 1970er-Jahren stammenden Statuts des Katholischen Laienrats einsetzen.
Quelle: kathpress