Ex-Landeshauptmann Pühringer: Papst will Ortskirche aufwerten
"Papst Franziskus will die Bedeutung der Ortskirche neu denken und höher bewerten": Diese Einschätzung hat der ehemalige oberösterreichische Landeshauptmann Josef Pühringer zum fünften Jahrestag der Papstwahl (13. März) abgegeben. Franziskus sehe seine erste Aufgabe nicht im Vorgeben von Regeln und Antworten, vielmehr wolle er "eine Reform, die alle Ebenen in der Kirche betrifft und die besonders den Ortskirchen neue Chancen und mehr Möglichkeiten eröffnet", betonte Pühringer am Montag in einem Gastbeitrag im Linzer "Neuen Volksblatt".
Franziskus' Bekenntnis, das päpstliche Lehramt könne nicht immer endgültige und vollständige Aussagen zu allen Fragen liefern, wertet der frühere Landeshauptmann weder als ein "billiges Delegieren" heikler Fragen noch als Gefährdung für die Kirche. Der Papst wolle vielmehr eine von der Ortskirche getragene und nicht von Rom verordnete "Renaissance des Glaubens" anstoßen. Ein Vorhaben, das der ÖVP-Politiker begrüßt, "denn Lösungen, die für Argentinien passen, müssen nicht für ein europäisches Land passen. Er sieht offensichtliche die Einheit in der Vielfalt nicht gefährdet - gut so."
Papst Franziskus nehme "eindeutige Positionen" ein, wenn er etwa für eine offene Kirche werbe, die sich nicht verschließen dürfe. Er stehe für eine Kirche, "die dorthin geht, wo das Leid am größten ist" und habe das "Ende des katholischen Fundamentalismus" ausgerufen. Die Haltung des Zweiten Vatikanischen Konzils vertrage sich nicht mit einer "Sprache verletzender Verurteilungen", in der sich das "tödliche Moment der eigenen Glaubenswahrheit" durchsetzt, so Pühringer.
Von Anfang an habe der Papst vorgelebt, "dass der Papst ein Mensch wie jeder andere ist. Einer, der die Not und die Sorgen der Menschen sieht, einer, der eine Froh- und keine Drohbotschaft verkündet". Barmherzigkeit sei im Pontifikat Franziskus' zur ersten Christenpflicht erhoben worden:
Sein Selbstverständnis als Papst der Armen, seine Option für die Schwachen, das ist das stärkste Merkmal seines Pontifikats.
Der bekennende Katholik Pühringer war von 1995 bis 2007 oberösterreichischer Landeshauptmann. In jungen Jahren wirkte er während seines Jus-Studiums auch als Religionslehrer in Traun.
Quelle: kathpress