Bischöfe wollen Friedensstifter in Bosnien und Herzegowina sein
Da Bosnien und Herzegowina "noch immer nicht zu einem vollen und gerechten Frieden gekommen" sei, will die katholische Kirche in dem noch jungen Balkanstaat dahingehend wirken. Das geht aus einer gemeinsamen Erklärung der Österreichischen Bischofskonferenz mit jener Bosnien-Herzegowinas vom 5. März hervor; Anlass ist die derzeit - und erstmals in Sarajewo - stattfindende Frühjahrsvollversammlung des österreichischen Episkopats. Unabdingbar für einen nachhaltigen Frieden seien der Respekt der Menschenwürde und "aller Rechte und Freiheiten für alle Angehörige der drei in Bosnien-Herzegowina lebenden Völker". Es dürfe keine "Bürger zweiter Klasse" und Mechanismen einer systematischen Benachteiligung geben, halten die Bischöfe der beiden Länder fest.
Die österreichischen Besucher sehen sich durch das Abhalten ihrer Vollversammlung auf den Spuren der Päpste Johannes Paul II. und Franziskus, "die Sarajewo als Boten des Friedens besucht haben und damit helfen wollten, die Wunden des Krieges und der Nachkriegszeit zu heilen". Sie wollten damit zugleich ein Zeichen der Solidarität mit der Kirche in Bosnien und Herzegowina setzen, die durch den Krieg in Jahren 1992 bis 1995 und in der Zeit danach "viele Prüfungen zu ertragen hat". In vielen Teilen des Landes seien die Katholiken vom völligen Verschwinden bedroht. Mit ihrer Visite möchten Österreichs Bischöfe denen Mut machen, die geblieben sind, und ihnen Hoffnung für die Zukunft vermitteln.
Es gebe immer noch Spannungen und Misstrauen in Bosnien und Herzegowina, die das Zusammenleben gefährden. Daher appellieren die Bischöfe aus Österreich gemeinsam mit den Bischöfen ihres Gastgeberlandes an alle Verantwortungsträger auf nationaler und internationaler Ebene, sich für den Aufbau eines gerechten Friedens einzusetzen. Sie unterstützen Bosnien und Herzegowina auch auf dem Weg der europäischen Integration: Das Land sei durch seine Geschichte und sein reiches kulturelles Erbe ein Teil Europas.
Österreich und Bosnien-Herzegowina eng verbunden
Auch zwischen Österreich und Bosnien und Herzegowina und zumal zwischen der Kirche in beiden Ländern gebe es Gemeinschaft "durch eine gemeinsame Geschichte und zahlreiche Ereignisse", wie es in der gemeinsamen Erklärung heißt. Die enge Verbundenheit reiche weit in die Vergangenheit zurück, als der vor genau 100 Jahren verstorbene erste Erzbischof von Sarajewo (Vrhbosna), Josip Stadler, mit großer Unterstützung Österreichs in Bosnien-Herzegowina viele Kirchen gebaut und kirchliche Einrichtungen gegründet hat. Erwähnt werden in der Erklärung auch zwei aus Österreich stammende Selige, die in Bosnien und Herzegowina gewirkt haben: Sr. Berchmana Leidenix, die Märtyrerin des Drina-Flusses, und Ivan Merz, ein "Schutzpatron der Jugend". Unvergessen sei im Balkanstaat auch, dass während des letzten Krieges zahlreiche karitative Einrichtungen aus Österreich sowie Aktionen wie "Nachbar in Not" angesichts der großen Not geholfen haben.
Viele vom Krieg Vertriebene hätten in Österreich Schutz und Sicherheit gefunden "und gleichzeitig das Land bereichert". Es sei für sie und für Bosnien-Herzegowina zu hoffen, "dass viele von ihnen wieder eine Zukunft in ihrer ehemaligen Heimat sehen, zurückkehren und dabei helfen, das Land wieder aufzubauen", betonen die Bischöfe der beiden Länder.
Jenen Mut machen, die bleiben
Der Besuch der Österreichischen Bischofskonferenz erfolgt am "Sonntag der Solidarität", der in Kroatien und Bosnien-Herzegowina immer am dritten Fastensonntag begangen wird. Die dabei gesammelten Spenden kommen Hilfsbedürftigen im Land zugute, die von den Folgen des Krieges noch immer betroffen sind. Die Zusammenkunft der österreichischen Bischöfe im "europäischen Jerusalem" - wie Papst Franziskus anlässlich seines Besuchs 2015 Sarajewo nannte - sei auch insofern ein bewusstes Zeichen, weil seit vielen Jahren vor allem jungen Menschen das Land in Richtung Westeuropa verlassen, viele davon nach Österreich.
Beeindruckt zeigen sich die österreichischen Bischöfe vom Wirken der Kirche in Bosnien-Herzegowina: Die zahlreichen kirchlichen Schulen, Bildungs- und Sozialeinrichtungen seien offen für alle Menschen unabhängig vom Religionsbekenntnis und somit ein hoffnungsvolles Zeugnis konkret gelebter christlicher Nächstenliebe. Das Ende des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren möge die Christen und alle Menschen guten Willens darin bestärken, sich für ein friedliches Zusammenleben einzusetzen, heißt es abschließend in der gemeinsamen Erklärung:
Das ist der Weg Gottes, der einzige wahre Weg jedes Menschen, jeder Gesellschaft und jedes Staates.
Quelle: kathpress