Religionsvertreterinnen gehen "Hand in Hand gegen rechts"
"Hand in Hand gegen rechts": Unter diesem Motto treten Frauen unterschiedlicher Religionen und Konfessionen gegen die Verbreitung sowie Duldung rechtspopulistischen Denkens und Handelns in Politik und Gesellschaft auf. Gemeinsames Anliegen sei die Wahrung der Würde aller Menschen, erklärte die Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Österreichs (kfbö), Veronika Pernsteiner, im Namen von Vertreterinnen christlicher Kirchen, aus dem Islam, dem Judentum sowie dem Buddhismus.
Am Tag vor dem Weltfrauentag (8. März) warb die kfbö dafür auf ihrem Facebook-Account. Ein dort verbreitetes Foto zeigt Pernsteiner, wie sie Hand in Hand mit anderen Aktivistinnen über den Wiener Heldenplatz geht: Sr. Beatrix Mayrhofer von den österreichischen Frauenorden, die evangelische Pfarrerin Barbara Heyse-Schäfer, die an der Kirchlich-Pädagogischen Hochschule Wien/Krems lehrende Muslimin Amani Abuzahra, die Jüdin Joan Salmang und die Buddhistin Dulika Edirisingha. Sie wollen ein Zeichen für die Stärke des Bündnisses von Frauen über religiöse und kulturelle Unterschiede hinweg setzen, wie Pernsteiner betonte:
Der Internationale Frauentag ist uns Anlass zu demonstrieren, dass wir uns in unserer Vielfalt nicht auseinanderdividieren lassen und Hetze, Angstmache, Rassismus und Sozialabbau solidarisch entgegentreten.
Die Schwächsten in der Gesellschaft - Arbeitslose, Flüchtlinge, Geringverdienende, Alleinerziehende, dabei vor allem Frauen - bekämen die Auswirkungen einer rechts orientierten Politik besonders zu spüren. Als Beispiele werden in der kfbö-Aussendung Maßnahmen zum Abbau des Sozialstaats, die Einschränkung von Rechten und demokratischen Strukturen oder der abwertende Diskurs über Gender und Geschlechtergerechtigkeit genannt. Dazu dürfe nicht geschwiegen werden. Notwendig sei eine nachhaltige Wende des öffentlichen Bewusstseins sowie weiter Bereiche der Politik hin zum Einsatz für die Wahrung menschlicher Würde und sozialer Gerechtigkeit.
Die Facebook-Aktion schließt an einen ersten Auftritt von Frauen unterschiedlicher Religionen und Konfessionen an, die im Jänner 2015 "Hand in Hand gegen Angst und Gewalt" über den Wiener Heldenplatz gingen. Anlass seien die damals aufkommende "rechte Hetze" und eine "Pegida"-Demonstration gewesen, erinnerte die auch damals engagierte Katholische Frauenbewegung. Der seinerzeit zur Aktion veröffentlichte Text für "Vertrauen, Dialog und Gerechtigkeit" sei immer noch aktuell:
Menschenverachtung, Hass und Terror dominieren die Nachrichten. Ein Klima der Angst, Abwehr und Aggression stellt jene Werte in Frage, für die demokratische Gesellschaften stehen.
Den Menschen fehle zunehmend das Vertrauen in Politik und Institutionen und würden anfällig für Hassbotschaften. "Aber ein demokratisches Europa lebt von der Toleranz und dem Vertrauen in die politische Gestaltbarkeit von Gemeinschaft", betonte die kfbö erneut. Dafür gelte es, "einander zu respektieren, miteinander zu sprechen, voneinander zu wissen".
Chalupka: "Halbe-halbe muss Grundsatz sein"
"Familienpolitik kann Frauenpolitik nicht ersetzen": Darauf wies Michael Chalupka, Direktor der evangelischen Diakonie, in einer Aussendung anlässlich des Weltfrauentags hin.
Nur mit Worten anzuerkennen, dass Frauen vor allem in der Hausarbeit und Kinderbetreuung mehr leisten als Männer, ist zu wenig.
Es gehe darum, die Lasten gleich zu verteilen. "Als Mann bin ich davon überzeugt: Halbe-halbe muss Grundsatz in unserer Gesellschaft sein", so Chalupka wörtlich.
Darüber hinaus sei klar: Betreuung für Kinder und alte Menschen außer Haus entlaste nicht nur Frauen, sondern auch Männer. "Alle profitieren von Kinderbetreuungseinrichtungen, mobilen Diensten in der Altenbetreuung und ganztägigen Schulformen. Deshalb ist ein Ausbau dringend geboten", so Chalupka.
80 Prozent der Kinder unter drei Jahren werden laut Diakonie ausschließlich zu Hause betreut. Damit sei Österreich unter den Schlusslichtern in der Europäischen Union. Ähnliches gelte für die Altenbetreuung: 42 Prozent der Pflegegeld-Beziehenden - das entspricht 187.000 Personen - würden in Österreich ausschließlich von ihren Angehörigen zu Hause betreut. Deshalb muss aus Sicht der Diakonie in soziale Dienste wie Pflege und Betreuung, aber auch in Ganztagsschulen und Kindergärten investiert werden. Vorrangig helfe das den Kindern und den älteren Menschen, aber auch den Betreuenden - "und das sind zumeist Frauen", so Chalupka.
"Landgrabbing" drängt Frauen an den Rand
Dass "Landgrabbing" vor allem Frauen an den Rand drängt, geht aus einer gemeinsamen Presseaussendung dreier mit Entwicklungszusammenarbeit befassten Organisationen zum Weltfrauentag hervor: Die Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission (KOO), die Menschenrechtsorganisation FIAN und das entwicklungspolitische Netzwerk für Frauenrechte und feministische Perspektiven WIDE forderten die österreichische Bundesregierung am Mittwoch auf, "dafür Sorge zu tragen, dass bei der Vergabe von Finanzmitteln an Unternehmen für Maßnahmen in Ländern des globalen Südens die Förderung von und der gleichberechtigte Zugang für Frauen gewährleistet sind".
Frauen leisteten den größten Anteil der Nahrungsmittelproduktion im globalen Süden. "Gleichzeitig sind 60 Prozent der weltweit von Hunger und Mangelernährung Betroffenen weiblich. Diese Ungleichheit hängt auch mit Landrechten zusammen", wiesen die NGOs hin. Sowohl staatliche als auch private Akteure stünden in die Pflicht zu gewährleisten, "dass die sozialen und ökonomischen Rechte von Frauen nicht unterminiert werden".
Quelle: kathpress