Regierung entsendet Alfred Trendl in den ORF-Stiftungsrat
Alfred Trendl (57), bisher Vertreter der katholischen Kirche im ORF-Publikumsrat, wird von der Bundesregierung in den Stiftungsrat des öffentlich-rechtlichen Rundfunks entsendet. Im Interview mit "Kathpress" kurz nach Bekanntwerden der Entscheidung im Ministerrat am Mittwoch betonte Trendl seine Unabhängigkeit im ORF-Gremium:
So wie ich bereits im Publikumsrat keiner Fraktion angehört habe und mein Mandat unabhängig ausgeübt habe, werde ich es auch im Stiftungsrat halten und mich für einen starken und unabhängigen ORF einsetzen.
Gleichzeitig dankte Trendl der gesamten Bundesregierung für das Vertrauen in seine Person. Der Präsident des Katholischen Familienverbands folgt Franz Küberl nach, der seit 2014 - ebenfalls von der Regierung entsendet - im ORF-Stiftungsrat war.
Der ORF habe als Medium für Österreich "sehr große Bedeutung, nicht zuletzt, weil er Identität stiftet", führte Trendl weiter aus. Als öffentlich-rechtliches Medium habe er einen klaren und vielfältigen gesetzlichen Auftrag, den es zu erfüllen gelte. Damit dies gelinge, "muss der ORF über Parteigrenzen hinweg unabhängig sein und ganz Österreich repräsentieren". Unabhängigkeit benötige aber auch entsprechende Mittel: "Es muss klar sein, dass Qualität etwas kostet, und dafür braucht es eine gesicherte Finanzierung", hielt der neue Stiftungsrat fest und sagte:
Gleichzeitig erwarte ich mir von der ORF-Führung, dass die Überlegungen zur Neuorganisation des Unternehmens im Umfeld der Digitalisierung nun rasch angegangen und im Einvernehmen mit dem Stiftungsrat umgesetzt werden.
Im Vorfeld der Nominierung von Trendl hatte die Regierung zugesagt, dass sie wie zuletzt wieder einen Vertreter der Kirche in den Stiftungsrat entsenden wolle, was bis zur letzten ORF-Gesetz-Novelle 2014 rechtlich vorgesehen war. Man habe daher auch diesmal wieder das Einvernehmen mit der katholischen Kirche hergestellt. "Es ist gute Tradition, dass die Kirche im Stiftungsrat vertreten ist. Daher wurde ein gemeinsamer Vorschlag eingebracht", hielt eine Sprecherin von Medienminister Gernot Blümel (ÖVP) dazu gegenüber der APA fest.
Der ORF-Stiftungsrat hat insgesamt 35 Mitglieder, die von den Ländern, der Regierung, den Parteien sowie vom Publikumsrat und vom ORF-Betriebsrat beschickt werden. Die Bundesregierung entsendet neun Personen in den Stiftungsrat. Diese teilten sich die Regierungsparteien in jeweils vier ÖVP-nahe und FPÖ-nahe Räte sowie einen unabhängigen Vertreter auf - konkret Alfred Trendl. Mit dem Einzug Trendls in das höchste ORF-Gremium und seinem Rückzug aus dem Publikumsrat liegt es jetzt wieder an der katholischen Kirche, eine Person dafür neu zu entsenden.
Alfred Trendl, geboren am 23. 2. 1961 in Wien, hat sich nach dem Studium der Rechtswissenschaften auf das Steuerrecht spezialisiert. Seit 1989 ist er als Steuerberater und ab 1996 auch als Wirtschaftsprüfer selbstständig tätig und führt den Familienbetrieb in dritter Generation. Der Unternehmensberater und Mediator ist zudem Leiter der Schlichtungsstelle der Kammer der Wirtschaftstreuhänder in Wien. Familie hat für den verheirateten Vater von zwei Kindern in mehrfacher Weise einen hohen Stellenwert: So wurde das eigene Unternehmen 2004 als frauen- und familienfreundliches Unternehmen ausgezeichnet. Seit 2011 wirkt Trendl als Präsident des Katholischen Familienverbands Österreich, der größten Familienorganisation des Landes. Seit 2014 gehörte er dem ORF-Publikumsrat an und war dort Mitglied im Beschwerde- u. Programmausschuss.
Quelle: kathpress