Theologe: Pfarren müssen mehr auf Jugendliche hören
"Echte Teilhabe" der Jugendlichen in der Kirche hat der Pastoraltheologe Michael Kaplanek gefordert. Junge Menschen müssten in die Pfarrpastoral einbezogen werden statt bloß "die traditionelle Seelsorge den Jugendlichen ein bisschen anzupassen", mahnte der Salesianerpriester bei der am Mittwoch zu Ende gehenden Priesterstudientagung der Diözese St. Pölten im Bildungshaus St. Hippolyt. Strukturen müssten so zugänglich sein, "dass sich Jugendliche nicht nur interessieren, sondern auch etwas sagen und mitarbeiten können", und zwar "nicht nur formell", wie der Ordensmann betonte.
Im Selbstverständnis der einzelnen Akteure der Pfarre müsse sich einiges ändern, um dieses Ziel der Partizipation zu erreichen, schärfte Kaplanek seinen Zuhörern ein. Jeder Pfarrgemeinderat müsse zu einer "Lobby" werden, damit Jugendliche von den Gottesdiensten und vom Pfarrleben nicht ausgeschlossen bleiben; seien doch Gebete, Musik und Gestaltung üblicherweise den älteren Menschen angepasst. Entsprechend sei es auch Sinn der für Oktober angesetzten Jugendsynode, "weltweit die Augen und Ohren für die Jungend zu öffnen".
Pastoralkonzepte müssten erstellt werden, bei denen es nicht vordergründig um Bewahrung von Strukturen gehe, betonte Kaplanek:
Es geht nicht darum, neue Gemeindemitglieder zu gewinnen, sondern den Reichtum des Glaubens zu teilen.
Eine Pfarrgemeinde müsse Jugendlichen zuhören, damit sich junge Menschen willkommen und ernst genommen fühlten. Statt das gängige "ekklesiozentrische" Modell weiterzuführen, das sich um die Pfarrgemeinde drehe, müsse in einem "diakonalen Modell" danach gefragt werden, "wo die Bedürfnisse des Einzelnen wahrgenommen werden". Kaplanek fasste dies im Schlagwort "Nicht rekrutieren, sondern dienen!" zusammen.
Auch bei Jugendlichen dürfe man nicht auf die "Option für die Armen" vergessen, erinnerte der Budweiser Theologe. Viele dieser Altersgruppen seien aufgrund materieller oder auch geistlicher Armut aus dem Gemeindeleben ausgeschlossen. Die Jugendpastoral solle dabei als Zielgruppe nicht nur "brave Kinder" sehen, sondern auch "die Entfremdeten, die vom Evangelium Unberührten, die Armen und Behinderten, die Entwurzelten und Ausländer, die Ausgeschlossenen". Deswegen sei Evangelisierung eine Angelegenheit der Liebe und keine Propaganda, unterstrich Kaplanek:
Es muss mir um die Menschen gehen, sonst wird meine Predigt zur Ideologie.
Quelle: kathpress