Bucher zu "Mission Manifest": Selbstbestätigung wäre falscher Weg
Religion und Glaube sind nicht mehr selbstverständlich. Das erkennt der Pastoraltheologe Rainer Bucher genauso wie die Initiatoren des "Mission-Manifest". Während letztere zehn Thesen für ein "Comeback der Kirche" formulieren, stehen bei Bucher das "Risiko" sowie Begegnung und Öffnung im Vordergrund: "Mission bedeutet, unsere Botschaft den anderen auszusetzen und mit ihnen zu entdecken, was sie für sie und mich selbst bedeutet", schreibt der Grazer Theologe in der "Furche" (15. Februar). Die Christen sollten dabei den "eigenen Glauben aufs Spiel setzen", denn Mission sei nie die "einfache Bestätigung des Eigenen", ging der Theologe auf Distanz.
Die Initiatoren und Unterstützer des "Mission-Manifest" - darunter "Missio Österreich"-Direktor Karl Wallner und Jugendbischof Stephan Turnovszky - wollen "von unten" erreichen, was Papst und Bischöfe schon länger fordern: eine missionarische Kirche. Mission solle wieder als "die Grund-Option allen pastoralen Tuns erkannt werden", so Wallner in einem "Kathpress"-Interview. Die Initiatoren nehmen u.a. wahr, dass ihre Heimatländer Missionsländer geworden seien. "Wir sind bereit für Mission", schreiben sie in der Präambel des Manifests.
Auch Bucher bemerkt:
Es ist nicht mehr selbstverständlich, dass die anderen, selbst die Nächsten, die eigenen Kinder etwa, glauben, woran man selbst glaubt.
Christen hätten in dieser Situation "mehrere Möglichkeiten, und drei davon sind ziemlich fatal": Einerseits der "religiöse Druck", welcher Gott, die "Missionierten" und einen selbst als "Täter" verraten würde. Zweitens ein Sprechen von Heil "ohne wirklich etwas zu sagen zu haben"; sinnentleertes Heil könne zwar begeistern, sei aber peinlich, so Buchers Bemerkung dazu. Drittens sieht der Theologe auch das Schweigen vom eigenen Glauben als "nicht sehr weiterführende Möglichkeit".
Ausweg ist nach Buchers Ansicht jene Mission, bei der man den "eigenen Glauben aufs Spiel setzt", und zwar durch Öffnung und Neuentdeckung, woran wir glauben: Damit könne man "Gott, einem selbst und all jenen, denen Gott und das Heil der Welt präsentiert werden sollten", gerecht werden. Aber auch hier sei anzumahnen, dass man Gott nie besitzt, sondern dass die Menschen gegenüber "ihn selbst suchen und entdecken müssen bis zum Ende ihres Lebens, also bis zur definitiven Begegnung mit Gott".
Daraus ergibt sich für Bucher auch die berechtigte Kritik von Ursula Nothelle-Wildfeuer am "Mission Manifest". Die Freiburger Sozialethikerin hatte sich auf der Plattform feinschwarz.net befremdet über das heraufbeschworene "Comeback der Kirche" geäußert, sei doch Mission für die "Hoffnung des Evangeliums zu künden und damit das angebrochene Reich Gottes zu bezeugen". Auch sei die eigene Spiritualität kein "universales Heilmittel für die ganze Kirche", ergänzte Bucher. Denn das "wäre weder katholisch noch würde es zu irgendetwas führen."
Quelle: kathpress