Scheuer: Heilung mehr als "Reparatur eines Defektes"
Der Linzer Diözesanbischof Manfred Scheuer hat für ein umfassendes Verständnis von Krankheit und Heilung plädiert. Krankheit dürfe nicht nur auf eine "Fehlleistung der Maschine Mensch" reduziert werden und Heilung sei mehr als die "Reparatur eines Defektes", betonte der Bischof. Scheuer äußerte sich bei einem Zusammentreffen von Vertretern oberösterreichischer Krankenhäuser und der katholischen und evangelischen Krankenhausseelsorge, zu dem er gemeinsam mit dem evangelischen Superintendenten Gerold Lehner in das Linzer Bischofshaus geladen hatte.
Ähnliches gelte für den Begriff Gesundheit, der nicht nur "die Abwesenheit von körperlichen oder seelischen Störungen, sondern die Fähigkeit, die eigenen Lebensaufgaben auch unter Belastung und Einschränkungen erfüllen zu können" meine. Insofern ermutigte der Bischof zu einem "schöpferischen und konstruktiven Miteinander" von Medizin, Wissenschaft, Technik, Wirtschaft, aber auch von Pflege, Selbstverantwortung der Patienten, Sorge um die Seele und Humor.
"Gutes und heilsames Element"
Ein "gutes und heilsames Element" im gemeinsamen Bemühen von Ärzten, Pflegern, Verwaltungsangestellten und Technikern sei auch die Krankenhausseelsorge, betonte der evangelische Superintendent Gerold Lehner bei der Veranstaltung am Donnerstag. Gemeinsam machten sie Spitäler zu Orten, an denen "in der Situation der Krankheit Hilfe, Zuwendung und Ermutigung" erfahrbar werde, "sodass im Letzten das Krankenhaus mehr ist als das Haus für die Kranken, nämlich ein Ort menschlicher Solidarität im umfassenden Sinn".
Krankenhausseelsorge biete die Möglichkeit, "die Gefühle und die damit verbundenen Fragen zur Sprache kommen zu lassen". Denn Krankheit unterbreche die fraglose Existenz des Menschen und mache sie fragwürdig, so Lehner.
Sie kann zulassen, dass über Grenzen gesprochen wird. Sie ermöglicht dem Menschen dadurch einen Raum des Seins, in dem nicht in erster Linie nach Funktionieren und Leistung gefragt wird, sondern danach, wer ich bin - als begrenzter Mensch, auch als Mensch vor der letzten Grenze.
Krankenhausseelsorge stelle diese Grenz-Erfahrung in einen größeren Raum, nämlich die unbegrenzte Zuwendung Gottes und durchbreche so eine "Reduktion des Menschen auf den gesunden und klaglos funktionierenden Menschen". Diese Integration des Leids könne Stabilisierung und Stärkung bewirken und trage dazu bei, dass todkranke Menschen sich mit dem Ende versöhnen könnten.
Konfessionsübergreifende Zusammenarbeit
Die katholische Fachreferentin für Krankenhauspastoral in der Diözese Linz, Christiane Roser, betonte, Krankenhausseelsorge müsse sich einer qualitativen Überprüfung stellen können, um nachvollziehbar und mit anderen therapeutischen Diensten kompatibel zu sein. Wesentlich sei etwa die Frage nach der Qualität der Beziehung, "eine wichtige Bedingung dafür, dass Heilsames geschehen kann". Die Bedeutung überprüfbarer Standards hob auch der Diözesanbeauftragte für Krankenhausseelsorge der Evangelischen Kirche A.B., Martin Brüggenwerth, hervor.
Im Rahmen der Veranstaltung unter dem Motto "Zeit.Qualität: Katholische und evangelische Krankenhausseelsorge als verlässliche Partnerin für qualitätsvolle Arbeit im Krankenhaus" wurden den Vertretern der Krankenhäuser Broschüren zum Berufsbild und zu Mindeststandards der evangelischen und katholischen Krankenhausseelsorge präsentiert und übergeben. Beide Dokumente gelten seit 2016 österreichweit und konfessionsübergreifend.
In den 21 oberösterreichischen Krankenhäusern arbeiten laut Diözese Linz derzeit 68 hauptamtliche Krankenhausseelsorger verschiedener Konfession, von denen 59 Pastoralassistenten und neun Priester sind. Unterstützt werden sie von 75 ehrenamtlichen Mitarbeitern, die für ihren Dienst ausgebildet und beauftragt wurden.
Quelle: kathpress