Scheuer bricht Lanze für Kirchenreform in Diözese Linz
Seit vergangenen Herbst ist in der Diözese Linz ein auf zwei Jahre angelegter "Zukunftsweg" im Gange. Der Reformprozess steht unter dem Leitwort "Kirche weit denken". Der Linzer Bischof Manfred Scheuer hat in seinem aktuellen Fastenhirtenbrief die Grundzüge dieses "Zukunftsweges" erläutert, und die Gläubigen seiner Diözese eindringlich ermutigt, sich engagiert in den Prozess einzubringen. Scheuer wörtlich:
Wir wollen als Kirche von Oberösterreich in den kommenden Monaten und Jahren einen Weg beschreiten, der beherzt und im Vertrauen auf den Geist Gottes in vielen Facetten eine Neuausrichtung für unsere Diözese bringen wird.
Eines der Ziele der Reform ist es laut dem Bischof, "zu mehr Bewegung der Kirche in Oberösterreich zu motivieren und möglichst viele Mitglieder, ja alle Menschen - auch die Suchenden und Fernstehenden - ansprechen". Wichtig sei dabei der Blick über den binnenkirchlichen Tellerrand hinaus.
Lebendiges Christsein begegnet ja nicht nur im Gottesdienst oder im Pfarrheim. Lebendiges Christsein beginnt bei einer kleinen, achtsamen Geste im Alltag, findet dann statt, wenn ehrlich und mit Freude die Sakramente gefeiert werden, und geht bis zur zeitlich begrenzten ehrenamtlichen Mithilfe in einem sozialen Projekt.
Es müsse ein besonderes Anliegen sein, "die spirituell Suchenden und sozial Interessierten in der ganzen Bandbreite von Nähe und Distanz im Blick zu haben und zu schätzen".
Der Bischof plädiert für den Dialog mit denen, die oft nur "im Vorbeigehen" mit Kirche in Berührung kommen, "die sich aber mit der Kirche identifizieren, weil sie ihre Bildungsangebote oder Beratung in Anspruch nehmen oder einfach, weil sie die Ruhe im historischen oder modernen Kirchenraum bzw. die Erreichbarkeit von Seelsorgern oder Seelsorgerinnen schätzen". Nachsatz: "Und das ist eine große Anzahl. Ja - es ist die Mehrheit der Katholikinnen und Katholiken in Oberösterreich."
Die Begegnung mit Menschen dürfe aber auch nicht an den eigenen konfessionellen Grenzen enden. Scheuer plädierte für mehr Offenheit hin zu anderen christlichen Konfessionen und Religionen sowie auf die "Nicht-Mehr- und die Nicht-Glaubenden in unserer säkularen Gesellschaft".
Notwendig sei bei allen Reformen immer ein Austausch, der von Wertschätzung geprägt ist. Unbestritten gebe es unterschiedliche Spiritualitäten, unterschiedliche Kirchenstile oder unterschiedliche Ausdrucksformen des Glaubens. Diese Unterschiede würden sich auch nicht einfach beiseiteschieben lassen. Aber es dürften nicht jene Stimmen die Oberhand behalten, die sagen: "Wir können und wollen nicht miteinander!" Er sei davon überzeugt, so der Bischof, dass durch den "Zukunftsweg" das zusammenhaltende "Wir" in der Kirche stärker sein werde, doch dafür sei die Bereitschaft zum Dialog untereinander unumgänglich.
Letztlich stehe und falle der gesamte "Zukunftsweg" freilich mit einer Vertiefung des Glaubens als Grundvoraussetzung, wie der Bischof betont:
Die anstehenden Fragen und Herausforderungen stellen uns jedoch unumgänglich vor die Entscheidung, uns neu im Evangelium zu verankern und uns auf die Mitte des Glaubens an den dreieinen Gott zu besinnen.
Quelle: kathpress