Benedikt XVI.: Rücktritt aus Liebe zur Kirche
Es sind emotionale Erinnerungen, die Alfred Xuereb, damaliger Sekretär von Papst Benedikt XVI., in einem Beitrag für "Vativcan News" mit der Ankündigung dessen Rücktritts verbindet. Bereits Tage vor der offiziellen Bekanntgabe während des Konsistoriums am 11. Februar 2013 weihte Benedikt den aus Malta stammenden Priester über sein Vorhaben ein.
Es gibt so viele Erinnerungen, die ich von Papst Benedikt habe und ich will sie nicht vergessen, denn es war eine schöne Zeit mit ihm. Selbstverständlich war sein Amtsverzicht der wohl prägendste Moment gewesen. Ich kann mich noch gut erinnern. Es war der 5. Februar 2013, als mich Papst Benedikt zu sich rief. Er bat mich, Platz zu nehmen, dann teilte er mir seine Entscheidung mit.
Sein erster Impuls war, Benedikt zu fragen, ob er sich seine Entscheidung nicht noch einmal überlege wolle, letztlich habe er sich aber zurückgehalten, erinnert sich Xuereb. Bei der offiziellen Bekanntgabe des Rücktritts habe er den ganzen Tag geweint, erinnert sich der Kurienmitarbeiter weiter. Rückblickend ist er sicher, dass Benedikt mit seinem Rücktritt seiner Meinung nach einen "heroischen Akt aus Liebe zur Kirche" vollzogen hat. "Er (Benedikt) dachte dabei vor allem an die Kirche, an die Liebe für die Kirche die sehr viel größer war, als seine Eigenliebe", so Xuereb über seine Sicht auf die Entscheidung Benedikts.
Unvergesslich bleibe auch, wie am Tag der Papstwahl das Telefon klingelte und Franziskus am Apparat war, um Benedikt zu sprechen:
Ich reichte das Telefon weiter und hörte Papst Benedikt sagen: 'Eure Heiligkeit, ich versichere Euch ab sofort meines völligen Gehorsams und Gebets'.
Der Abschied zwischen Benedikt und ihm selbst sei ein weiterer "gefühlvoller Moment" gewesen, so Xuereb. Benedikt habe ihm gesagt, dass auch er, Xuereb, dem neu gewählten Papst dienen werde. Formal wäre der Malteser auch nach dem Amtsverzicht Benedikts weiterhin dessen Sekretär gewesen.
Aus dem Staatssekretariat bekam ich dann die Meldung, ich solle so schnell wie möglich Castel Gandolfo verlassen, wo Benedikt sich aufhielt, und sofort im Sekretariat von Papst Franziskus anfangen, weil es schon viel Post zur Aufarbeitung gab.
Zuletzt begegnete Xuereb Benedikt XVI. am 14. Oktober 2017 anlässlich der Geburtstagsfeier des Monsignore. Seinen Gesundheitszustand beschrieb Xuereb seinem Alter entsprechend als gut. Obgleich er körperlich fragil sei, ist er geistig noch sehr fit. Erst vor kurzem meldete sich Benedikt in einem Brief an eine italienische Tageszeitung selbst über seinen Gesundheitszustand zu Wort:
Langsam schwinden die physischen Kräfte, innerlich bin ich auf der Wallfahrt nach Hause.
Quelle: kathpress