Klagenfurter Dom: In der Fastenzeit steht "das Kreuz im Weg"
"Das Kreuz im Weg": So hat der Kärntner Künstler Brandy Brandstätter sein aus vertikalen Metallstäben gebildetes Kreuz genannt, das im Rahmen der "Kunst im Dom 2018" während der Fastenzeit "gleichsam als Hindernis" die Mitte der Klagenfurter Domkirche bildet. Die Kunstinstallation behindert nämlich den Blick in den Altarraum, heißt es in einer Aussendung von Dompfarrer Peter Allmaier am Dienstag. Dies sei ein Hinweis auf das "Störende" des Kreuzes in der heutigen Gesellschaft, die sehr viel Übung in dessen Beseitigung habe, wie Allmaier anmerkte: "Unbequemes muss aus dem Alltag ausgeschlossen werden. Das Kreuz gehört weg." Eröffnet wird die Kunstinstallation im Rahmen des Gottesdienstes mit dem Kärntner Bischof Alois Schwarz am Aschermittwoch um 19 Uhr.
Brandstätter verwendete für seine Installation 129 Metallstäbe - mit einer Länge von insgesamt mehr als einem halben Kilometer -, die aus der Vogelperspektive betrachtet ein lateinisches Kreuz formen. Die Länge der Rohre ist vom Kircheneingang im Westen bis zum Altar im Osten bis auf 4,2 Meter ansteigend, so dass der Eindruck eines schräg im Raum liegenden Kreuzes entsteht. Im Mittelgang der Kirche lässt die Metallkonstruktion einen schmalen Weg frei, der den Zugang zu den Kirchenbänken ermöglicht. "Dennoch ist der Weg eng genug, um als Behinderung empfunden zu werden", so der Dompfarrer.
Kirchenbesuchern ist auch der Blick auf den Hochaltar und das Geschehen im Altarraum verstellt. Jeder den Gottesdienst mitfeiernde Gläubige muss sich ständig körperlich ein wenig hin- und herbewegen, um eine möglichst gute Sicht zu haben. Diese Form der Interaktion mache - so die Absicht des Künstlers - "die schauende Person zur beteiligten und damit zu einem wesentlichen Teil der Kunstinstallation selbst".
"Lanzen" und Feuer als Symbole
Dass die Metallstäbe an Lanzen erinnern, die verletzen können, halte allen vor Augen: "Man hat viel Übung im gegenseitigen Verletzen, doch die eigene Schuld möchte man sich nicht eingestehen." Ebenso die brennenden Kerzen an den Enden der Stäbe - sie stehen für Feuer, das wärmt, aber auch gefährlich werden kann. "Sobald jemand mit dem Feuer der Leidenschaft eine oft unbequeme eigene Meinung vertritt, muss das beendet werden", deutete Dompfarrer Allmaier. Auch hier gelte: "Das Kreuz gehört weg."
Und doch: "Wenn es etwas Richtiges im Falschen gibt und der Weg das Ziel ist, dann über das Kreuz", hielt Allmaier fest. "Denn das Durchkreuzen der Lebenspläne und die kreuzharte Anstrengung tragen mehr zur Weiterentwicklung der Persönlichkeit bei als die bürgerliche Behaglichkeit."
Am 18. Februar und 11. März werden sich jeweils um 16.30 Uhr im Klagenfurter Dom der Künstler Brandy Brandstätter, die Kuratorin Elisabeth Plank und Dompfarrer Allmaier über die Kunstinstallation austauschen und dabei auch Interessierte einbinden.
In der vorösterlichen Fastenzeit wird es im Dom auch ein Passionskonzert geben: Am 25. März um 16 Uhr werden unter dem Titel "O Crux Ave" der Domchor, die Domschola und die Domkantorei den Weg des Leidens Christi mit Musik von der Gregorianik bis ins 21. Jahrhundert nachzeichnen.
Quelle: kathpress