Katholisch-orthodoxes Gipfeltreffen ab Samstag in Wien
Wien ist von Samstag bis Montag Schauplatz der Feiern zum zweiten Jahrestag des historischen Treffens zwischen Papst Franziskus und dem Moskauer Patriarchen Kyrill I. auf Kuba. Die Jahrestag-Feiern in Wien haben zwei Hauptakzente: Am Samstag, 10. Februar, findet im Konzerthaus (19.30 Uhr) ein Konzert russischer Kirchenmusik unter dem Ehrenschutz von Kardinal Christoph Schönborn statt. Und am Montag, 12. Februar, ist das Wiener Erzbischöfliche Palais ab 16 Uhr Schauplatz eines Symposions, bei dem der Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen, Kardinal Kurt Koch, und Metropolit Hilarion, der frühere russisch-orthodoxe Bischof von Wien und nunmehrige Leiter des Außenamtes des Moskauer Patriarchats, die Hauptreferate halten werden.
Metropolit Hilarion hatte vor kurzem Kardinal Schönborn gebeten, die Feiern zum Jahrestag des Kuba-Treffens in Wien zu ermöglichen. Damit wird die Bedeutung Wiens für den Dialog zwischen römisch-katholischer und russisch-orthodoxer Kirche betont. Beim Symposion sollen die jüngsten Fortschritte und Probleme im Dialog zwischen russisch-orthodoxer und römisch-katholischer Kirche analysiert werden.
Weiters soll auch der erste Band eines gemeinsam von orthodoxen und katholischen Experten erstellten illustrierten Katalogs der während des Syrien-Kriegs zerstörten oder beschädigten Kirchen und Klöster präsentiert werden, wie das Außenamt des Moskauer Patriarchats laut der Stiftung "Pro Oriente" mitteilte. Die Idee des Katalogs war nach einer gemeinsamen Fact-finding-mission orthodoxer und katholischer Geistlicher aus Russland in Syrien entwickelt worden. Die gemeinsame Fact-finding-mission war eine der praktischen Konsequenzen des historischen Treffens zwischen Papst Franziskus und Patriarch Kyrill I. in Havanna.
Das Konzert des "Großen Staatlichen Tschaikowskij-Symphonieorchesters" und des "Moskauer Synodalchors" steht unter der Leitung von Wladimir Fedosejew. Zu Gehör gebracht werden Werke von Nikolai Rimski-Korsakow, Sergej Rachmaninow, Igor Strawinskij und auch von Metropolit Hilarion: Aufgeführt werden zwei seiner Werke für Chor und Orchester, das "Stabat Mater" und die "Wallfahrtslieder". "Radio Klassik Stephansdom" (Frequenz 107,3) wird das Konzert live übertragen.
Das Tschaikowskij-Symphonieorchester ist eines der ältesten und berühmtesten Orchester Russlands und für seinen besonderen Klang bekannt. Fedosejev steht dem Orchester seit 1974 vor und war von 1997 bis 2004 auch der Chefdirigent der Wiener Symphoniker. Der Moskauer Synodalchor wurde 2010 vom Dirigenten Aleksij Puzakow wiedergegründet und vereint liturgische Praxis mit höchster musikalischer Professionalität. Der Chor hat auch schon im Petersdom, in der Kathedrale von Santiago de Compostela, in der Sagrada Familia in Barcelona sowie in Konzertsälen von Moskau bis London gesungen. Im letzten Jahr konnte man einen Auftritt beim Brucknerfest in Oberösterreich erleben. Die Sopranistin Elena Ewsejewa ergänzt das Ensemble.
"Die universelle Sprache der Musik erlaubt es uns, langfristige und nachhaltige Beziehungen zwischen Menschen verschiedener Staaten, Nationalitäten und Religionen herzustellen und zu vertiefen", so Metropolit Hilarion. Das Konzert ist eine der ersten Veranstaltungen im österreichisch-russischen "Jahr der Musik" 2018, es ist auch Teil der "Tage der Russischen Religiösen Kultur". Es wird vom russischen Kulturministerium, der Russischen Botschaft in Österreich und dem Russischen Kulturinstitut in Wien unterstützt.
Gottesdienst in Wiener Nikolauskathedrale
Am Sonntag, 11. Februar, feiert Metropolit Hilarion in der russisch-orthodoxen Nikolauskathedrale in der Jauresgasse die Göttliche Liturgie. Es wird erwartet, dass Erzbischof Antonij (Sevrjuk), der neue Bischof für die russische orthodoxe Kirche in Österreich, konzelebrieren wird.
Die russisch-orthodoxe Kirche kann in Wien auf mehrere hundert Jahre Geschichte zurückblicken, die eng mit der russischen diplomatischen Vertretung verbunden war, ab der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert auch mit der Präsenz großer aristokratischer Familien. Das Herz der russischen Diözese ist die Nikolauskathedrale im 3. Wiener Bezirk. Sie wurde in den Jahren 1893 bis 1899 nach Plänen des russischen Architekten Grigorij I. Kotow (1859-1942) erbaut. Zar Alexander III. schenkte der Kathedrale schon zu Baubeginn vier eindrucksvolle Granitsäulen und einen prachtvollen Luster. Durch die politischen Umstände ab 1914 war die Kathedrale viele Jahre geschlossen oder zweckentfremdet. Erst 1946 wurde sie wieder für den Gottesdienst geöffnet. Bei der Restaurierung in den Jahren 2003 bis 2008 erfolgte unter Leitung des Malermönchs Archimandrit Zenon auch die Ausmalung der Oberkirche.
1962 wurde die russisch-orthodoxe Eparchie Wien und Österreich kirchenrechtlich errichtet. Die staatliche Anerkennung der russisch-orthodoxen Diözese erfolgte im März 2012. Zuvor hatte sich das Moskauer Patriarchat seit vielen Jahren um die staatliche Anerkennung seiner österreichischen Eparchie bemüht. Diese Anerkennung wurde durch die 2011 erfolgte Novellierung des Orthodoxengesetzes möglich. Patriarch Kyrill I. hatte die im Hinblick auf die österreichischen staatskirchenrechtlichen Vorschriften novellierten Statuten der Diözese am 15. Dezember 2011 genehmigt.
Quelle: kathpress